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HOMBURG: Mehr Sauvignon Blanc, weniger Silvaner

HOMBURG

Mehr Sauvignon Blanc, weniger Silvaner

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    Platz für etwas Neues: Am Homburger „Kallmuth“ wurden auf 60 Ar Sauvignon-Blanc-Reben gepflanzt.
    Platz für etwas Neues: Am Homburger „Kallmuth“ wurden auf 60 Ar Sauvignon-Blanc-Reben gepflanzt. Foto: Foto: A. Brachs

    Wohl seit 1300 Jahren wird am Homburger „Kallmuth“ Wein kultiviert. Traditionell ist im Weinberg des Fürsten Löwenstein der Silvaner zu Hause, doch das ändert sich. Bei einem Besuch im „Kallmuth“ gaben Stephanie zu Löwenstein und Weingutsleiter Thomas Weiler Auskunft über neue Entwicklungen.

    Hat sich längst der Riesling auf einem Drittel der Terrassen etabliert, so kommt nun verstärkt der Sauvignon Blanc hinzu, wie Weingutsleiter Weiler erklärt. Er lässt gerade eine größere Rebfläche neu anlegen, die in drei Jahren den ersten Ertrag bringen soll. Der Grund: Seit das Weingut 2010 von Kreuzwertheim an den Stammsitz der Fürsten in Kleinheubach verlegt wurde, haben sich Kundenstruktur und Nachfrage verändert. Der traditionelle Kundenstamm, der den Silvaner schätzt, ist freilich geblieben. Aber neue Kunden aus dem Großraum Frankfurt und dem Ausland interessieren sich eher für Riesling und Sauvignon. Ein weiterer Anreiz für das Weingut: Der Sauvignon, der bisher fünf Prozent der Anbaufläche am Kallmuth ausmacht, ist der teuerste Wein und dennoch sind die rund 700 Flaschen Ertrag immer schnell ausverkauft.

    „Es macht mehr Spaß, wenn man als Weingut verschiedene Rebsorten im Angebot hat. Außerdem ist bei einem einzigen Produkt schneller eine Marktsättigung erreicht“, argumentiert Weiler für Vielfalt. Die Verknappung der einzelnen Weinsorte hilft überdies, den Preis zu halten.

    Trocken, aber oho

    Das submediterrane Klima im wie ein Hohlspiegel gewölbten „Kallmuth“ sei für mehrere weiße Rebsorten geeignet, deshalb wolle Fürst Löwenstein die einstige „Monokultur aufbrechen“. „Der Ertrag ist wegen des Steins und des Klimas gering, aber bringt tolle Weine hervor“, schwärmt Weiler von der Lage. Im „Kallmuth“ werden vier Qualitätsstufen erzeugt. Stephanie zu Löwenstein unterscheidet den Gutswein als einfache Basisstufe, darüber die Ortsweine, die Ersten Lagen und als Top-Produkte die Großen Lagen, die fürstliche Preise erzielen.

    Obwohl sich die harte Arbeit im steilen Weinberg mit seinen denkmalgeschützten Terrassen im Verkaufspreis der Weine niederschlägt, findet man die fürstlichen Weine inzwischen auch bei Edeka. Bislang sind die Erzeuger mit dem Verkaufserfolg dieser Schiene zufrieden, auch wenn sie sich dort der billigen Konkurrenz stellen müssen.

    Kontinuierlichen Handlungsbedarf sehen die Verantwortlichen des Weinguts bei den Weinbergsterrassen. Immer wieder müssen sie vor dem Verfall bewahrt und ausgebessert werden. Eine große Brachfläche soll in den nächsten Jahren restauriert und wieder bepflanzt werden. Doch das ist ebenso Zukunftsmusik wie ein weiteres spannendes Projekt: Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und der Fränkischen Weinbauverband wollen an einem guten Dutzend besonders repräsentativer Weinlagen in Franken Aussichtspunkte schaffen.

    Diese unter dem Titel „terroir f.“ miteinander vernetzten Punkte sollen den Weintourismus ankurbeln. Im „Kallmuth“, so Stephanie zu Löwenstein, gibt es Überlegungen für so eine Terrasse an der oberen Einfahrt in den Weinberg, von Homburger Seite aus. Voraussetzung ist allerdings, dass sich neben Weinbauverband, LWG und Winzern auch die örtliche Gemeinde finanziell einbringt. Eine so genannte Bodenstation, die etwa mannshoch einen Einschnitt in den Berg bildet, soll zudem einen Einblick in die Geologie des außergewöhnlichen Bergs bieten.

    Fürst Löwenstein und der Kallmuth

    Der fürstliche Weinberg „Kallmuth“ in Homburg umfasst elf Hektar Fläche, davon zurzeit 1,5 Hektar Brache und 60 Ar Neuanlage. Im benachbarten Lengfurter „Oberrot“ gehören dem Fürstenhaus weitere 2,5 Hektar, im badischen Bronnbach neun Hektar, davon 2,5 in eigener Bewirtschaftung, und im Rheingau 21 Hektar, von denen zehn selbst bearbeitet werden. Die Gesamtfläche des fürstlichen Weinguts liegt damit bei 25 Hektar.

    Die durchschnittliche Jahresproduktion aller Anbaugebiete ergibt 120 000 Liter Wein, also circa 150 000 Flaschen. Diese verteilen sich auf 45 Prozent Silvaner, 39 Prozent Riesling, 15 Prozent Spätburgunder und ein Prozent Sauvignon Blanc. Zehn festangestellte Mitarbeiter kümmern sich um das Weingut. Das Weingut ist Mitglied im VDP Franken und im VDP Rheingau sowie bei „Trias“ (Franken). Etwa zwölf Prozent der Produktion gehen in den Export, der überwiegende Rest in die Gastronomie, den Fachhandel und an Privatkunden in Deutschland. Der Weinanbau macht nur etwa zehn Prozent der wirtschaftlichen Aktivitäten des Fürstenhauses aus. Weitere 20 Prozent Anteil liegen im Immobiliengeschäft, 70 Prozent in der Forstwirtschaft.

    Das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg mit Stammsitz in Kleinheubach bildet die katholische Linie der Löwensteins. Chef des Hauses ist Alois Konstantin Fürst zu Löwenstein. Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein ist seine Schwiegertochter und Geschäftsführerin der Wein- und der landwirtschaftlichen Güter. TEXT: Abra

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