Homburg (arth) Sind Stuntmänner Supermänner? Einer, der es wissen muss, verneint diese Frage ohne Wenn und Aber. Dirk Hagedorn (41) aus Düsseldorf.
Wir trafen ihn am Rande der Dreharbeiten für die RTL-Sendereihe "Notruf" am vergangenen Wochenende in Homburg. "Stunt" heißt in der englischen Übersetzung so viel wie (gefährliches) Kunststück. Das Wort gefährlich möchte der Rheinländer Dirk Hagedorn nicht gerne in den Mund nehmen und relativiert: "Stuntman ist ein völlig normaler Beruf, auch wenn er manchmal etwas gefährlicher als ein Bürojob aussieht".
Nur bei so genannten Body-Stunts, wenn höchster körperlicher Einsatz gefordert wird, müsse man mit einem etwas höheren Risiko arbeiten. Knochenbrüche seien nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen.
Kein Knochenjob
Ist Stuntman also doch ein Knochenjob? Hagedorn verneint erneut. Damit er bei vermeintlichen spektakulären Szenen wie beispielsweise bei einem von ihm bereits praktizierten Sprung von einer Rheinbrücke mit optimaler Fitness zur Sache gehen kann, stählt er seinen Körper im eigenen Studio in Düsseldorf und betreibt Kraft- und Kampfsport, denn, kräftige Muskelpartien helfen Verletzungen zu vermeiden.
"Nur einmal ist mir richtig etwas passiert", erinnert sich Hagedorn, der in Homburg als freier Stuntman für das Leverkusener Stuntteam Dietmar Löffler arbeitet, auf Nachfrage. Der Düsseldorfer musste sich vor der Kamera mit einem Auto überschlagen, eine Szene, die zwar spektakulär aussieht, aber ansonsten zum "handwerklichen Alltag" gehört. Bei diesem Stunt wurde die Rücklehne vom Sitz gerissen - ein Vorfall, der wiederum die Gurte wirkungslos werden ließ. Die Verletzungen: zwei gebrochene Wirbel und eine von der Wirbelsäule abgerissene Rippe.
In der Regel sei das Risiko bei Auto-Stunts geringer als im normalen Straßenverkehr. Hagedorn nennt dafür einen plausiblen Grund: Bei Stunts sorge ein Überrollkäftig mit einem besonderen Gurtsystem für optimale Sicherheit - eine Einschätzung, von der er sich trotz seines erlittenen Unfalls nicht abbringen lässt. Der sympathische Darsteller ergänzt: "Ich weiß in der Regel immer, was auf mich zukommt, und habe nicht den Schreckmoment wie im normalen Straßenverkehr". Die Arbeit eines Stuntman haben nicht immer mit wilden Aktionen oder "heißen Szenen" zu tun, auch Präzisionsfahrten (Hagedorn: "Ich fahre alles, was Räder hat") müssen millimetergenau vor der Kamera rübergebracht werden.
In Homburg zum Beispiel saß der Stuntman am Steuer des 14-Tonnen-Lasters und brachte diesen so nahe an ein zweites Fahrzeug, dass man später im Fernsehen unschwer den "kleinen Crash" erkennen wird.
"Berufsausbildung"
Wie wird man eigentlich Stuntman? Bei Dirk Hagedorn hat sich das "einfach so entwickelt". Während seines Medizinstudiums jobbte er auf einem Abschleppwagen und kam so in Kontakt mit der Filmproduktion von dem aus Lohr stammenden Hermann Joha, dessen Unternehmen "Action Concept" unter anderem für die Fernsehserien "Der Clown" und "Cobra 11" arbeitete. Joha gehört zu den Bekanntesten der Stunt-Branche in Deutschland. Dirk Hagedorns gelegentliche Mitarbeit führte eines Tages zum Fulltime-Job; bei Joha war er acht Jahre im Team.
In der heutigen Stunt-Szene ist Dirk Hagedorn kein Unbekannter. Regelmäßig wird er vom Südwestdeutschen Rundfunk engagiert, wenn eine Tatortproduktion abgedreht wird. Dabei doubelt Hagedorn die Fernseh-Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Volkerts), wenn diese mit ihrem Dienstwagen laut Drehbuch "Action" fahren muss. In den nächsten Tagen steht für Hagedorn ein weiterer SWR-Tatort auf dem Programm.