Zum Artikel "Ein Kraftakt für die Kreisumlage" vom 18. Januar erreichte die Redaktion folgende Leserzuschrift:
Dieser Tage wurde im Kreistag ein Haushaltsentwurf vorgestellt, in dem Marktheidenfeld eine bemerkenswerte Rolle spielt: Die Stadt darf einerseits - wie schon seit Jahren - die höchste Kreisumlage zahlen. Andererseits findet sich für die längst überfällige Sanierung von Gymnasium und Realschule kein Haushaltsansatz, mangels Planungsreife, wie in der Presse zu lesen war. Den Berichten zufolge „profitiert der Landkreis erheblich" von der in Marktheidenfeld erwirtschafteten Gewerbesteuer. Man erfährt aber leider nicht, ob und was von dem Geldsegen in unsere Stadt zurückfließt.
Unklar bleibt auch, wieviel der Landkreis in die Nachnutzung des Marktheidenfelder Krankenhauses investieren will. Gegen alle ursprünglichen Zusagen hatte die Kreispolitik zugelassen, dass sämtliche Abteilungen und Stationen vorzeitig und ersatzlos vom Krankenhaus Marktheidenfeld abgezogen wurden. Dieses Vorgehen hat im Raum Marktheidenfeld eine schmerzliche Versorgungslücke hinterlassen. Schließen könnte diese die Errichtung des vom Kreistag beschlossenen „medizinischen Stützpunktes". Das ist mehr als zwei Jahre her, aber immer noch nicht umgesetzt.
Der starke Wirtschaftsstandort Marktheidenfeld und sein Einzugsbereich benötigen eine angemessene medizinische Versorgung. Als Mittelzentrum hat die Stadt auch eine Versorgungsfunktion im südlichen Landkreis. In medizinischer Hinsicht kann diese Leistung nur ein gut aufgestellter Stützpunkt erbringen. Zudem zeigt die Corona-Krise, wie wichtig es ist, medizintechnische, personelle und vor allem räumliche Reserven zu haben. Schließlich wurde die Zahl der Akutbetten im Landkreis drastisch abgebaut. Aus bisher unbekannten Krisen müssen wir lernen, die Strukturen, vor allem die medizinischen, den neuen Gefahren anzupassen. Ein ärztlich gut besetzter medizinischer Stützpunkt, der mit der Zentrale zusammenarbeitet und diese notfalls auch entlasten kann, passt perfekt in ein Konzept, in dem die Lehren aus der Pandemie umgesetzt werden. Ebenso bieten sich hier Ausweichmöglichkeiten im Katastrophenfall.
Vor der Kommunalwahl lockte die inzwischen abgelöste Gesundheitsministerin Huml mit der staatlichen Förderung für ein „Pflegekompetenzzentrum". Egal ob ein solches Zentrum vorgesehen ist oder nicht: Planung und Errichtung des Stützpunktes müssen davon unabhängig bleiben. Dessen Funktion und Konzentration auf die ärztliche, insbesondere fachärztliche Versorgung des Raums Marktheidenfeld darf nicht verwässert werden. Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) wäre für den Stützpunkt die geeignete Organisationsform.
Der Landkreis Rhön-Grabfeld hat es in Bad Königshofen vorgemacht. Am 11. Januar 2021 wurde dort ein MVZ eröffnet, um so die Versorgungslücken in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie, Unfallchirurgie und innere Medizin zu schließen. Was in einer ehemaligen Kreisstadt mit etwa 7000 Einwohnern möglich ist, die nicht die Wirtschaftskraft von Marktheidenfeld hat, das sollte doch bei uns auch möglich sein. Marktheidenfeld darf sich nicht unter Wert verkaufen und deshalb ist zu hoffen, dass sich die Führung der Stadt für die Realisierung des Stützpunktes stark macht. Hier sei an den Fingerzeig des Wählers bei der zurückliegenden Kommunalwahl erinnert. Denjenigen, die damals davon sprachen, den „Landkreis neu denken" zu wollen, sei empfohlen, in Marktheidenfeld damit zu beginnen.
Thomas Messner
97828 Marktheidenfeld
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