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LOHR: Mehr Schatten als Licht über Faurecia

LOHR

Mehr Schatten als Licht über Faurecia

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    Dunkle Wolken über dem Lohrer Faurecia-Werk: Die 119 Mitarbeiter des Werkes hoffen und bangen um ihre Arbeitsplätze. Nach wie vor sind für den Konzern Schließung oder Verkauf eine Option. Seit Montag ist auch wieder ein Ergänzungstarifvertrag im Gespräch.
    Dunkle Wolken über dem Lohrer Faurecia-Werk: Die 119 Mitarbeiter des Werkes hoffen und bangen um ihre Arbeitsplätze. Nach wie vor sind für den Konzern Schließung oder Verkauf eine Option. Seit Montag ist auch wieder ein Ergänzungstarifvertrag im Gespräch. Foto: Foto: Johannes Ungemach

    Die Zukunft des von der Schließung bedrohten Lohrer Werkes des Automobilzulieferers Faurecia ist weiter ungewiss. Ein Treffen von Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertretern am Montagmorgen brachte keine Klarheit über den Fortbestand der aktuell 119 Arbeitsplätze. Betriebsratsvorsitzender Peter Mähler zeigte sich mit Blick auf die Zukunft jedoch eher skeptisch: „Die Aussagen der Geschäftsleitung waren nicht allzu Mut machend.“

    Mit den Arbeitnehmervertretern hatten Hagen Wiesner, der Geschäftsführer der betreffenden Faurecia-Sparte, und der Personalchef für Nordeuropa, Rupertus Kneiser, gesprochen. Alle Beteiligten einigten sich schließlich auf eine gemeinsame Betriebsversammlung am Freitag, 16. März. Bis dorthin, so hofft Mähler, werden dem Betriebsrat von der Chefetage Zahlen vorgelegt, die eine nähere Beurteilung der wirtschaftlichen Lage des Werkes ermöglichen. Aktuell arbeite der Betrieb wohl defizitär, so Mähler.

    „Es liegt nicht an der Mannschaft, es liegt nicht an der Leistung, es liegt allein an der Geschäftsführung.“

    Betriebsratsvorsitzender Peter Mähler

    In dem Lohrer Werk werden Autositze hergestellt. Aktuell arbeitet Faurecia in Lohr zwei Großaufträge für den Audi A4 und den Sprinter von Mercedes ab. In der jüngeren Vergangenheit war ein Großauftrag ohne Nachfolgeauftrag ausgelaufen. Vor wenigen Wochen hatte Faurecia überdies in Lohr in größerem Stil Maschinen abbauen und an den deutschen Hauptsitz nach Stadthagen verlagert. Seither erfordert das Arbeiten in dem Werk von den Mitarbeitern laut Mähler einiges an Flexibilität: „Man weiß früh nicht, wo man nachmittags arbeitet.“

    Die Geschäftsleitung sprach mittlerweile offen davon, das Lohrer Werk entweder zu verkaufen oder zu schließen. Eine Fortführung scheitere an der „notwendigen Kompromissbereitschaft“ der Mitarbeiter. Von diesen hatte Faurecia einen teilweisen Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie die Aufstockung der 35-Stunden-Woche auf 38 Stunden ohne Lohnausgleich gefordert. Der Betriebsrat lehnte letzteres ab, worauf Faurecia die Verhandlungen über den Fortbestand des Werkes Ende 2011 abbrach.

    Am Montag nun wurde zumindest wieder miteinander gesprochen. Eineinhalb Stunden lang saßen Vertreter der Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter zusammen. In einer „sachlichen und respektvollen“ Atmosphäre, wie Mähler sagt. Klarheit über die Zukunft des Werkes gab es jedoch auch danach nicht.

    Die beteiligten Parteien einigten sich immerhin auf ein Eckpapier. In diesem steht, dass der Lohrer Standort „hohe Kompetenzen zur Verarbeitung von Metallstrukturen habe“, dass zur Fortführung des Werkes jedoch mehr Flexibilität erforderlich sei.

    Was die Zukunft angeht, gibt es laut Mähler derzeit drei Szenarien: Das Schlimmste wäre die Schließung des Werkes, wobei als möglicher Zeitpunkt die 32. Kalenderwoche, also ein Termin Anfang August im Raum steht. „Diese Option ist leider noch nicht vom Tisch. Der Hammer könnte sehr schnell fallen“, sagt Mähler dazu.

    Nach wie vor im Gespräch ist auch der Verkauf, wobei der Betriebsrat die Befürchtung hat, dass das Werk an eine „Heuschrecke“ gehen könnte, die kein Interesse an einer dauerhaften Fortführung hat.

    Neu ist seit Montag das dritte Szenario: Es wird offenbar wieder über den Ende 2011 gescheiterten Ergänzungstarifvertrag nachgedacht, wie es ihn bis Mai 2011 schon einmal in dem Werk gab. Im Gegenzug von den von Faurecia verlangten Zugeständnissen fordert der Betriebsrat jedoch eine Beschäftigungsgarantie für mehrere Jahre. Zu dieser sei Faurecia bislang jedoch nicht bereit, so Mähler.

    Die Geschäftsleitung habe immerhin zugesichert, noch einmal prüfen zu wollen, ob innerhalb des Konzerns nicht doch Aufträge existieren, die auch in Lohr abgearbeitet werden könnten. Die Geschäftsleitung habe nach einer längeren Phase der Funkstille nun immerhin die „Bereitschaft signalisiert, mit ernstem Willen an den Problemen zu arbeiten“. In der Vergangenheit sei der Standort durch verschiedene strategische Entscheidungen eher geschwächt worden.

    „Es liegt nicht an der Mannschaft, es liegt nicht an der Leistung, es liegt allein an der Geschäftsführung“, sagt Mähler. Diese müsse eine „Entscheidung für Deutschland treffen“. Übermäßig zuversichtlich klingt der Betriebsratsvorsitzende aber nicht: „Die Lage ist alles andere als beruhigend. Mit Zuversicht hat das nichts zu tun“, schildert Mähler seinen und den Gemütszustand der Mitarbeiter.

    Die Belegschaft wolle jedoch endlich Klarheit über die Zukunft: „Wir lassen uns nicht länger hinhalten.“ Auf die Frage, in welchem Zustand er das Lohrer Faurecia-Werk in einem Jahr sieht, sagt Mähler: „Ich hoffe, dass wir eine Zukunft haben. Hoffen ist immer gut.“

    Rekordjahr für Faurecia

    2011 war für den französischen Konzern Faurecia das bisher beste Jahr in der Konzerngeschichte. Der Nettogewinn stieg um sagenhafte 84 Prozent auf 371 Millionen Euro, der Umsatz um fast ein Fünftel auf 16,2 Milliarden. In Europa legten die Verkaufszahlen des weltweit agierenden Automobilzulieferers um zehn Prozent zu.

    Für den Geschäftsbereich Autositze, zu dem das Lohrer Werk gehört, verbuchte Faurecia 2011 einen Zuwachs von gut acht Prozent. Yann Delabriére, der Vorstandsvorsitzende des französischen Unternehmens, dankte angesichts der Zahlen für 2011 allen Mitarbeitern für ihren Beitrag zum Erfolg.

    Für 2012 rechnet man bei Faurecia mit einem weiteren Wachstum. Der Konzern habe ein solides Fundament, auf dem eine gewinnbringende Wachstumsstrategie weiterentwickelt werden könne.

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