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Lohr: Lohr beerdigt das geplante Baugebiet in Lindig

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Lohr beerdigt das geplante Baugebiet in Lindig

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    Auf der Wiese am Rande der Posener Straße im Stadtteil Lindig wollte die Stadt Lohr ein kleines Baugebiet schaffen. Doch jetzt wird das Vorhaben wohl begraben.
    Auf der Wiese am Rande der Posener Straße im Stadtteil Lindig wollte die Stadt Lohr ein kleines Baugebiet schaffen. Doch jetzt wird das Vorhaben wohl begraben. Foto: Johannes Ungemach

    Vor einem Vierteljahrhundert hat die Stadt ein Verfahren gestartet, um am Rande des Stadtteils Lindig ein kleines Baugebiet zu schaffen. Jetzt zieht man die Reißleine und beerdigt die Pläne. Die Gründe sind vielfältig. Doch im Stadtrat stoßen sie nicht bei jedem auf Verständnis.

    Sieben Bauplätze sind auf den ersten Blick nicht gerade viel. Im Lohrer Rathaus wäre man sicher dennoch froh gewesen, wenn es mit dem "Abrundungsbaugebiet Östlich-Lindig" geklappt hätte. Schließlich hat man nun schon oft die Erfahrung gemacht, dass das Schaffen neuer Bauplätze im engen Lohrer Talkessel außerordentlich schwierig bis unmöglich ist. 

    Und unmöglich, so die bittere Erkenntnis nach 25 Jahren, ist auch das kleine Baugebiet zwischen der Posener Straße und der "Sackenbacher Wiese". Dort, oberhalb des ehemaligen Paulisch-Werkes, hätten laut Plan die sieben Bauplätze entstehen sollen. 

    Etliche Hürden sind nicht aus der Welt zu schaffen

    Warum daraus nichts wird, wurde in der jüngsten Sitzung des Stadtratsausschusses für Stadtentwicklung deutlich. Dort brachte Rainer Tratberger als Vertreter des städtischen Bauamts die Gründe auf den Punkt: "Imissionsschutz, Artenschutz, Naturschutz." 

    Eine gewichtige Rolle spielt nach Aussage des städtischen Umweltreferenten Manfred Wirth auch die Wasserwirtschaft. Denn entlang der für das Baugebiet ins Auge gefassten Fläche verläuft der Klingengraben. Er hätte verlegt werden müssen, was jedoch mit enormen Forderungen des Wasserwirtschaftsamtes hinsichtlich Hochwasserschutz und Regenrückhalt verbunden gewesen wäre. 

    Über viele Jahre habe es ein Hin und Her zwischen Stadt und den Behörden gegeben, "herausgekommen ist eigentlich nichts", so Wirth. Mittlerweile ruhe das Verfahren schon seit Jahren. Tratberger verwies auch darauf, dass der Stadt nur ein ganz kleiner Teil der betreffenden Grundstücke gehöre. Die Bereitschaft der übrigen Eigentümer zum Verkauf sei "nicht da". 

    Mit Blick auf den Arten- und Naturschutz sagte Wirth, dass bei dem Baugebiet in Lindig wohl noch mehr Auflagen zu erfüllen wären als beim letzten Neubaugebiet, das die Stadt in Sendelbach südlich der Steinfelder Straße ausgewiesen hat.

    Die dort geforderten Ausgleichsflächen verzögerten das Projekt über Jahre und trieben die Kosten in die Höhe. Da für das Areal in Lindig Ähnliches zu erwarten wäre, würde man am Ende auf Grundstückspreise kommen, die "nicht konkurrenzfähig" seien, so Bürgermeister Mario Paul. Die Stadt kann ein Lied davon singen, wie schwer es derzeit ist, teure Bauplätze an den Mann oder die Frau zu bringen: Von ihren Bauplätzen im neuen Baugebiet in Sendelbach hat sie trotz mehrerer Vergaberunden erst einen Bruchteil verkauft.  

    Laut Tratberger bleibt als städtebauliches am Ende des bisherigen Prozesses in Lindig nur eines: "Stoppen und das Verfahren ordnungsgemäß beenden." Karl-Hermann Hummel (Bürgerverein) zeigte sich angesichts dessen einigermaßen fassungslos. In Lohr fehle es an Bauplätzen, sagte er mit Blick auf viele Einpendler. So lange sei man im Rathaus nun schon mit dem Thema befasst und habe viel Geld investiert. "Und jetzt sollen wir es einfach wegwischen? Da gehe ich nicht mit", sagte Hummel.

    Er sprach davon, dass das angestrebte Baugebiet optimal gelegen wäre, direkt an der Stadtbuslinie, nicht weit vom Bahnhof entfernt, einigermaßen eben. Man müsse doch "nur das Bauen anfangen", zeigte Hummel kein Verständnis für die zuvor aufgezeigten Hürden. Doch er war damit alleine.

    Bürgermeister Paul bezeichnet die Sache als aussichtslos

    Bürgermeister Paul etwa erinnerte daran, dass man im Rathaus in den vergangenen Jahren mehrfach geprüft habe, wo man in Lohr erfolgversprechend an das Ausweisen neuer Bauplätze gehen könnte. Das Gebiet "Östlich Lindig" sei dabei schon vor Jahren als aussichtslos eingestuft worden. Nicht vergessen dürfe man auch, dass gerade in Lindig der Leerstand an Wohnräumen recht hoch sei. 

    Michael Kleinfeller (CSU) warnte vor einem "zweiten Sendelbach". Man könne im Bemühen um neues Bauland "nicht mit dem Kopf durch die Wand". Lohr sei aufgrund seiner Topographie im Gegensatz zu manch anderen Kommunen einfach nicht in der Lage, sich "nach außen zu entwickeln". Stattdessen  müsse man im Bestand nachverdichten und Leerstände aktivieren.

    In die gleiche Kerbe schlug Brigitte Riedmann (Freie Wähler). Sie sprach davon, dass es "unverantwortlich" wäre, weiter Zeit und Geld in ein zum Scheitern verurteiltes Baugebiet zu stecken: "Wir haben es probiert und sind schlauer geworden." 

    Alexandra Walch (ÖDP) argumentierte, dass man das Baugebiet auch deshalb nicht weiterverfolgen solle, weil sonst einmal mehr die Natur ins Hintertreffen geraten würde. Clemens Kracht (Grüne) forderte schließlich, die Fakten anzuerkennen, von dem Baugebiet Abstand zu nehmen und stattdessen die Innenentwicklung Lohrs zu forcieren. 

    Gegen die Stimme von Hummel beschloss der Umweltausschuss am Ende, dem Gesamtstadtrat zu empfehlen, die Bemühungen um das Baugebiet in Lindig zu beenden. joun

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