Der Luftraum über Karbach gehörte in der vergangenen Woche wieder einmal einer Gruppe von versierten und erfahrenen Schweizer Modellfliegern, Tüftlern und Modellbauern. Seit 20 Jahren sind die neun Schweizer Modellflieger jedes Jahr für eine Woche zu Gast bei der DJK-Modellfluggruppe „Albatros“ und ebenso lange genießen sie herzliche Gastfreundschaft beim Gastwirtsehepaar Gudrun und August Jeßberger in der Marktheidenfelder Baumhoftenne. Anlässlich des Jubiläums stellte Kurt Wächter unisono mit seinen Kollegen fest: „Der Markt Karbach mit dem wohl schönsten Modellflugplatz in Europa sowie die familiäre Gastfreundschaft der Familie Jeßberger, mit gutem Essen, fränkischer Gemütlichkeit, die schöne fränkische Landschaft, und vor allem aber auch die gute Verbindung und Kameradschaft mit der Modellfluggruppe ,Albatros‘ der DJK Karbach ist alle Jahre eine Reise wert!“
So lange die versierten Modellflieger in Karbach zu Gast sind, so lange genießen sie Haus- und Schlüsselrecht am Hangar und dem Fluggebäude. Sie wissen das zu schätzen, wie Alfred Möltner, Sprecher der DJK-Modellflieger, feststellt. Auf vielen Großflugtagen waren ihre Vorführungen beliebte Zugnummern im Programm, mit zahlreichen wunderschönen Flugmodellen, angefangen von schnellen Düsenjets, bekannten Doppeldeckern, Kunstflug- oder Kampfmaschinen. Immer wieder bestaunt war ihr turbulentes Flugprogramm mit sieben blitzschnellen Maschinen, Gee-Bee-R-3-Modellen mit einer Spannweite von 1,45 Metern, ferngesteuert von sieben hochkonzentrierten Piloten.
Wie die Verbindung zur DJK Karbach zu Stande kam, erzählt Kurt Wächter, 60-jähriger Biologe: Schweizer und Lohrer Arbeits- und Modellflugkollegen lernten sich in Stuttgart kennen. Über die Modellfluggruppe Waldzell kamen die Schweizer zur DJK-Modellflugabteilung und sind seit 1991 gern gesehener ständiger Gast, vor allem bei den Großflugtagen.
Die Piloten kommen aus dem Kanton Aargau und sind Mitglieder in fünf verschiedenen Modellflugvereinen. Sie kennen sich gut von Wettbewerben und sind eine mit viel Humor ausgestattete Crew. Im Urlaub in Karbach fliegen die Experten, darunter mehrere ehemalige Mitglieder der schweizerischen Nationalmannschaft, von früh bis spät abends. So mancher Zaungast findet den Weg hinauf auf das Modellfluggelände auf der „Löllbachhöhe“ und ist begeistert von den Vorführungen.
Hightech vom Feinsten bieten die Jet-Maschinen, in denen oft Hunderte von Bastelstunden stecken, und deren Düsentriebwerke, die am Triebwerksausgang bis zu 800 Grad heiß werden und bis zu 5000 Euro kosten. Die Modelle sind bis zu 400 Stundenkilometer schnell. Rund drei Liter Treibstoff halten den Jet etwa acht Minuten lang in der Luft. Mit sieben Maschinen und Piloten gleichzeitig legten die Eidgenossen extra für unseren Mitarbeiter ein Luftballett hin, das sich sehen lassen kann. Normalerweise wären neun Piloten geflogen. Aber einer der Eidgenossen war einen Tag vorher nach Hause gefahren und ein weiterer musste seinen Urlaub wegen eines Wespenstiches abbrechen. Zur Schweizer Modellflugcrew gehören Bernhard Lüscher (53), Erich Wächter (53), Markus Bachmann (62), Daniel Bopp (51), Heinz Neuhaus (53), Herbert Jost (52), Beat Kohl (54), Fredi Pahr (51) und Kurt Wächter (60).
Für über 20-jährige Treue zur „Baumhoftenne“, wo die Modellflieger logieren, überreichte Inhaber August Jeßberger den Eidgenossen als kleines Dankeschön Fleecejacken mit dem Aufdruck „20 Jahre Fliegeralarm“. Ihrerseits haben die Modellflieger ihre Hightech-Maschinen mit dem Emblem der Baumhoftenne verziert und fliegen so mit deren Namen in die weite Welt hinaus.
Die Höllenkatze
Herbert Jost aus Wittnau vom Modellflugclub MSV-Wettingen führt uns seine Grumman F6F-5 „Hellcat“ (Höllenkatze) vor, einen trägergestützten Jagdeinsitzer mit einer Spannweite von 2620 Millimeteren im Massstab 1:5. Die Maschine hat einen Fünf-Zylinder-Sternmotor, Typ Moki 215, der immerhin 13 PS auf den Propeller bringt und 23 Kilogramm wiegt. Das ruhig laufende Aggregat erinnert an den schönen Klang eines Harley-Davidson-Motorrades. Jost hat die „Hellcat“ selbst gebaut. Jedes Teil ist baugerecht wiedergegeben. Selbst jede einzelne Niete, mit einem Leimpünktchen gearbeitet, ist dort zu sehen, wo sie im Original auch sitzt.
Die Grumman F6F „Hellcat“ gehörte zu den wenigen Kampfflugzeugen, die von Anfang an perfekt waren, heißt es unter den Experten. Direkt nach dem Angriff der Japaner auf die Amerikaner in Pearl Harbour konstruiert, benötigte die „Hellcat“ so gut wie keine Erprobung oder Entwicklung, sodass sie unverzüglich in Serie gehen konnte. Schwärme dieser blauglänzenden Marinejäger entrissen der japanischen Mitsubihi Zero im Laufe des Krieges die Lufthoheit über dem Pazifik. Ein 18-Zylinder-Doppelsternmotor mit einer Startleistung von 2029 PS brachte sie auf 620 Stundenkilometer in mittlerer Höhe. Ihre Dienstgipfelhöhe war 11 500 Meter. Text: lau