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Lohr: Lohr als größter kommunaler Waldbesitzer der Region will Motor für Biosphärenregion sein

Lohr

Lohr als größter kommunaler Waldbesitzer der Region will Motor für Biosphärenregion sein

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    Wie hier in der Waldabteilung Hammersbach hat die Stadt Lohr schon vor Jahren rund ein Zwanzigstel ihres Waldbesitzes aus der Nutzung genommen und der Natur überlassen. Diese Flächen, insgesamt knapp 200 Hektar, bietet die Stadt nun offiziell für die Kernzone eines möglichen Biosphärenreservats an.
    Wie hier in der Waldabteilung Hammersbach hat die Stadt Lohr schon vor Jahren rund ein Zwanzigstel ihres Waldbesitzes aus der Nutzung genommen und der Natur überlassen. Diese Flächen, insgesamt knapp 200 Hektar, bietet die Stadt nun offiziell für die Kernzone eines möglichen Biosphärenreservats an. Foto: Johannes Ungemach

    Die Stadt Lohr befürwortet als größter kommunaler Waldbesitzer der Region die Ausweisung eines Biosphärenreservats im Spessart. Das hat der Stadtrat am Mittwochabend mit einem einstimmigen Beschluss formal untermauert. Gleichzeitig beschloss das Gremium, knapp 200 Hektar des Stadtwaldes für die Ausweisung der Kernzone eines möglichen Biosphärenreservats zur Verfügung zu stellen. Es ist die bislang größte Waldfläche, die eine Kommune aus der Region für das Vorhaben bereitstellen würde.

    In der Diskussion erklärten alle Redner, in einer Biosphärenregion große Chancen für die Regionalentwicklung zu sehen. Hintergrund: Die Landkreise Main-Spessart, Aschaffenburg und Miltenberg haben zusammen mit der Stadt Aschaffenburg einen Prozess angestoßen, in dem geprüft werden soll, ob der Spessart das Unesco-Siegel eines Biosphärenreservats erlangen könnte. Dieses steht für nachhaltige Entwicklung und naturschonende Lebens- und Wirtschaftsformen.

    Sebastian Kühl, am Landratsamt Main-Spessart für das Thema Regionalentwicklung und federführend für die Initiative in Sachen Biosphärenreservat zuständig, gab den Lohrer Stadträten zunächst einen Überblick über den Stand des Verfahrens. Er erinnerte an die Machbarkeitsstudie, die zu dem Ergebnis gekommen war, dass ein Biosphärenreservat für den Spessart "deutlich mehr Chancen als Risiken" bieten würde.

    Suche nach Flächen

    Aktuell laufe die Befragung aller Kommunen im bayerischen Spessart. Von diesen werde die grundlegende Haltung zu einem Biosphärenreservat abgefragt, aber auch die Bereitschaft, Stillegungsflächen für die Kernzone zur Verfügung zu stellen. Diese müsste mindestens drei Prozent des gesamten Biosphärenreservats umfassen. Die im Staatswald des Spessarts vorhandenen Stilllegungsflächen reichen jedoch bei weitem nicht aus, um den ganzen Spessart als Biosphärenreservat ausweisen zu können.

    Auch deswegen, so Kühl, komme den Kommunen eine "zentrale Rolle" im weiteren Prozess zu. Die Stadt Lohr, das machten Stadtrat und Bürgermeister Mario Paul am Mittwoch deutlich, will Motor dieses Prozesses sein. Schon vor Jahren hatte man sich für ein Biosphärenreservat im Spessart ausgesprochen. Schon damals beschloss der Stadtrat, knapp 200 Hektar für eine eventuelle Kernzone anzubieten. Dabei handelt es sich um jene rund fünf Prozent des Stadtwaldes, die man im Zuge der FSC-Zertifizierung aus der Nutzung genommen hat.

    Nun kam sogar die Diskussion auf, ob Lohr nicht noch größere Flächen bereitstellen sollte. Wenn ein Biosphärenreservat im Spessart am Ende an fehlenden Kernzonenflächen zu scheitern drohe, könne Lohr das "Zünglein an der Waage" sein, argumentierte Torsten Ruf (ÖDP). Das Gremium entschied dann jedoch einstimmig, es zumindest vorerst beim 200-Hektar-Angebot zu belassen. Man habe damit ein klares Zeichen gesetzt. Alles weitere könne man bei Bedarf später diskutieren, so der Tenor.

    Kühl: Halb- und Unwahrheiten

    Zur seit Monaten laufenden öffentlichen Diskussion sagte Projektsteuerer Kühl, dass diese von Interessengruppen "mit eher vorgefertigten Meinungen" dominiert werde, wobei von manchen Kritikern mit "Halb- und Unwahrheiten" argumentiert werde. Kühl betonte, dass ein Biosphärenreservat nicht in die kommunale Selbstverwaltung eingreife. Auf den 97 Prozent außerhalb der Kernzone gebe es keinerlei Einschränkungen, so Kühl. "Auch die Unesco schwingt nicht das Zepter", sagte er zu entsprechenden Behauptungen.

    Kühl sprach von vielen Chancen, die ein Biosphärenreservat für die Kommunen und die Region bieten könne, etwa für die Schaffung eine Spessarter Dachmarke, für Tourismus, Mobilität oder durch Fördergelder auch für Projekte der Gemeinden. Wolfgang Weis (Grüne) bezeichnete es als "verstörend", wenn vom Bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger der Eindruck erweckt werde, dass der Spessart die von einem Biosphärenreservat erwartete Regionalentwicklung nicht brauche. 

    Chance nicht vergehen lassen

    Bürgermeister Paul zeigte sich abschließend überzeugt, dass ein Biosphärenreservat eine "Triebfeder für die Regionalentwicklung" sein könne. Man dürfe diese "erhebliche Chance" nicht vorüberziehen lassen. Wie Projektsteuerer Kühl erklärte, soll bis Mitte oder spätestens Ende des Jahres von allen Kommunen im Spessart ein Positionierung zum Biosphärenreservat vorliegen.

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