Mit 19:2 Stimmen beschloss der Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwoch, 50 000 Euro Eigenanteil für „Lohr on Plan“ zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um ein zunächst auf zwei Jahre angelegtes Projekt der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt, der Werbegemeinschaft Lohr und der Stadt Lohr, das Unternehmen aus Lohr und seinem Umland helfen soll, sich gegen den Onlinehandel zu behaupten und damit die Stadt insgesamt zu stärken. Über das Bundesprogramm „Land.Digital“ sollen weitere 200 000 Euro Fördergelder beantragt werden.
Zusammen mit einem Vertreter der Fachhochschule erläuterte Lisa Straub, die Leiterin des im Aufbau befindlichen digitalen Gründerzentrums Lohr, das Projekt. Demnach soll Lohrs Attraktivität mit einer zentralen Onlineplattform gesteigert werden, mit dem Ziel Kaufkraft in Lohr zu halten.
Ab Mai 2019
Auf dieser Plattform sollen Anbieter ihre Produkte, Waren und Dienstleistungen präsentieren sowie Angebote und Rabattaktionen veröffentlichen und Terminbuchungen ermöglichen. Auch über Veranstaltungen soll man sich auf der Plattform informieren können.
Die Projektleitung soll mit einer halben E13-Stelle bei der Stadt Lohr angesiedelt sein, die fachliche und technische Umsetzung mit einer vollen E13-Stelle bei der Fachhochschule Würzburg/Schweinfurt. Der Zugang zu den Unternehmen soll laut Straub über die Werbegemeinschaft erfolgen, die „Energie“ habe die Mitnutzung ihrer W-Lan-Infrastruktur und E-Automobilität angeboten.
Als Projektlaufzeit nannte Straub Mai 2019 bis April 2021. Die Personalkosten für diesen Zeitraum bezifferte sie mit rund 215 000 Euro. Dazu kämen Sachausgaben von 35 000 Euro, was Gesamtkosten von 25 000 Euro ergibt.
Zwei Gegenstimmen
Durch die mit Hilfe der Plattform angestrebte Erhöhung der Attraktivität der Stadt Lohr und die erhoffte Verlagerung der Kaufkraft von „Online“ zu ansässigen Unternehmen könne auch die Stadt Lohr mit Mehreinnahmen rechnen, so Straub.
Während einige Stadträte „Lohr on Plan“ euphorisch begrüßten, andere es zumindest als Chance sahen, standen Christine Kohnle-Weis (SPD) und Brigitte Kuhn (CSU) dem Projekt so skeptisch gegenüber, dass sie es ablehnten.
Hohe Kosten
Für Kohnle-Weis war einerseits „das Juristische“ (Datenschutz, Urheberrechte) nicht abgeklärt, außerdem bürde man sich damit in finanziell schwierigen Zeiten eine weitere freiwillige Leistung auf, und das, obwohl die Stadt noch etliche Pflichtaufgaben zu erledigen habe. Kuhn sah das ganz ähnlich. „Wir können es uns nicht leisten.“
Bürgermeister Mario Paul räumte zwar ein, dass es sich um keine Pflichtaufgabe handele, aber in das Projekt einzusteigen sei „unerlässlich“, es sei für ihn „klar Wirtschaftsförderung“. Paul ging davon aus, dass jemand die Plattform nach Ablauf der zweijährigen Projektdauer übernehmen werde – vorausgesetzt, die Software sei gut genug.