Eines der wertvollsten Gebäude in Karlstadt, die Hauptstraße 9, möchte die Stadt Karlstadt von Eigentümer Karl-Heinz Goldkuhle erwerben. Ob schon als Inhaber oder erst als Mieter – der Stadtrat plant im Erdgeschoss, mit Eingang von der Hauptstraße aus, eine neue Tourist-Information und das Büro für das neue Stadtmarketing (siehe unten stehenden Bericht).
Architekt Alfred Wiener stellte dem Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag seine Ideen für eine Neueinrichtung des Touristikbüros vor. Über eine Treppe nach außen auf die Hauptstraße betritt der Karlstadt-Besucher einen 100 Quadratmeter großen Raum, der Platz auch für Besuchergruppen gibt. Links können Gäste in einer Fensternische auf die Straße schauen und eventuell einen Karlstadter Schoppen genießen, während sie die Übernachtungsmöglichkeiten studieren. Die Hälfte der 100 Quadratmeter nutzen ein kleines Büro hinter Glas und ein Informationstresen mit seitlichen Gesprächsbereichen. Wieners Wunsch ist eine 24-Stunden-Öffnung, wobei die Informations- und Bürohälfte mit einer Glaswand, die aus der Eichenholzeinrichtung gezogen oder von der Decke abgelassen werden kann, nachts verschlossen wird. Diese Glaswand ist tagsüber nicht sichtbar.
In die Mitte des Raumes stellt Wiener gläserne Infosäulen, ausgestattet mit Flachbildschirmen, an denen die Gäste sich über Karlstadt-Spezial informieren können. Themen wie Natur, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Wein, Kultur, Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten kann der Gast selbst abrufen. Wiener ist überzeugt, dass die multimediale Informationstechnik Standard in einem Touristikzentrum sein muss.
An den zwei Wänden lösen sich Glasvitrinen, Info-Ständer mit Prospekten und eventuell Fahnen, Bilder oder andere Karlstadt-spezielle Schaustücke ab. Hier wird auch die Wand für eine Tür durchbrochen und damit eine Verbindung zum stadtgeschichtlichen Museum geschaffen. Beide Einrichtungen nutzen mit ihrem Personal, den ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Tourist-Information und den Museumsmitarbeitern des Historischen Vereins Synergien. Für eine Beratung oder Zimmervermittlung sollen die Museumshelfer geschult werden.
Ein barrierefreier, Rollstuhl-freundlicher Zutritt wird ebenerdig von der Brunnengasse her geschaffen. Bei einer Sanierung des Hauses Goldkuhle, das in Stadtbesitz weiteren Platz für das Museum bieten soll, wird zeitgemäß ein Fahrstuhl im Haus eingebaut. Im Tourist-Büro selbst soll es keine Toilette geben. Die Mitarbeiter sollen übergangsweise die Museumstoilette nutzen, bis im barrierefreien Eingang an der Brunnengasse ein WC eingebaut ist.
Die Kosten für Umbau und Einrichtung belaufen sich auf 284 000 Euro. Bürgermeister Karl-Heinz Keller hat bereits die Zusage der Städtebauförderung der Regierung. Die Wirtschaftsförderung und das EU-Programm Leader-Plus, deren Mitglieder die Stadt seit einem Jahr ist, haben Zuschüsse in Aussicht gestellt. „Leader-Plus legt gerade ein neues Programm auf. Anfang 2008 können wir mit ihnen und der Wirtschaftsförderung verhandeln“, sagte Keller, der einen Zuschuss von „50 Prozent plus“ erwartet. Es werde also nicht so schnell aus der Hüfte geschossen, meinte Keller. Den Einwand von Stadtrat Horst Keßler, dass die Stadt gegebene Zuschüsse möglicherweise zurückzahlen müsste, wenn der Stadtrat das Touristikbüro an die geplante Stadtmarketing GmbH vermietet, verwarf Keller mit dem Hinweis auf eine spätere Vertragsverhandlung.
Der Bürgermeister sieht eine Aufwertung der unteren Hauptstraße als Pendant zur oberen mit der Hohen Kemenate, wenn sich Tourist-Information, Museum und die gegenüberliegenden Gasthäuser gegenseitig befruchten.