Die Erfolge von Dr. Karlheinz Bartels um Sport, Kommunalpolitik und als Wissenschaftler bleiben unbestritten. Sein Einsatz macht eine Ehrenbürgerwürde längst überfällig. Er wurde auch mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.
Aber muss der zweifelhafte Aufschwung Lohrs als Schneewittchenstadt ein ausschlaggebendes Kriterium sein?
Märchen thematisieren in Bildersprache, die nur intakte Menschenseelen verstehen, Grundängste und Grundwahrheiten in archetypischer Form. „Archetypen“, ein Begriff aus der Tiefenpsychologie C.G. Jungs, sind Symbole für zeitlos gültige und auf alle Menschen zutreffende Elementarwahrheiten unseres Lebens. Sie drücken sich meist in Bildern aus. Märchen sind Parabeln auf das menschliche Leben und Kristallisationspunkte gesellschaftlicher Probleme. Märchen, Mythen und Träume bedeuten Prophetie, Therapie und Poesie zugleich.
Das Schneewittchenmärchen zeigt einen überwiegend therapeutischen Ansatz. Es soll Lebensmut, Lebenszuversicht, Lebensperspektiven, Lebensvertrauen und Lebenshilfe selbst in ausweglosen, verfahrenen Situationen vermitteln. Diese Therapiebilder einer Seelensprache historisch zu begründen, bedeutet, wie es der Kultur- und Sozialwissenschaftler Max Weber nennt, eine „Entzauberung der Welt!“
Mit einem grundverkehrten Ansatz einer grundverfälschten Interpretation Besucher zu locken, ist ein Ansinnen, das kulturell völlig absurd in die Irre führt. Wird ein Märchen mit historischen Fakten belegt, entwurzelt, entzaubert, rationalisiert, seiner Bildersprache, Botschaft, Prophetie, Therapie und Poesie beraubt, entwickeln wir uns zu entseelten „Homunculi“zurück.
Das Märchen entzaubert man mit solchem „Drehbuch“ zu einem wert- und seelenlosen „Destillat.“ Erhebt man dieses vielfach denaturierte, deformierte, degenerierte und destillierte Seelenmärchen schließlich als Alleinstellungsmerkmal zum Dogma, verfestigt man dieses Dogma in Bronze und verramscht es, dann pervertiert dieses vormals wertvolle, therapeutische Märchen zur kulturellen Lachnummer unserer Stadt. Schade!
Georg Ludwig Hegel Lohr