Das Altstadt-Parkhaus unter dem Lohrer Schlossplatz wird wegen der Betonsanierung im kommenden Jahr von Februar bis November komplett gesperrt. Eine Teilsperrung würde die ohnehin schon hohen Kosten von knapp 2,3 Millionen Euro weiter steigern und die Bauzeit verlängern, hat der Werkausschuss des Stadtrates am Montag erfahren.
Christian Merkert, Sachverständiger des Tüv Süd, konstatierte für das Parkhaus "relevante Einschränkungen der Standsicherheit und Dauerhaftigkeit". Überall lauere Korrosionsgefahr. Bei den Zwischendecken, ähnlich bei Wand- und Stützsockeln, "haben wir eigentlich alles, was man nicht haben möchte".
Der Bewehrungsstahl rostet, die Betonschicht darüber ist dünner geworden und mit Chlorid durchsetzt, das wiederum den Korrosionsprozess fördert. Dazu kommen lange Risse im Oberflächenschutz, auch in den Bodenplatten. Das Sanierungskonzept will der Diplomingenieur in vier Bauabschnitten umsetzen.
Abstützung der Decken nötig
Dabei sollen der chloridbelastete Beton ausgetauscht, der Bewehrungsstahl nach statischen Erfordernissen ergänzt und ein neuer Oberflächenschutz aufgebracht werden. "Heute sind sehr leistungsfähige Oberflächenschutzsysteme auf dem Markt", versuchte er Bedenken aus dem Gremium zu zerstreuen. Während der Bauarbeiten muss das Parkhaus mit Baumstämmen und Stahlprofilen abgestützt werden.
Merkert rechnet mit einer Gesamtbauzeit von 34 Kalenderwochen (achteinhalb Monaten) von Februar bis November 2025. Die Baukosten nach dem jetzigen Wissensstand bezifferte er inklusive Nebenkosten auf knapp 2,3 Millionen Euro. Eine klare Absage erteilte er der Idee, während der Bauarbeiten weiter 35 bis 40 Stellplätze anzubieten.
Das würde laut Merkert zu einem deutlichen Mehraufwand führen, allein schon deshalb, um die Verkehrssicherheit für die Stellplatznutzer zu gewährleisten. Zudem müsse das Parkhaus während der Betonsanierung von der Brandmeldeanlage abgeklemmt werden. Würde es teilweise genutzt, wäre eine Brandwache rund um die Uhr nötig.
Nach Merkerts Einschätzung würde die Aufrechterhaltung einer Teilnutzung 155.000 Euro bis 175.000 Euro brutto Mehrkosten verursachen. Die Bauzeit würde sich um mindestens zwölf Wochen, eher 15 bis 16 Wochen verlängern. Deshalb empfehle der Tüv Süd die Betonsanierung bei Vollsperrung. Eine Teilnutzung wurde dann auch von keinem Ausschussmitglied mehr gefordert.
Ausschreibung später
"Ich denke, da wird während der Bauarbeiten noch etliches auftauchen", meinte Frank Seubert (CSU). Von Merkert erfuhr er, dass die Aufträge voraussichtlich im August oder September ausgeschrieben werden. Zu den hohen Kosten meinte Stadtwerkeleiter Johannes Goßmann, wenn das Parkhaus ein frei stehendes Bauwerk wäre, könnte man über einen Abriss nachdenken.
Auf Nachfrage von Torsten Ruf (ÖDP) sprach Bürgermeister Mario Paul von "relevanten Schäden", die aber "handhabbar" seien. In dieselbe Kerbe hieb der Tüv-Sachverständige: Wenn man bedenke, dass das Parkhaus etwa zwei Drittel seiner prognostizierten Lebensdauer schon hinter sich habe, sei es eigentlich in einem recht guten Zustand.
Eine mögliche Stilllegung wegen der hohen Kosten hielt Brigitte Riedmann (FW) für "völlig abwegig". Wegen ihrer zentralen Lage in der Innenstadt werde die Parkeinrichtung dringend gebraucht. Nach den Bauarbeiten habe Lohr wieder ein saniertes und attraktives Parkhaus.
Die Verwaltung schlägt nach den Worten von Bürgermeister Paul die Vollsperrung während der Betonsanierung vor. Darüber abgestimmt wurde aber nicht. Während der Vollsperrung seien das Parkdeck am Stadtbahnhof und die Tiefgarage unter der Stadthalle Alternativen. Ziel sei es, das Parkhaus bis zum Weihnachtsgeschäft 2025 wieder zu öffnen.
Wohin die Dauerparker ausweichen könnten, wollte Christiane Werthmann (Bürgerverein) wissen. "Wir sind zurzeit noch am Prüfen, was rechtlich möglich ist", meinte Goßmann. Zur Erläuterung wies Bürgermeister Paul darauf hin, dass die Tiefgarage unter der Stadthalle eigentlich für deren Stellplatznachweis gedacht ist und nicht für (temporäre) Dauerparker.
Kein Schutzraum
Clemens Kracht (Grüne) erkundigte sich, ob man während der Bauarbeiten nicht wieder einen Schutzraum für die Bevölkerung einbauen könnte, über den das Altstadt-Parkhaus schon einmal verfügte. "Das ist Aufgabe der staatlichen Behörden", lehnte Mario Paul ab. "Deswegen stellen wir keine Überlegungen an." Lohr müsse sein Geld in die Pflichtaufgaben stecken.
Ob sich die Lebensdauer des Parkhauses durch die Betonsanierung verlängere, fragte Frank Seubert. Die Sanierungsarbeiten gewährleisten nach den Worten von Christian Merkert "25 bis 30 Jahre".