Ein millionenschwerer Ausbau der Ortsverbindungsstraße Kleinwernfeld–Massenbuch ist von der Stadt Gemünden zurzeit nicht zu leisten. Bürgermeister Jürgen Lipperts Ankündigung, heuer lediglich Verbesserungen für 185.000 Euro vorzunehmen – die sogenannte Variante 1 –, war vorige Woche in der Bürgerversammlung in Massenbuch nicht gut aufgenommen worden (wir berichteten). Der Gegenvorschlag aus dem 200-Einwohner-Dorf: Die 185.000 Euro als Grundstock eines erhofften Vollausbaus in einigen wenigen Jahren auf Seite zu legen!
Darauf ließ sich Bürgermeister Lippert in der Stadtratssitzung am Montagabend nicht ein. Vor neun Zuhörern, davon acht aus Massenbuch, fasste er das Ergebnis der Bürgerversammlung und seine Schlussfolgerungen in einer ausführlichen Rede mit vielen Einschüben zusammen. Damit nordete er schließlich den Stadtrat ohne Beschluss auf seine Linie ein: 1. Die 185.000 Euro für unaufschiebbare Reparaturen und vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahmen (Leitplanken) im Haushalt 2019 belassen. 2. Grundsatz-Entscheidung über die anzustrebende Ausbau-Variante "in den nächsten Wochen".
Alte Versprechungen zählen nicht
Dass der Ausbau seit Jahrzehnten Thema ist und offizielle Stellen immer wieder Versprechungen gemacht haben, sieht der Bürgermeister nicht als Verpflichtung: "Ich weiß nicht, was vor 30 Jahren war, und ich lasse mich nicht verantwortlich machen dafür, was gemacht oder nicht gemacht worden ist." Zum Hinweis von Ortssprecher Günter Betz, der Bürgermeister selbst habe vergangenes Jahr 1,8 Millionen Euro in der Finanzplanung für 2020 vorgesehen gehabt, sagte Lippert: "Das passiert mir künftig nicht mehr." Diese Zahl sei nicht mit Kosten- und Zuschussermittlungen belegt und auf die jetzige Haushaltssituation abgestellt gewesen, sondern lediglich als Absichtserklärung zu verstehen gewesen.
Nötig sei eine Grundsatzentscheidung, so Lippert, und die sei jetzt nicht zu treffen, weil nicht alle Stadträte in der Bürgerversammlung waren und sie somit auch nicht die zwei neuen Varianten 5 und 6 kennen. Die beiden Varianten hatte Ortssprecher Betz ins Gespräch gebracht. Sie sehen eine Verlegung des Teils der Ortszufahrt aus Kleinwernfeld heraus vor. Dies "wäre natürlich wichtig, wenn die neue zweite Mainbrücke (für die Ortsumgehung Gemündens) bei der Zwing den Main quert", meinte Stadtrat Gerhard Thumes. Die Variante 6 sehe die Fraktion der Freien Wähler/Freien Bürger als die beste an, bekundete Werner Herrbach. Deren Förderkriterien und Umsetzungsdauer solle die Stadtverwaltung jetzt in Erfahrung bringen.
Umwidmung als Kreisstraße?
Zum jetzigen Zeitpunkt zu diskutieren, hielt Jürgen Stich für müßig, da "wir nicht wissen, ob wir in zwei, drei, fünf oder zehn Jahren eine Ausbauvariante haben". Ferdinand Heilgenthal forderte, die schon vor 30 Jahren geplante Umwidmung zur Kreisstraße zu betreiben. Die vergleichbare Verbindungsstrecke Rothenfels–Bergrothenfels sei Kreisstraße (MSP 25), sei nicht einmal einen Kilometer lang, und sei 2017 für 1,6 Millionen Euro saniert worden, wovon Rothenfels nur 35.000 Euro zu zahlen hatte.
Jürgen Lippert nannte es "grundsätzlich richtig", die linksmainische Ortsumgehung in die Überlegungen für die Massenbucher Straße einzubeziehen. Aber: "Wir sind im Bundesverkehrswegeplan bis 2030 vorgesehen – wer weiß, wann die Planung beginnt? Das wird jedenfalls die nächsten zwei Jahre nichts." Der Bürgermeister verteidigte seine oben beschriebene Linie: "Damit haben wir nichts vergeben. Wir beschließen nichts, was nachher keiner will."