Auf dem Gebiet von Lohr soll es keine Freiflächen-Photovoltaik im großen Stil geben. Der Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss hat sich am Mittwoch gegen solche Anlagen ausgesprochen. Stattdessen wurde gefordert, verstärkt Dachflächen, besonders von Gewerbe und Industrie, zur Produktion von Sonnenstrom zu nutzen.
Aus Sicht der Stadtverwaltung war eine andere Beschlussfassung geplant, nämlich geeignete Standorte zu benennen und damit aufzuzeigen, wo Solarfelder in Lohr möglich wären. Anlass sind Anfragen von Betreibern und Investoren, die zunächst mit den Eigentümern von Flächen verhandeln und erst dann zum Rathaus kommen. Die Verwaltung wollte das umkehren und selbst das Handeln übernehmen.
Darüber habe sich die städtische Umweltstelle "umfassend Gedanken gemacht", sagte Bürgermeister Mario Paul, der für diese Vorgehensweise warb. Umweltbeauftragter Manfred Wirth schilderte ausführlich die Situation in Lohr, wo verfügbarer Boden ohnehin knapp sei. Man habe viel Wald und es gebe Raumwiderstände, weil Grundstücke beispielsweise einen Schutzstatus haben. Folglich dürfte es im Stadtgebiet nicht viel mehr als eine Hand voll möglicher Areale für Solarfelder geben, meinte Wirth. Trotzdem wolle Lohr einen Beitrag zur Energiewende in Deutschland leisten und geeignete Standorte ausweisen. Damit schließe man sich der Regierung von Unterfranken und dem regionalen Planungsverband an.
Potenzial auf Dächern
Wirth nannte zwei Vorhaben, von denen das Rathaus weiß: Ein Solarfeld mit zwölf Hektar in Halsbach und eine Photovoltaikanlage auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses. Außerdem zeigte er eine Karte der Regierung von Unterfranken mit weiteren eventuellen Standorten. Es gehe nun darum, "Klarheit zu schaffen, wo solche Anlagen in Lohr möglich sind" und damit der "Spekuliererei" bezüglich der Flächen zu begegnen.
Brigitte Riedmann (Freie Wähler) hielt das "grundsätzlich für sinnvoll" und Bärbel Imhof (Grüne) fand es "prinzipiell gut, dass wir uns da mal Gedanken machen". Doch das meiste Potenzial für Solarenergie böten eigentlich die Dächer, da seien 94 Prozent nicht genutzt und hier müsse man ansetzen. Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen sehe sie sehr kritisch, man müsse sich hier auf Flächen konzentrieren, wo ansonsten keine andere Nutzung möglich sei. Zum Beispiel die alte Mülldeponie in Sendelbach. Dazu informierte Wirth, der Stadt obliege die Nachsorge und man habe Photovoltaik an dem Standort weiter im Blick. Vielleicht sei dort in den nächsten Jahren etwas möglich.
Flächenknappheit
Torsten Ruf (ÖDP) wies auf Artenschutz und kartierte Biotope hin, und Michael Kleinfeller (CSU) warnte, man müsse "aufpassen, was wir mit unserer Landschaft machen". Klimaschutz ja, aber es fehle in Deutschland "die richtige Strategie, wie wir's anpacken wollen". Er könne sich mit dem Ansinnen der Verwaltung "überhaupt nicht anfreunden" und brachte Solarmodule auf Industriedächern und an Fassaden ins Spiel.
Wegen der Flächenknappheit in Lohr lehnte auch Christine Kohnle-Weis (SPD) den Photovoltaik-Beschlussvorschlag ab. Paul verteidigte das Thema noch einmal, denn es sei "unser Beitrag" zur Erreichung der Klimaziele. Die Abstimmung ergab mit 1:10 jedoch eine eindeutige Ablehnung. Der Bürgermeister folgerte daraus, dass die Stadt künftig Anfragen zu Freiflächen-Photovoltaik kategorisch ablehnen werde.