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MAIN-SPESSART: Linken-Kandidatin Antje Clemens: Soziale Spaltung stoppen

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Linken-Kandidatin Antje Clemens: Soziale Spaltung stoppen

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    Dass beim Pressegespräch mit Antje Clemens im Lohrer Café Mann im Hintergrund ein Filmplakat von 1927 hing, war Zufall. Aber der Film „Metropolis“ hat viel mit der politischen Überzeugung der Bundestagskandidatin der Linken zu tun: der wieder aktuellen Kapitalismus-Kritik.
    Dass beim Pressegespräch mit Antje Clemens im Lohrer Café Mann im Hintergrund ein Filmplakat von 1927 hing, war Zufall. Aber der Film „Metropolis“ hat viel mit der politischen Überzeugung der Bundestagskandidatin der Linken zu tun: der wieder aktuellen Kapitalismus-Kritik. Foto: Foto: Michael Fillies

    Trotz ihrer Jugend hat Antje Clemens einige Lebenserfahrung, vor allem auf den Gebieten, die ihr politisch besonders am Herzen liegen. Die 32-jährige Aschaffenburgerin will die Verrohung der Arbeitswelt bekämpfen, sich für Alterssicherung und gegen Altersarmut einsetzen und das Gesundheitswesen verbessern. Die Linke, sagt die Bundestagskandidatin, sei die einzige Partei in Deutschland, die dafür konkrete Pläne vorgelegt hat.

    Die junge Mutter hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Was sie beim Einstieg in die Arbeitswelt – sie wollte Journalistin werden – erlebt hat, was sie in ihrem Bekanntenkreis und von Leuten in Pflegeberufen erfährt, das ist ihr Antrieb, sich aktiv politisch zu engagieren. Dort wie auch an vielen anderen Stellen – Infrastruktur, Klima, Außenpolitik – seien Veränderungen dringend nötig.

    Das gab die Veranlassung zum Parteieintritt. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe in Deutschland immer weiter auseinander, das beobachte jeder: „Um die soziale Spaltung der Gesellschaft zu stoppen, müssen wir Reichtum umverteilen. Die Linke ist die einzige Partei, welche hierfür ein konkretes Steuerkonzept vorlegen kann“, sagt Antje Clemens. Das Ziel: „Wir müssen Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen entlasten, und all diejenigen stärker besteuern, die sehr viel verdienen, erben oder große Vermögen haben. Es ist nur gerecht, wenn diejenigen, die mehr haben, auch mehr zahlen.“

    Des Weiteren stehe nur Die Linke konsequent für Pazifismus. Das dritte wichtige Anliegen der 32-Jährigen gilt dem Gesundheitssektor: „Wo die Gesundheit des Menschen auf dem Spiel steht, darf es keine Privatisierung geben. Es darf nicht sein, dass so ein wichtiger Sektor verkauft wird.“

    Was die Arbeitswelt anbelangt, unterstützt Clemens die Positionen der DGB-Gewerkschaften. Sie habe selbst erlebt, wie jungen Menschen der Existenzaufbau erschwert werde durch übermäßig verlangte Praktika, durch Befristungen oder Leiharbeit sowie durch Abkehr von Tarifvereinbarungen. Gesetzliche Arbeitszeitregelungen werden umgangen. Die Löhne und Gehälter in zahlreichen Branchen sinken oder stagnieren zumindest. Das behindert die Gründung von Familien und schlägt in der Folge negativ auf die gesetzliche Rente durch, da auch dort die Einnahmen fehlen. Daher heißt eine Kernforderung der Linken, den Mindestlohn auf zwölf Euro je Stunde anzuheben; das ergäbe für diejenigen Arbeitnehmer dann einmal eine Mindestrente von 1050 Euro – der jetzige Mindestlohn hingegen führe immer noch in die Altersarmut. Die betreffe nach offiziellen Zahlen „im reichsten Bundesland Bayern 17 Prozent der über 65-Jährigen“.

    Auf Versäumnisse und Fehler der Regierungskoalitionäre CDU/CSU und SPD geht Antje Clemens nicht ein. Lediglich die Ankündigung der SPD, das Rentenniveau (die Standardrente im Vergleich zum Durchschnittsverdienst) nicht unter 48 Prozent sinken lassen zu wollen bzw. bei diesem Wert festschreiben zu wollen, kritisiert die Bundestagskandidatin: „Das ist viel zu wenig.“ Vielmehr müsse das Rentenniveau auf den früheren Satz von 53 Prozent angehoben werden, was den Rentnern im Durchschnitt eine Erhöhung von 130 Euro im Monat bringe.

    Über Facebook und per E-Mail erhält Antje Clemens Hinweise und Anfragen von Bürgern. Regelrechte Hilferufe von Angestellten im Pflegebereich seien darunter, berichtet sie. Die Klagen beträfen „keine Zeit für Pausen, Übergabe an Kollegen erst nach neun Arbeitsstunden, dauerhaft unterschrittene Personalschlüssel“ . . . – dabei seien diese Missstände schon seit 2004 bekannt. Sie abzustellen, habe die Gewerkschaft ver.di Forderungen aufgestellt, „die wir zu 100 Prozent unterstützen“.

    Der 32-Jährigen ist bewusst, dass ihre Wahlaussichten gering sind. Aber sie will dran bleiben und wird trotz Baby Info-Stände anbieten und ihre Wahlzeitung an Haustüren verteilen – und gegebenenfalls nach der Bundestagswahl den bayerischen Landtagswahlkampf der Linken vorbereiten helfen.

    ONLINE-TIPP

    Die Redaktion hat ein kurzes Video von

    Antje Clemens gedreht. Darin erklärt sie, was sie als Erstes in Angriff nähme, sollte sie in den Bundestag gewählt werden. Das Video findet sich unter www.mainpost.de/main-spessart

    Antje Clemens Die Direktkandidatin der Linken im Bundestagswahlkreis Main-Spessart ist 1985 in Villingen-Schwenningen geboren und aufgewachsen. Sie lebt mit ihrem Partner in Aschaffenburg und hat im Juni ihr erstes Kind zur Welt gebracht. Antje Clemens engagierte sich in der katholischen Jugendarbeit und später bei der Betreuung demenzkranker Menschen. Nach dem Abitur jobbte sie unter anderem als Kellnerin und hielt sich für ein Dreivierteljahr in Westkanada auf. Zurück in Deutschland nahm sie 2005 das Studium der Politikwissenschaften auf, zunächst in Marburg, dann in Istanbul und schließlich in Berlin, wo sie den Bachelor- und den Masterabschluss erreichte. Auslandsaufenthalte in Kairo 2001 und in der Türkei 2007 mit einem Abstecher nach Syrien weckten das Interesse am Nahen Osten. Nach einigen Praktika und befristeten Stellen als Online-Redakteurin einer Tageszeitung und in einer Werbeagentur fand Clemens eine Festanstellung in einer Hanauer Firma als Koordinatorin von weltweiten Montage-Einsätzen. Nachdem sie früher einmal kurz in der Grünen Jugend war (aus Protest gegen die zeitweise eingeführten Studiengebühren), ist Antje Clemens im Januar 2016 in Die Linke eingetreten.

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