Volles Haus und beste Stimmung waren in der Neustadter Turnhalle am Samstagabend bei der Prunksitzung des Carneval Clubs geboten. Unter dem Motto „Viva Las Vegas“ zündeten die Närrinen und Narren auf der aufwendig dekorierten Bühne, deren Kulisse an die berühmte Spielerstadt in den USA angelehnt war, ein Unterhaltungsspektakel, das nach fünf Stunden jeden zufriedenzustellen vermochte.
Wenn eine Gemeinde dann auch noch einen eigenen Pfarrer hat, der sich nicht scheut, in die Bütt zu steigen und dabei voller Leidenschaft und mit perfekten Gesangseinlagen seine eigenen Schäflein unter die Lupe nimmt, ist das wohl einzigartig. Der Neustadter Pfarrvikar Christian Nowak scheint für die Bütt geboren zu sein.
Informations-Umschlagplatz am Stachus
„Was nützt uns denn Paris und der Eiffelturm, wo es bei uns doch einen Doppel-Kirchenturm gibt“, fragt er sein Publikum und berichtet höchst unterhaltend vom Neuschter Zentrum der Macht am Dorfplatz, dem Stachus. Dort sitzt Gisele Blümchens Schaltzentrale des dörflichen Geschehens, der Informations- Umschlagplatz von Neustadt.
Natürlich steigt Gisela Blum dann auch zum Pfarrer in die Bütt, um mit ihm das dörfliche Geschehen des letzten Jahres Revue passieren zu lassen. Da wird vom 17-jährigen Philipp berichtet, der mit dem Traktor seiner Eltern zum McDonald's nach Lohr fuhr, weil er noch Hunger hatte. Und Pfarrvikar Nowak berichtet, dass er sich bei der großen Frauenauswahl im Neustadter Kloster stets von Schwester Albertina beobachtet fühle, mit der er keinesfalls Ärger haben möchte. „Nicht nur in Las Vegas gibt es was zu lachen“, ruft der Pfarrer in sein johlendes Publikum. Wenn Nowak seinen Humor in die sonntäglichen Predigen einfließen lässt, sollte Neustadts Kirche nie über leere Bänke klagen.
Warum hat Kirche kein Klo?
Ob der Pfarrer denn wisse, warum es in der Neuschter Kirche kein Klo gibt, möchte Moderator Michael Schwab vom Pfarrer wissen. „Na, damit nicht noch mehr Leute austreten.“ Das Moderatorenduo Schwab und Matthias „Der Beck“ Pfeuffer ergänzt sich den ganzen Abend über glänzend zwischen den Ansagen mit gespielten Witzen und Kalauern. Da wird ein Fast-Food-Restaurant in Lohr zum Schachtelwirt, das aufgesucht werden muss, wenn es in Neustadt bei Emmi mal kein Schnitzel gibt, und die Purzelgarde erhält nach dem Auftritt einen glyphosatfreien Schoppen zum Verschnaufen.
Mehrfach wird die Neuschter Hääkönichin Lisa auf die Bühne gebeten, die in einer eigenen Büttenrede zusammen mit ihrer Mutter Andrea Pfeuffer glänzt, die zu gerne selber noch mal den Titel tragen würde und sich keinesfalls zu alt dafür hält. Dafür darf sie jetzt als Queen Mum die Staatsbesucher aus aller Welt in Neustadt begrüßen. Dass ausgerechnet Prinz Charles seiner Segelohren wegen nicht durch die schmale Toreinfahrt passte stört sie genauso wenig wie der Kotflügel der „schwarzen Ossi-Wachtel“, der noch immer im Zaun hängt, weil die Limousine der Kanzlerin nicht wenden konnte.
Actiongeladene Einlage mit Zementmischmaschine
Was beim Umbau des Dorfplatzes mit Gasexplosionen, Stromschlägen und faulen Arbeitern passiert, demonstrieren in ihrer actiongeladenen Einlage Christian Reckentin, Philipp Schwab und Heinz Müller, der dann kopfüber in der Zementmischmaschine stecken bleibt.
Kerstin Haug und Andrea Weyer zeigen die Unterschiede zwischen dem Stachus und der Siedlung anhand der Gymnastikgruppe auf. Während sich die eine über ein Leben als Fass und über die Zustände in der Hochleistungs- Gymnastikgruppe beklagt, kann die andere zwar Falco nicht von moderner Musik unterscheiden, glänzt jedoch mit einer RAP-Version von „Kollegah“, die sie aus dem Zimmer ihres Sohnes kennt.
Als das Männerballett zur späten Stunde die Bühne zu seiner fulminant-akrobatischen Tanzeinlage, nebst Überschlägen und Bodenrollen entert, sind die Neuschter durch die Sketche und Tanzeinlagen eh schon vollkommen aus dem Häuschen und der Siedepunkt der guten Laune ist erreicht.