Mit einer Mehrheit von zehn zu vier Stimmen sprach sich der Kreuzwertheimer Marktgemeinderat am Dienstag für die Errichtung einer Freiflächen-Fotovoltaikanlage durch die Firma Main-Spessart Solar in der Nähe des Gewerbegebiets Wiebelbach aus. Nun wird ein städtebaulicher Vertrag mit dem Vorhabenträger geschlossen und die Entwurfsplanung der Bauleitplanung begonnen. Konkret befindet sich die Fläche neben einer Lagerhalle von Kurtz Ersa.
Ein PV-Park in diesem Gebiet war bereits 2020 und 2021 Thema im Gremium, wurde damals aber mehrheitlich abgelehnt. Bürgermeister Klaus Thoma verwies auf die nun geänderte Ausgangslage durch geopolitische Unwägbarkeiten, die den Druck hin zu erneuerbaren Energien hin erhöhten. Auch aus der Bevölkerung habe es Nachfragen gegeben, warum in der Gemarkung Kreuzwertheim keine derartigen Projekte angegangen werden. Der Gemeinderat hatte sich daher entschieden, dass Thema Freiflächen-PV erneut anzugehen.
In der nichtöffentlichen Sitzung vom 14. Februar 2023 entschied er, das Projekt von Main-Spessart-Solar weiter zu verfolgen. In der aktuellen Sitzung stellten Geschäftsführer Bernd Büttner und sein Mitarbeiter Eberhard Jaklin die Details vor. Die Anlage soll auf einer Gesamtfläche von 13,8 Hektar errichtet werden, die Pachtmöglichkeiten dafür sind sichergestellt. Die Fläche ist 3,8 Hektar größer als in der Planung von 2020/21. Wie Büttner erklärte, sei dies wirtschaftlich notwendig. Hauptgrund seien die massiv gestiegenen Kosten für die Einspeisung am Umspannwerk in Trennfeld. Dort muss der PV-Anlagenbetreiber eine separate Schaltanlage vor dem Umspannwerk bauen. Außerdem gab es Änderungen bei den Möglichkeiten für das Leitungsnetz. So muss nun eine 5,5 bis sechs Kilometer lange Leitungstrasse nach Trennfeld gebaut werden.
Ganz verstecken lassen sich solche Anlagen nicht, aber begrünen
Der PV-Park Wiebelbach soll laut Geschäftsführer eine Leistung von 15 MW haben und etwa 15 Millionen kw/h Strom pro Jahr produzieren. Die Kommune erhalte unter anderem 0,2 Cent je produzierter Kilowattstunde Kommunalabgabe und damit etwa 30.000 Euro im Jahr. Weiterhin soll eine finanzielle Bürgerbeteiligung an der Anlage in der Form eines Nachrangdarlehens eingeführt werden.
Zur optischen Wirkung der Anlage erklärte er, ein hundertprozentiges Verstecken solcher PV-Parks sei nicht möglich. Jedoch befinde sich die Wiebelbacher Fläche in einer Senke. Das Gelände habe vom Weg zum Wald ein Gefälle von sechs Metern, was die Einsicht mindere. Zudem wird der Bereich um die Anlage begrünt. Bis diese Begrünung, unter anderem durch Büsche, komplett gewachsen ist, dauere es jedoch fünf bis sechs Jahre. Bereits zuvor solle eine Zwischenlösung der Begrünung die Sicht mindern. Weiter wurde erklärt, dass die Flächen unter den PV-Paneelen durch Schafe beweidet werden sollen.
Wenn alles optimal läuft, könnte die Anlage 2026 in Betrieb gehen
Zum Zeitplan erklärte er: Laufen alle planungsrechtlichen und organisatorischen Aspekte optimal, könne die Anlage im April 2026 in Betrieb gehen.
In den Fragen der Räte ging es unter anderem um die Speicherung und Nutzung des Stroms des PV-Parks. Büttner erklärte auf Frage von Frank Theobald, eine zeitweise Abregelung aus Netzgründen werde auch vorkommen. Man plane aber den späteren Einbau eines Speichers, der die erzeugte Energie bis zur Netzeinspeisung puffern kann. Wann man diese Speicher einbaue und in welcher technischen Form, hänge auch von staatlichen Regelungen und Förderungen ab.
Auf Frage von Rat Martin Kaufmann erklärte Büttner, eine direkte Belieferung des nahen Industriegebiets wäre theoretisch möglich, aber nur mit Speicherlösung am Park sinnvoll. Zum Bau der Anschlussleitung nach Trennfeld sei man aber verpflichtet.