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LOHR: Leistung = Können x Wollen

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Leistung = Können x Wollen

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    „Mit Geld kann man nicht spielen, aber mit Kindern”. – Werner Gratzer (Regensburg) vermittelte Eltern und Lehrern wertvolle Erziehungsbotschaften.
    „Mit Geld kann man nicht spielen, aber mit Kindern”. – Werner Gratzer (Regensburg) vermittelte Eltern und Lehrern wertvolle Erziehungsbotschaften. Foto: FOTO Gisela Büdel

    „SEL – das stabile Dreieck. Ein konstruktives Miteinander von Schülern, Eltern und Lehrern in schwierigen Situationen ist unverzichtbar.“ – Werner Gratzer, Schulleiter und Buchautor aus Regensburg, gab am Dienstagabend in der Aula der Lohrer Realschule Orientierungshilfen zum Thema „Sind Schule und Elternhaus machtlos? Eltern und Lehrer ziehen an einem Strang!“

    Elternbeiratsvorsitzender Wolfgang Weis und Rektor Horst Karch hatten Gratzer, der in Pädagogenkreisen bekannt wie ein bunter Hund ist, eingeladen. Rund 200 Eltern und Pädagogen erlebten mit Gratzer einen „Elternabend anderer Art“ – praxisbezogen, spannend, humorvoll, abwechslungsreich und informativ.

    Gratzer, Rektor der Hans-Herrmann-Hauptschule Regensburg, anerkannter Buchautor und Lehrbeauftragter an der Uni Regensburg, trat nicht schulmeisterlich mit erhobenem Zeigefinger auf, sondern wusste die Eltern mit praktischen Erfahrungsberichten zu sensibilisieren. „Ich will Sie nachdenklich machen. Ich will, dass Sie loslassen und herzhaft lachen.“ Ansteckend wirkten sein Optimismus, gepaart mit einer gesunden Portion Humor. So ging Gratzer, selbst „Vater von Töchtern“, mit gutem Beispiel voraus. Humor entspanne Situationen und erspare manchen pädagogischen Kopfstand, riet er.

    „Wer keine Menschen mag, darf nicht Lehrer oder Vater werden.“

    Werner Gratzer Schulleiter und Buchautor

    Mit „zehn Geboten für eine gute Familie“ bekräftigte Gratzer die Vorbildfunktion der Familie. Da war die Rede von Demokratie, Vertrauen, Lachen und Reden. Grundsätzlich gelte: „Wir lernen am Vorbild.“ Eltern seien das erste Modell, an dem sich Kinder orientieren. Gerade in der Pubertät werde der Eltern-Kind-Dialog immer schwieriger. Gratzer schlug den Eltern als Alternative zum persönlichen Gespräch den schriftlichen Meinungsaustausch vor. Gefühle und Gedanken zu äußern, sei unverzichtbar.

    Gratzer ging auf die verschiedenen Gesichter der Gewalt ein und öffnete einen Koffer mit furchterregenden Gegenständen aus Schülerhand. Die Ursachen für die Entstehung und Zunahme von Aggressionen seien zu suchen in der Werteverschiebung, im unkontrollierten Medienkonsum und im Schulalltag. Gratzer legte Lehrern und Eltern den offenen Umgang miteinander ans Herz: „Kontraproduktiv ist es, wenn Eltern den Lehrer in die Pfanne hauen.“

    Gratzer, selbst Übungsleiter im Handball, hob die Bedeutung von Sportvereinen für das Erlernen von Sozialkompetenz heraus. Zugleich warnte er die Eltern jedoch vor zu hohen Erwartungen an ihre Sprösslinge. Mit dem Aufruf „Messen Sie Ihr Kind nicht an der Leistung“ ging Gratzer auf die Gefahren einer falschen Schullaufbahn ein und definierte: „Leistung = Können x Wollen“. Als wichtiges pädagogisches Prinzip nannte der Referent Lob und Anerkennung als positive Reaktion, wenn ein Kind „aus dem Tal herausgefunden hat“.

    Zum Ende des Abends versetzte der Referent die Zuhörer bei leiser Hintergrundmusik mit aussagekräftigen Zitaten in eine nachdenkliche Stimmung. „Eltern, achtet Eure Kinder!“ galt als oberstes Gebot. Ermutigen könne dieser einfache Satz: „Nicht nur meine Kinder sind so.“ – „Mögen Sie Ihre Kinder, mögen Sie sich selbst, mögen Sie Menschen?“ gab er den Eltern als Denkaufgabe mit auf den Weg. „Wer keine Menschen mag, darf nicht Lehrer oder Vater werden.“

    Bereits am Nachmittag hatte Gratzer eine dreistündige Lehrerfortbildung für alle Schularten gehalten. 100 Lehrer aus den umliegenden Grund- und Hauptschulen, Förderschule, Berufsschule und der Lohrer Realschule setzten sich am „Pädagogischen Tag“ intensiv mit dem Thema „Unterrichtsstörungen, Aggression, Gewalt in der Schule – sind wir Lehrer machtlos?“ auseinander. „Das war mehr als ein Vortrag; man muss es erlebt haben”, sagte eine Grundschullehrerin begeistert.

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