„In diesem Beruf dominieren noch immer die Männer“, erklärt Olaf Schleich von „Die Lackiererei“, „aber wir merken, dass sich auch immer mehr Mädchen für den Beruf interessieren.“ So auch Theresa Schwert, Elena Ramcke, Marina Roschau und Franziska Döll. Die vier Mädchen aus Gräfendorf und Eussenheim erfahren, welche Fähigkeiten man beherrschen muss, damit der Lack hinterher makellos glänzt und die Karosserie in einem einwandfreiem Zustand ist.
Zunächst lernen die Mädchen bei einem Rundgang die einzelnen Stationen der Lackiererei kennen und können an einigen auseinandergenommen Fahrzeugen aller Jahrgänge bereits erkennen, dass nicht nur das Lackieren zum Handwerk gehört. „Ein guter Lackierer muss sich auch mit Chemie und Physik auskennen sowie die Computer- und Fahrzeugtechnik beherrschen. Das wird in diesem Handwerk häufig unterschätzt“, erklärt Schleich.
Präzision bei der Farbzusammenstellung ist genauso wichtig wie die richtige Behandlung von verschiedenen Oberflächen. Dabei ist mit viel Sorgfalt vorzugehen, da es sich oft um kaum sichtbare Unebenheiten handelt. Dass dies mitunter eine staubige und anstrengende Angelegenheit sein kann, zeigt sich, als die Mädchen Platten abschleifen, um sie auf die Grundierung vorzubereiten. Der Mundschutz ist dabei unverzichtbar, da die kleinen Partikel sich überall absetzen.
Dann zeigt Peter Baumann, wie mit der Airbrushtechnik bunte Desings auf lackierte Oberflächen aufgetragen werden können. Hierfür entwirft zunächst jedes Mädchen eine eigene Negativschablone. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. „Besonders Mädchen bringen häufig viel Potenzial mit“, so Schleich. Mit der Spritzpistole wird nun die Farbe vorsichtig auf den Lack aufgetragen. Bald wagen sich die Mädchen an komplizierte Bilder und verfolgen begeistert, wie auf ihren Platten richtige kleine Kunstwerke entstehen. Baumann ist begeistert.
Im Tagesgeschäft, welches sich hauptsächlich mit Steinschlägen und unfallbedingten Lackschäden befasst, stellt der Airbrush jedoch eher die Ausnahme dar. Daneben gehören das Entrosten von Fahrzeugteilen aber auch die Lackierung von Möbelstücken zum Aufgabengebiet.
Ob dieser Beruf später tatsächlich einmal für Marina, Theresa, Elena oder Franziska in Frage kommt, wissen sie im Moment noch nicht. Fachkräfte würden in der Region allerdings gesucht, erklärt Schleich. In der Lackiererei hat bereits eine Frau ihre Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin mit Bravour absolviert.
Mit der Teilnahme am Girls' Day erhofft sich Olaf Schleich, noch mehr Mädchen für den Beruf begeistern zu können.
In der Region Marktheidenfeld boten zahlreiche Firmen Mädchen die Gelegenheit, Männerberufe kennenzulernen. Bei der Elau AG beispielsweise waren 20 Mädchen zu Gast und bei der Firma Braun durften 41 junge Damen den Beruf der Mechatronikerin erkunden.