Mit einem Konzert der Band Jazz5 auf dem Vorplatz hat am Freitag nicht nur der Neustart des Programms der Stadthalle nach der dritten Pandemiewelle begonnen, sondern auch der Lohrer Kultursommer. Begleitend zum Konzert zeigte der aus Steinbach stammende Künstler Richard Kuhn in einer Ausstellung im Foyer und auf der Galerie der Stadthalle großformatige Frauenporträts.
Das Open Air mit angeschlossener Kunstausstellung, dem am Samstag noch ein Auftritt von Gerry & Friends folgte, bezeichnete Kulturamts- und Stadthallenleiter Thomas Funck im Vorfeld als "Versuchsballon". Wegen der ständig wechselnden Pandemie-Lage war lange unklar, unter welchen Bedingungen die Veranstaltungen stattfinden konnten.
Grundsätzlich besteht im Freistaat nach wie vor ein Veranstaltungsverbot, allerdings mit inzwischen sehr vielen Ausnahmen – beispielsweise für Kulturveranstaltungen. Public Viewing, also öffentliches Fußballgucken, gehört laut Funck nicht zu den Ausnahmen. Weil am Freitag auch die Fußball-Europameisterschaft begonnen hat, hätte er gerne auch Public Viewing bei ausgewählten Spielen angeboten, aber die Behörden hätten abgewunken.
Rund 50 Besucher
Funck hätte am Wochenende nach den aktuellen Bestimmungen für kulturelle Veranstaltungen unter freiem Himmel in Bayern 500 Besucher auf den Vorplatz lassen dürfen, "aber so viele passen dort ja gar nicht hin". Bestuhlt war für 100 Personen, gut die Hälfte der Stühle war besetzt. Rund 40 Besucher, die allermeisten aus Lohr, hatten vorher online einen Termin gebucht.
Der Rest wurde nach Registrierung der Daten über die Abendkasse eingelassen. Der Vorplatz war mit Flatterband abgesperrt. Ein negativer Coronatest war wegen des Inzidenzwerts im Kreis deutlich unter 50 nicht nötig, eine FFP2-Maske musste nur auf allen Wegen getragen werden und konnte am Platz abgelegt werden.
So ließ sich die erste Veranstaltung der Stadthalle seit Spätherbst 2020 unter fast normalen Bedingungen genießen. Jazz5 mit Gerhard Kunkel (Saxofone), Rainer Nöth (Trompeten), Hans-Jürgen "Jag" Zezula (Gitarre), Liam Wade (Bass) und Peter Wirth (Schlagzeug) swingte und groovte sich durch Jazz-Standards wie "Fly me to the moon" und "Girl from Ipanema". Die Fünf sind Lehrer der Lohrer Sing- und Musikschule.
Konzeptionelle Bedeutung
Die Bandauswahl für die beiden Tage begründete Thomas Funck damit, dass Jazz5 bereits im Winter in der Stadthalle auftreten sollte, was wegen der Pandemie nicht möglich gewesen sei, und Gerry & Friends einen hohen Bekanntheitsgrad hätten. Zudem habe alles ziemlich schnell gehen müssen. Er habe aber "noch ein paar Sachen in der Hinterhand".
Funck machte in einem Gespräch mit dieser Redaktion deutlich, dass er der Richard-Kuhn-Ausstellung eine konzeptionelle Bedeutung beimisst. Er kann sich beispielsweise Ausstellungen mit integrierter Musik vorstellen. "Vielleicht kann man daraus etwas für Business Events und Empfänge machen."
Der Kulturamts- und Stadthallenleiter will die "Zeit nutzen, um zu experimentieren". Er lasse sich jeden Tag von der Stadthalle inspirieren, "was hier möglich sein könnte".