Fast 120 Jahre stand der Bildstock zu Ehren der Gottesmutter Maria unterhalb der Firma Reifen Wirthmann an der alten Mittelsinner Straße. Nachdem die Straßenführung vor mehreren Jahrzehnten geändert wurde, hat die Kolpingfamilie das Schmuckstück nun saniert und an der Weggabelung Gräfendorfer Straße/Schlossstraße neu aufgestellt. Das Marterl wird am Mittwoch, 3. Oktober, um 16 Uhr in einer Marienandacht gesegnet.
1897 aufgestellt
Nach den Unterlagen der Kolpingfamilie war ein Burgsinner Bürger namens Christ Ende der 1800er Jahre schwer erkrankt. Nach seiner Genesung fertigte er den Bildstock und stellte diesen 1897, bevor er nach Amerika auswanderte, am Ortsausgang der Mittelsinner Straße auf. Bis zu seinem Tod 1955 betreute der Hirte Johann Adam Neuf den Bildstock. Danach war dieser dem Verfall preisgegeben.
Aber 1958 machte es sich die Kolpingsfamilie zur Aufgabe, das Marterl neu anzufertigen und am gleichen Platz wieder aufzurichten. Ein Betonsockel wurde als fester Untergrund gefertigt. Der damals 17-jährige Otto Bechold erinnert sich, dass er mit einem Schubkarren den dafür benötigten Beton von der Baufirma Josef Wirthmann rund zwei Kilometer weit zur Baustelle geschoben hatte.
In der Obhut der Kolpingfamilie
Zimmerleute des Sägewerks Kleespies & Söhne bearbeiteten den gestifteten Eichenstamm, um an diesem Balken die Jahreszahl 1897, den Tag der Neuerrichtung, 7. Dezember1958, und das Kolpingzeichen einzuschnitzen. In ein Kästchen wurde eine Muttergottesstatue gestellt. Nach der Einweihung und Segnung übergab der Pfarrer Franz Rückel den Bildstock in die Obhut der Kolpingfamilie.
Bei einer späteren Renovierung wurde im Sockel des Bildstocks eine Flasche mit einem Dokument von 1958 gefunden. Dieses weist mit Unterschriften nach, dass die Neuanfertigung in den Händen von Planer Ferdinand Kreuter und den Arbeitern Otto Vogt, Otto Bechold, Albrecht Hörnis und Ludwig Vogt lag. „Die Weihe nahm Präses Franz Rückel vor und die Kolpingkapelle spielte unter der Leitung von Kapellmeister und Polizist Georg Jäger mit 27 Mann Besatzung“, war in dem Dokument zu lesen.
Marterl wurde 1992 renoviert
Nachdem Anfang der 1980er Jahre für den Neubau der ICE-Schnellbahnstrecke die Trasse der Mittelsinner Straße verlegt worden war, stand der Bildstock im Abseits. Trotzdem unterzogen Mitglieder der Kolpingsfamilie 1992 das Marterl wieder einer Schönheitskur.
2017 dachten die Kolpingverantwortlichen über eine Versetzung des Marterls an eine gut einsehbare Stelle nach und setzten die Idee bald um. Am Rande des Anwesens von Reifen-Wirthmann, an der Gräfendorfer Straße, fand sich der neue Standort. Fachleute aus den Kolpingreihen fertigten eine Schablone für das Fundament, dem rundum verankerte Sandsteinfindlinge Stabilität bringen. Sandsteine für die Umrandung wurden behauen und vermauert sowie der Sandsteinsockel gesetzt. Der Eichenstamm und das Bildstockgehäuse wurden überholt und aufgerichtet, auch das Umfeld wurde neu gestaltet.
120 Stunden investiert
Acht Personen engagierten sich in rund 120 unentgeltlichen Stunden bei der Sanierung. Jahrzehntelang haben sich die Familien Gärtner und Franz um die Pflege und den Blumenschmuck des Marterls gekümmert, nun hat Annemarie Wirthmann den Dienst übernommen.