Yvonne Alisch von der gleichnamigen Tanzschule in Aschaffenburg und ihr Kollege Alexander Brenneis vermittelten in jeweils zwei Unterrichtsstunden mit einem „Antiblamierprogramm“ den Teenagern, wie man das richtige Maß an Selbstsicherheit und Höflichkeit entwickelt, um in Gesellschaft nicht als Fremdkörper zu wirken.
Zunächst erklärten die beiden Fachtrainer den Mädchen, was Umgangsformen eigentlich sind, und warum es sie gibt: „Die gleichen Regeln, die Du beim Tennisspielen beachten musst, kann Deine Freundin beim Handball sicher nicht anwenden“, stellte Brenneis fest, nachdem er die Mädchen nach ihren Lieblingssportarten gefragt hatte. „Dieselbe Funktion wie diese Regeln im Sport haben die Umgangsregeln in der Gesellschaft“, erklärte er.
Sich selbst leiden können
Voraussetzung für einen guten Umgang mit anderen Menschen sei, dass man sich selbst leiden könne. Man könne von anderen als Resonanz nur das erwarten, was man selbst gebe und mitteile, ganz nach dem Motto: „Wie man in den Wald hineinruft, schallt es zurück.“ Als weitere Grundlage gelten ein natürliches Selbstbewusstsein und eine gewisse Selbstsicherheit.
Zu diesen positiven Stichworten, die das Wort „Selbst“ am Anfang des Wortstammes führen, zählten die Schülerinnen weitere auf, wie Selbstachtung oder Selbstständigkeit und dann auch negative Bezeichnungen, wie Selbstzerstörung oder gar Selbstmord. Die positiv besetzten Ausdrücke seien unter anderem auch das Rüstzeug, um gegen Alkohol und Drogen gewappnet zu sein, machten die Trainer klar.
Dass man nicht immer guter Laune sein kann, stehe auch fest. Es gebe Tage, an denen alles schief laufe und man deshalb schlechter Laune sei. Da könne man vom Gegenüber keine herzliche Freundlichkeit erwarten. Es sei dann am besten, man schaue in den Spiegel und schneide eine „Riesengrimasse“. Wenn man dann wieder über sich selber lachen könne, sei man wieder auf einem guten Weg.
Der dazugehörigen Übung „Grimassenschneiden“ gingen die Mädchen gleich intensiv und mit viel Fantasie nach. Nach dem Spaß ging es ernsthaft mit den Erläuterungen zu Toleranz, Hilfsbereitschaft, Rücksichtnahme und Zivilcourage weiter, bevor die Mädchen in Rollenspielen die Grundregeln bei der Begrüßung und der Vorstellung praktisch übten.
Lernziel erreicht
In den für jede Klasse angesetzten eineinhalb Stunden konnten die Trainer nicht den gesamten „Knigge“ vermitteln. Aber das von Yvonne Alisch formulierte Lernziel, den Jugendlichen in Bezug auf die Umgangsformen bewusst zu machen, „dass alles so zurückkommt, wie es selbst gegeben wird“, ist eindeutig erreicht worden.
Zufrieden zeigte sich außer der Schulleitung auch der „Förderverein Netzwerk MBW“, der das Projekt finanziell kräftig unterstützt, zumal es zu den erklärten Zielen des Vereins passt, „die Mädchen fit fürs Leben zu machen“, wie Vorsitzende Astrid Kortenbruck und Schulleiterin Schwester Hildburg Baumgartner übereinstimmend mitteilten.