Die Feuerwehr übt seit jeher eine faszinierende Wirkung auf Kinder aus. Doch auch mancher gestandene Mann bekommt beim Anblick der großen, roten Fahrzeuge leuchtende Augen. Und für eben jene „Feuerwehr-Fans“ gibt es nun etwas ganz besonderes: Sie können sich das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug der Feuerwehr Lohr ins Wohnzimmer stellen. Zumindest als Modell im Maßstab 1:87.
Es war vor ziemlich genau einem Jahr, als der Lohrer Kommandant Joachim Mantel eine E-Mail der Firma „Rietze Automodelle“ aus Altdorf erhielt. Die Zeilen ließen Mantel aufhorchen. „Die Firma war auf der Suche nach interessanten Fahrzeugen für ihre Modellkollektion und ist dabei auf der Homepage der Feuerwehr Lohr auf unser HLF gestoßen.“ Nun fragte die Firma, ob sie dieses Fahrzeug nachbauen dürfe.
„Ich hab mich gefreut, weil es nicht alltäglich ist, dass ein Fahrzeug aus dem eigenen Standort in so einem Sortiment zu finden ist.“ Und immerhin war das im Sommer 2010 für rund 400 000 Euro beschaffte Fahrzeug das erste im Landkreis mit einer derart breit gefächerten Ausrüstung. Brandbekämpfung, technische Hilfeleistungen und Umgang mit Gefahrgut – alles ist möglich. Highlights des HLF sind der 2000 Liter-Wassertank, eine hydraulische Seilwinde, ein Lichtmast mit Xenon-Scheinwerfern, ein Plasmaschneidegerät sowie jeweils eine Einmannhaspel für Verkehrsabsicherung und Wasserversorgung. Als Besonderheit verfügt das Hilfeleistungslöschfahrzeug zudem über einen Wasserwerfer mit einer Leistung von 1200 Litern pro Minute auf dem Fahrzeugdach.
„Eben weil ich's geheim halten wollte dachte ich, dass an dem Tag sicher niemand von meinen Leuten auf den Hof der Feuerwache kommt.“
Kommandant Joachim Mantel fotografierte am Neujahrstag
Nachdem Mantel schließlich grünes Licht für den Nachbau des Schlingmann-Fahrzeuges gegeben hatte, forderte die Firma Rietze Bilder des HLF 20/16 an. „Zum Nachbau und für die richtige Lackierung wollten sie Fotos des Fahrzeuges von allen vier Seiten, im 90 Grad-Winkel und von oben“, berichtet der Kommandant, der sich fortan entschloss, die Sache für sich zu behalten, um seine Mannschaft mit dem fertigen Modellfahrzeug zu überraschen.
Am Neujahrstag 2011 folgte das geheime Fotoshooting. „Eben weil ich's geheim halten wollte, dachte ich, dass an dem Tag sicher niemand von meinen Leuten auf den Hof der Feuerwache kommt.“ Und Mantel sollte Recht behalten. Auf dem damals schneebedeckten Hof wurde das Fahrzeug in die richtige Position gebracht, von vorne, von hinten, von links und von rechts geknipst. Vom ersten Stock der Feuerwache aus wurden schließlich noch Bilder vom Fahrzeugdach geschossen. Auch der Schriftzug „Feuerwehr Lohr a. Main“ samt dem Lohrer Stadtwappen wurde abgelichtet.
Auf Grundlage der Fotos erstellte die Firma schließlich vor der Produktion eine Lackiervorlage und legte diese dem Kommandanten vor. Dabei stellte Mantel fest, dass für das „Mini-HLF“ weder der Wasserwerfer, noch die hydraulische Seilwinde vorgesehen waren. Auch die Verkehrssicherungshaspel fehlte, stattdessen waren am Fahrzeug zwei Wasserversorgungshaspeln angebracht. „Und das sind halt gerade die Besonderheiten unseres Fahrzeuges. Als i-Tüpfelchen hätte ich mir schon gewünscht, dass das Modell eben diese Ausrüstung auch hat.“ Nach Rücksprache mit der Firma Rietze wurde zumindest die Seilwinde nachgerüstet.
Im Mai 2011 wurde das HLF bereits in Katalogen und im Internet unter www.rietze.de veröffentlicht und konnte für knapp 25 Euro vorbestellt werden. Lieferbar war es ab September. Im Sommer ließ Joachim Mantel dann bei einer Feuerwehr-Versammlung „die Katze aus dem Sack“: das Hilfeleistungslöschfahrzeug der Feuerwehr Lohr gibt es nun auch als Modellauto. „Unsere Leute fanden das ganz toll“, berichtet Mantel von der gelungenen Überraschung. 55 Modelle wurden von den Aktiven und Mitgliedern bestellt.
„Wir sind schon ein bisschen stolz, dass wir unser eigenes Fahrzeug jetzt auch als Spielzeug verfügbar haben.“
Kommandant Mantel über die Resonanz in der Truppe
Ende September kamen die kleinen roten Flitzer bei der Feuerwehr Lohr an. Und die Modellautos sind ein echter Hingucker. Originalgetreu, sogar das Stadtwappen oder der Schriftzug „Schlingmann“ sind winzig auf dem zehn Zentimeter langen und drei Zentimeter breiten Fahrzeug aufgebracht. Allerdings brauchen die Käufer auch Fingerspitzengefühl und Geduld. Denn einige winzige Anbauteile wie Spiegel, Pressluftfanfare, Seilwinde oder die beiden beweglichen Leitern, die in die Dachhalterung eingeschoben werden müssen, müssen selbst angebracht werden. Mantel freut sich über den Zuwachs im Fuhrpark: „Wir sind schon ein bisschen stolz, dass wir unser eigenes Fahrzeug jetzt auch als Spielzeug verfügbar haben.“