Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

Lohr: Mensch in Verletzlichkeit nachgespürt

Lohr

Mensch in Verletzlichkeit nachgespürt

    • |
    • |
    Das Interesse für die ausgestellten Werke von Roland Schaller war groß.
    Das Interesse für die ausgestellten Werke von Roland Schaller war groß. Foto: Thomas Josef Möhler

    Was der Lohrer Künstler Roland Schaller für die Stadt und die Region bedeutet hat, zeigte am Samstag die überaus große Publikumsresonanz bei der Vernissage einer Retrospektive mit seinen Werken in der Alten Turnhalle. "Die Einzigartigkeit des Menschen und Künstlers Roland Schaller lebt in seinen Werken weiter", betonte Bürgermeister Mario Paul.

    "Mein Vater hätte sich gefreut, sie alle hier zu sehen", meinte Mirja Schaller vor weit über 100 Anwesenden. Ihrem intensiven Bemühen ist nach den Worten von Wolfgang Weismantel die Auswahl der Werke zu verdanken, die noch bis zum 15. Mai zu sehen sind. Gezeigt werden Gemälde, Zeichnungen, Assemblagen, Radierungen und Plastiken.

    Weismantel sprach von einem "denkwürdigen Tag der Erinnerung an eine große Persönlichkeit", die in Lohr zu Hause und seit Jahrzehnten in der Welt der Kunst daheim gewesen sei. Seine Werke seien international in Galerien und Ausstellungen zu sehen gewesen. Obwohl Schaller seiner Heimatregion stets treu geblieben sei und sich hier unermüdlich kulturell engagiert habe, "schätzte er die Weite und Vielfalt".

    Wichtiger Ideengeber

    Vor allem sein Wirken in der Künstlergruppe Spess-Art, mit der er sich seit den 1980er Jahren ausgetauscht habe und für die er stets ein wichtiger Anker und Ideengeber gewesen sei, "hat das kulturelle Leben in Lohr entscheidend mitgeprägt", so Weismantel. Hauptantrieb für Schaller war nach seinen Worten "immer das Experimentieren mit den verschiedensten künstlerischen Techniken und – damit verbunden – die Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten".

    Gerade das Thema Mensch habe Schaller nicht mehr losgelassen, wobei ihn besonders die Gestalten antiker Mythen fasziniert hätten, "ihre schicksalhaften Verstrickungen und das tragische Streben nach Vollkommenheit". Das lasse auch den modernen Menschen nicht los. Dabei habe Schaller nie auf die "sanfte Umarmung des Zeitgeistes spekuliert".

    Statt auf beifälligen Applaus zu schielen, sei sein Blick stets auf das technische und stilistische Experimentieren gerichtet gewesen, erläuterte Weismantel. Schaller habe eine geradezu barock anmutende Lust gehabt, Formen zu finden, mit ihnen in einen Diskurs zu treten, sie zu ergründen oder zu verwerfen. Es sei seine Intention gewesen, "ein Spannungsnetz zu flechten aus kontrastierenden Farbverläufen und Farbblöcken, aus Graphischem und Malerischem, aus Mikro- und Makrokosmos".

    Die gesehene Realität habe Schaller weniger interessiert als die "Realitäten, die als Reaktion auf das Gesehene vor seinem inneren Auge entstanden". Bei seiner Malerei habe ihn am meisten das Fragmentarische und die Offenheit des Bildes bewegt. Darin habe er die Möglichkeit gesehen, Widersprüchliches zu verbinden und Assoziationen sowie Mehrfachdeutungen zu provozieren.

    Freiheit zur Deutung

    Der Betrachter gewinne dabei, so Weismantel, die Freiheit zu individueller Sicht und Deutung. Damit werde er quasi zum Partner des Künstlers. Bei einem Rundgang durch die Retrospektive lade der Künstler dazu ein, "in Fantasie und Gedanken aufzubrechen und uns stets neu auszurichten".

    Die Vernissage bot die Gelegenheit zum Gespräch. Foto: Thomas Josef Möhler
    Die Vernissage bot die Gelegenheit zum Gespräch. Foto: Thomas Josef Möhler Foto: Thomas Josef Möhler

    Nur so könne man die sich unablässig wandelnde Wahrnehmung unserer Umgebung und der Welt und ihrer Kulturen nicht aus dem Blick verlieren. Roland Schaller habe dem Menschen in seiner Verletzlichkeit nachgespürt und sei dabei stets auf der Suche nach dem gewesen, "was unser Leben bestimmt oder in Frage stellt".

    Wie er den Künstler Roland Schaller sieht, erläuterte Bürgermeister Mario Paul. Schaller sei sehr vielschichtig gewesen, was die Themen und die Arbeitsweisen angehe. Das Denkmal für Mopper und Schnüdel zeige, dass Schaller auch ein humorvoller Karikaturist gewesen sei, der es verstanden habe, die Dinge auf den Punkt zu bringen.

    Ausdrucksstark habe Schaller vermittelt, was ihn bewegt habe. Ihm sei es gelungen, "im Detail äußerst genau zu arbeiten und doch das Große und Ganze nicht aus den Augen zu verlieren", so Paul. Nach den Worten des Bürgermeisters hätte der Künstler, der im November vorigen Jahres bei einem Unfall ums Leben kam, "noch viel zu arbeiten gehabt".

    Integrative Kraft

    Schaller sei sich, so Paul, für kaum etwas zu schade gewesen. Er habe gesehen, was sich durch die Überwindung von Widerständen schaffen lasse. In der Künstlergruppe Spess-Art sei er die "große integrative Kraft" gewesen: "Er hatte die Fähigkeit, Menschen unterschiedlicher Einstellungen und Überzeugungen zusammenzubringen."

    Musikalisch begleitete Werner Kiesel die Vernissage am Piano.

    Die Retrospektive ist bis zum Sonntag, 15. Mai, in der Alten Turnhalle zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag jeweils von 11 bis 18 Uhr.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden