Ganz ohne Unterricht ging das aber nicht, denn sie nahm an einem Schüleraustauschprogramm des Bayerischen Jugendringes teil und besuchte ein College in Melbourne. Begonnen hat alles im vergangenen Mai, als sich die Schülerin des Mädchenbildungswerkes mit einem Gutachten des Gymnasiums um den Aufenthalt bewarb.
Die Organisation suchte eine passende Gastfamilie, die sich in Marie-Christins Fall als Volltreffer entpuppte. „Ich wurde dort sofort in die Famlie integriert und wie eine dritte Tochter behandelt“, erzählt die Zehntklässerin. Die gleichaltrige Amy und deren 19-jährige Schwester sowie die Gasteltern bescherten ihr ein unvergessliches Erlebnis. Vom Wellensurfen, dem Campurlaub in Central Australia und einer Städtetour nach Sidney schwärmt sie heute noch. Besonders nachhaltig ist Marie-Christin die Begegnung mit einer Schlange in Erinnerung geblieben, bei der sie allerdings mit dem Schrecken davonkam.
Überhaupt nicht verschreckt hat sie dagegen die australische Schule: Sie durfte sich ihre Kurse selbst aussuchen und wählte nach eigenen Interessen aus dem großen Angebot. Indonesisch, Sport, Computerunterricht und Mathe standen unter anderem auf dem Stundenplan. Verständigungsprobleme hatte sie keine. Im Vergleich zum deutschen Schulsystem, so stellte Marie-Christin fest, haben australische Schüler mehr Eigenverantwortung für ihr schulisches Fortkommen. Die Schüler lernen fleißig, aber ohne Stress. Diese Lebensart, die auch der Lebenseinstellung der Australier entspricht, möchte die Karlstadterin beibehalten.
Beeindruckt hat sie besonders die große Gastfreundschaft, die man ihr entgegenbrachte. „Ich hatte keinen Tag Heimweh und fühlte mich von der ersten Minute an, als mich meine Gastfamilie vom Flugplatz abgeholt hatte, total wohl“, sagt die Gymnasiastin. Die Tochter in guten Händen zu wissen, war ein beruhigendes Gefühl für die Eltern in Karlstadt.
Ausschlaggebend dafür war die gute Vorbereitung und Organisation des Bayerischen Jugendrings, der immer als Anlaufstelle für Schüler wie auch für Eltern zur Verfügung steht. „Für das Katholic College“, so Marie-Christin, „ist es eine Ehre, europäische Austauschschüler zu unterrichten“. Damit war sie in dieser Zeit nicht nur eine Repräsentantin ihrer Gemündener Schule, sondern auch Deutschlands.
Eingekleidet in die Schuluniform und mit guten Englischkenntnissen gerüstet, genoss sie den Unterricht in vollen Zügen, auch wenn der Schultag in Australien erst um 15.30 Uhr endet. „Ich war von der ersten Unterrichtsstunde an ein Teil der Klasse“, sagt Marie-Christin. Zur Verständigung meint sie, man müsse sich trauen und einfach losreden, dann klappe das schon.
Von ihren Erfahrungen mit einer ganz anderen Mentalität hat die 16-Jährige nicht für die Schule profitiert, sondern auch viel an Lebenserfahrung gewonnen. Jetzt freut sich Marie-Christin Bareuther auf den November. Dann wird Amy Angle bis Februar zu Gast im Mädchenbildungswerk und bei Familie Bareuther in Karlstadt sein.