Kann es so viele ansprechende, erstklassige und auserlesene Kunst- und Musikbeiträge an einem einzigen Abend geben, dass das Publikum mehr als vier Stunden fasziniert lauschen, sehen und staunen muss? Ja – das ist möglich. So geschehen am Freitagabend bei einer Veranstaltung zum 50-jährigen Jubiläum der Lohrer Sing- und Musikschule.
Über hundert kleine und große Künstler und Künstlerinnen präsentierten gemeinsam in der "Langen Nacht der Künste" in der Alten Turnhalle insgesamt 26 Programmpunkte in einer abwechslungsreichen Vielfalt, so dass Zuhören und Zuschauen in keiner Weise langweilig wurde. Aufgeteilt war das Ganze in vier Blocks mit Pausen dazwischen. Geplant war ein Kommen und Gehen, es sollte eine offene Veranstaltung bei freiem Eintritt sein, aber die Wenigsten der zunächst rund 150 Zuhörer gingen vor Ende.
In den ersten beiden Blocks waren naturgemäß die Kinder und Jugendlichen in der vordersten Reihe. Sie präsentierten einzeln, in Ensembles, auch mit ihren Lehrern oder anderen festen Gruppen (zum Beispiel die "WIM-Kinder Lohr", das Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium oder das Lohrer Jugendzentrum waren dabei) tolle, meist musikalische Beiträge.
Auch namhafte Künstler bereichern das Programm
Auch andere Kunstformen neben der Musik sollten an diesem Abend zur Sprache kommen und das geschah durch gelesene lyrische Texte ebenso wie durch Bildbeschreibungen und auch durch extra ausgestellte Bilder. Am späteren Abend ging es eher in die "Profi-Richtung", wie es Musikschulleiterin Petra Breitenbach in einem persönlichen Gespräch ausdrückte. Hier waren auch namhafte Künstler wie der Maler und Dichter Hartwig Kolb oder die Schriftstellerin Krystina Kuhn dabei.
Annette Madré (Lohrer Yoga-Lehrerin) erklärte ihre großformatigen, farbenfrohen Bilder und was sie darin sieht, der Betrachter wurde aber auch angeregt, sich seine eigenen Gedanken zu machen. Kolb erläuterte seine ausgestellten Bilder, ging aber auch mit eigenen lyrischen Texten vor allem auf den Zeitgeist und aktuelle politische Situationen ein: "Es gibt einige Themen, die man nicht mit Farbe und Pinsel behandeln kann".
Kuhn hingegen erzählte von sich und einem relativ neuen Hobby: "Wie andere Muscheln sammeln, sammle ich einzelne Wörter aus Zeitschriften, die ich dann zu neuen Sätzen forme." Heraus kamen so schöne Sachen wie: "Der grasgrüne Geschmack von Apfelkernen im butterweichen Sommer ..."
Besonders stolz, nämlich "stolz wie Bolle", zeigte sich Petra Breitenbach über ihr ehemaliges "Früherziehungskind" Hendrik Arns, der gerade aus Tokio von einer Inszenierung der Oper "Parsival" zurückgekommen war und aus seinem Buch "Die for me" las.

Auch die musikalischen Beiträge waren allesamt auf einem sehr hohen Niveau. Das ging von selbst komponierten Harfenstücken (Franziska Amend) über Streicher- und Bläserensembles bis zu einem wunderbaren"Gute-Nacht"-Lied von Schubert, dargeboten mit Klavier (Christel Schlensok) und Cello (Andreas Franzky). Besonders hervorzuheben sei hier der junge Silas Kunkel, der aus 24 selbst geschriebenen Präludien "in allen Tonarten" zwei präsentierte; diese kamen großen Künstlern gleich – Respekt!
Insgesamt war der Abend eine riesige Bereicherung der Lohrer Kulturszene. Die Musikschule möchte noch einige solcher Termine anbieten, in denen sie "raus aus unseren Räumen", so Breitenbach, gehen. Städtische Musikschule sozusagen "on Tour" auch in andere Orte. Man darf gespannt sein.