Das Lohrer Jugendzentrum entwickelt sich zusehends zu einer Kaderschmiede für erfolgreiche Hip-Hop-Tänzer. Bereits im Sommer 2008 belegte der Pflochsbacher Max Gärtner bei der Hip-Hop-Weltmeisterschaft in Las Vegas mit der Gruppe „Old School Diamonds“ den 16. Platz. Nun hat erneut ein Tänzer, der auch im Lohrer Juze seine Schritte und Moves probt, seine Fähigkeiten auf höchstem Niveau bewiesen.
Am 23. Juli war Heldt mit seinen Mittänzern in die USA gereist. Das selbstgesteckte Minimalziel der Gruppe war das Erreichen der Finalrunde der besten Zwölf. Dazu musste man sich der amtierende deutsche Meister am 30. Juli unter 50 Gruppen aus der ganzen Welt behaupten. Darunter auch in der Szene so bekannte Gruppen wie „KABA Modern“, welche vor einem Jahr noch zu den großen Idolen der jungen Tänzer von „Physical Funk“ zählte.
Nachdem Heldt und seine Mitstreiter in der Vorrunde den vierten Platz belegt hatten, stieg am 1. August vor 6000 bis 7000 Zuschauern im „Orleans Hotel“ in Las Vegas das Finale. Hier galt es, die Leistung aus der Vorrunde zu bestätigten. Das gelang der Formation Physical Funk mit ihrem zweiminütigen Auftritt. Die mit hochrangigen Vertretern der amerikanischen Show-Szene besetze Jury sprach den Deutschen am Ende den fünften Rang zu.
Damit ist Heldt „mehr als zufrieden“. Natürlich habe man, wenn man schon mal zu einer Weltmeisterschaft reise, insgeheim schon die Hoffnung, auf das Podest oder vielleicht gar zum Titel zu kommen. Aber auch mit dem fünften Platz könne er sehr gut leben, so Heldt gegenüber der Main-Post.
Unzählige Stunden hatten die jungen Tänzer im Vorfeld in die Vorbereitung gesteckt. Neben dem harten Training galt es natürlich auch, Sponsoren für das kostspielige Unterfangen zu finden.
Ein Problem in der Vorbereitung war auch, dass die Mitglieder von „Physical Funk“ ziemlich verstreut leben. Neben Markus Heldt kommt nur noch seine Freundin Christine Rentschler aus der Region. Sie wohnt in Wertheim. Der Kern der Truppe sitzt mit Slavko und Svonko Jovanovic sowie Anna Basso und Ilker Kirak jedoch aus Heidelberg. Dazu kommen noch Luigi Fasini aus Mannheim und Muharem Demiri aus Stuttgart. Viele Wochenenden habe man in Heidelberg durchtrainiert, erzählt Heldt. Unter der Woche habe zuhause jeder für sich zusätzliche Trainingseinheiten absolviert.
Im Juli dann war der große Moment des Abflugs gekommen. Zunächst machte die Gruppe Station in Los Angeles. Dort besichtigte man unter anderem den verühmten „Walk of Fame“. Dort hat auch Michael Jacksons einen Stern. Zu der Musik des vor wenigen Wochen gestorbenen Weltstars hatte Heldt einst seine ersten Tanzerfahrungen gesammelt. Er war ein großes Vorbild für ihn.
Bei der Weltmeisterschaft in Las Vegas gab es neben den anstrengenden Auftritten noch einen ganz besonders emotionalen Augenblick für die Mitglieder von „Physical Funk“.
Heiratsantrag auf der Bühne
Als die Gruppe gerade dabei war, dem Publikum die einzelnen Mitglieder vorzustellen, verband das einer der Tänzer, Ilker Kirak mit einer Liebeserklärung an den Hip-Hop, das Tanzen und speziell an seine Freundin Anna Basso. Die Liebeserklärung gipfelte schließlich in einem auf der Bühne gemachten Heiratsantrag. Als Basso diesen gerührt annahm, war das Publikum nicht mehr zu halten. Die Zuschauer applaudierten begeistert, einige waren gar zu Tränen gerührt.
Neben „Physical Funk“ waren noch weitere deutsche Formationen am Start. In „Wo Mans Work“ aus Aalen war mit Conny Schöffmann eine zweite Main-Spessarterin am Start. Sie belegte mit ihrer Gruppe ebenso einen Platz in der zweiten Hälfte des Teilnehmerfeldes wie die Gruppe „Crazy Steps“ aus Kleve.
Seine ersten Tanzerfahrungen hat Markus Heldt im Lohrer Jugendzentrum gemacht. Dort trainierte er auch jahrelang. Noch immer kann er seinen Erfolg nicht so recht fassen: „Das musste dir mal auf der Zunge zergehen lassen: Fünfter in der Weltmeisterschaft“, ist er noch immer ungläubig.
Auch Mathilde Lembach und Heinz Schwaiger, die Pädagogen im Lohrer Jugendzentrum, freuen sich sehr über Heldts Erfolg. Durch ihn sehen sie ihre Arbeit bestätigt. Seit seinem zwölften Lebensjahr besuchte Heldt fast täglich das Jugendzentrum und trainierte nimmermüde Breakdance und Hip-Hop. Heldt und Schwaiger unterstützten ihn dabei nach Kräften, sowohl im Hobby wie auch bei der Schullaufbahn.
„Physical Funk“, die alle ihre Choreographien selbst kreiiert und ausarbeitet, will nun auf alle Fälle weiter zusammen bleiben und zusammen tanzen. Ihr Ziel ist eine weitere Teilnahme bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr. Daneben wolle man sich auch einen Manager suchen.
Zunächst einmal wird jedoch fleißig getanzt. Es gilt, die für das Sponsoring versprochenen Auftritte abzuarbeiten. Im September dann wird Markus Heldt wieder als Trainer beim Main-Spessarter Dance Camp in Arnstein mitarbeiten.
Stilistisch ist er ein Multitalent: Er tanzt gleichermaßen Hip-Hop und Breakdance. So nahm er mit Dominik Blenk (aus Lohr/Frammersbach) und einigen Mitgliedern von „Crazy Steps“ sowie „Wo Mans Work“ auch am B-Boy-Battle in Las Vegas teil. Hier schied man gegen den späteren Sieger aus.
Am 1. September startet Heldt nun eine Ausbildung zum Maler und Lackierer in Wertheim. Dort wohnt er derzeit auch bei seiner Freundin. Gemeinsam mit ihr geht Heldt einen großen Traum: Irgendwann wolle er eine eigene Tanzschule eröffnen und dann anderen das beibringen, was er kann.