Die Konzertreihe Meisterschüler am Klavier im Historischen Rathaus Karlstadt startete mit gleich zwei Klaviertalenten in den Herbst. Michael Gerecke und Rosa Eom bestritten gemeinsam den Konzertabend sowohl solistisch als auch als Duo.
Von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) stammt die "Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo, BWV 1004". Diese Partita (Suite) gehört zu Bachs herausragenden Werken der Kammermusik, bei der der fünfte abschließende Satz, die Chaconne, große Bekanntheit erreicht hat. Die Variation, ein Prinzip der Suite, ist in diesem Stück mit 64 Variationen über ein sich wandelndes Bassthema auf ein Höchstmaß gesteigert. Gerecke spielte die Chaconne in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni (1866 bis 1924) für Klavier solo. Busoni, auf der Suche nach neuen Wegen des Klangs, bearbeitete Werke berühmter Komponisten, wofür er nicht immer die Zustimmung seiner Zeitgenossen erhielt.
Als Komponist von Klaviermusik ist Sergej Rachmaninow (1873 bis 1943) allgemein im Bewusstsein. Für mehrere Werke von Rachmaninow entschieden sich die beiden Klavierkünstler in ihrem Konzert, da sich heuer der 150. Geburtstag des Komponisten jährt. Aus den "10 Préludes, op. 23" mit hohem virtuosen Anspruch trug Michael Gerecke drei Préludes vor. Kraftvoll erklang das Maestoso in B-Dur. Das Andante cantabile in D-Dur überraschte mit ruhigen gesanglichen Passagen. Ein markanter Marsch entlud sich in Alla marcia in g-Moll. Überraschend gab Gerecke vor der Pause eine Zugabe mit einer von ihm komponierten Jazzfantasie zu Viktor Youngs Filmmusik "When I fall in love".
Erster Klavierunterricht mit 17 Jahren
Der in der Uckermark geborene Michael Gerecke erhielt mit 17 seinen ersten Klavierunterreicht. An der Universität Würzburg studierte er Musikwissenschaft und Musikpädagogik. Nach dem Abschluss als Master of Arts studierte er an der Hochschule für Musik Würzburg Klavier in der Klasse von Ana Mirabela Dina, seit 2022 im Masterstudium. Bei namhaften Lehrern belegte er Meisterkurse. Künstlerische Schwerpunkte erlangte er auch im Improvisieren, Arrangieren und dem Spiel im Klavierduo.
Den zweiten Teil des Konzertes bestritt Rosa Eom. Aus Sergej Rachmaninows "6 moments musicaux, op. 16" spielte sie vier Kompositionen. Hoch virtuose, oft akkordische stakkatoartige Einwürfe standen im Kontrast zu den breiten melodischen Bögen der gesanglichen Themen. An den Schluss stellte Eom das trauervolle Stück "Andante cantabile h-Moll", das zu den nachhaltigsten Eingebungen Rachmaninows zählt. Unter dem Titel "Venezia e Napoli" hat Franz Liszt (1811 bis 1886) drei Charakterstücke für Klavier solo komponiert. Eom interpretierte daraus die virtuose Tarantella. Flotte, kraftvolle Stakkatoanschläge prägen das Stück, das im Mittelteil ein mit Umspielungen garniertes neapolitanisches Volkslied einschließt.
Die Pianistin Rosa Eom stammt aus Südkorea und erhielt im Alter von sieben Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Mit 13 gab sie ihr erstes Konzert, woran sich bis heute eine rege Konzerttätigkeit anschloss. Seit 2020 studiert Rosa Eom Klavier an der Hochschule für Musik Würzburg in der Klasse von Martin Dombrowski. Ergänzende künstlerische Impulse erhielt sie in diversen Meisterkursen und in Kammermusik. Ihr musikalisches Profil ergänzte sie um Erfahrungen in Jazz-Stilistiken.
Im Duo spielten Gerecke und Eom von Rachmaninow "2 Stücke für Klavier zu 6 Händen". Gerecke hat die beiden Werke umgeschrieben für zwei Spieler. Beide interpretierten "Valse: Tempo di valse (Allegro)" und "Romance: Andante sostenuto". An ihren Vortrag als Duo hängten die beiden ein von Gerecke komponiertes Geburtstagsständchen für Rachmaninow an. Mit der Zugabe Braziliera aus der Scaramouche-Suite des Franzosen Darius Milhaud verabschiedeten sich die beiden Künstler mit angedeuteten Samba-Klängen.