Die Bauwirtschaft brummt derzeit in Deutschland, was nicht zuletzt am niedrigen Leitzins der Europäischen Zentralbank liegt. So gesehen dürfte es auch für selbstständige Handwerker in diesem Bereich eigentlich keine Probleme geben. Trotzdem liest und hört man immer wieder von den Schwierigkeiten, dass selbst etablierte Kleinbetriebe keine Nachfolger finden.
Volker Kaaf aus Schönau hat vor 20 Jahren als Schlosser seinen eigenen Betrieb gegründet und kennt dieses Problem zum Glück nicht. Sein 1996 geborener Sohn Johannes ist nach einer umfangreichen Ausbildung in den Betrieb eingestiegen, der zusätzlich zu den Familienangehörigen, je nach Bedarf, einzelne Aushilfen beschäftigt. Gefertigt werden hauptsächlich Metallkonstruktionen wie Vordächer, Treppen, Geländer, Gitter und andere Konstruktionen aus Metall und Edelstahl.
Die Meisterprüfung absolviert
Im Anschluss an den Qualifizierten Abschluss der Hauptschule in Gemünden folgte für Johannes zu Hause eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum „Metallbauer mit Fachrichtung Konstruktionstechnik“, wie die offizielle Berufsbezeichnung heißt. Und nach einer kurzen Tätigkeit als Geselle kam mit der neunmonatigen Ausbildung zum Meister der nächste Schritt, der auch die international anerkannte Qualifikation als Schweißfachmann einschloss.
Die Frage, ob der Job für ihn passt, beantwortet Johannes eindeutig: „Ja, das ist so, wie ich es mir vorgestellt habe.“ In der Schulzeit habe er sich eigentlich noch keine Gedanken über seine künftige Berufswahl gemacht. Allerdings habe er schon immer gerne geschraubt und sei auch sonst handwerklich aktiv gewesen. Da lag es auf der Hand, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Dieser pflichtet ihm bei: „Der Johannes hat das alles schon von Kind auf mitgekriegt.“
Am Abend oder am Freitagmittag fällt der Hammer nicht
Auf die Vorteile der kurzen Wege zur Arbeit angesprochen, meinen die beiden Handwerker übereinstimmend, das habe auch Nachteile, weil man nahezu „immer im Dienst“ sei. Das sei nicht wie bei der Beschäftigung in einer Firma, bei der am Freitagmittag der Hammer fällt. Außer den oft an Termine gebundenen Arbeiten am Werkstück müssen die Büroarbeiten erledigt und Kunden besucht werden, die erst abends erreichbar sind. Einen geregelten Acht-Stunden-Tag könne man da vergessen.
Keine Probleme mit der besonderen Konstellation
Mit der besonderen Vater-Sohn-Konstellation kommen beide klar. „Wir wissen was wir drauf haben und können einfach darüber reden“, meint Vater Volker und ergänzt augenzwinkernd, dass der Großteil der Erfahrung naturgemäß bei ihm liegt. „Wenn der Johannes meint, eine Arbeit könnte auch anders gehen, dann probieren wir das und sehen am Ende, wer recht hatte.“
Allgemein gesehen sei es ein tolles Gefühl, wenn man etwas gestalten kann. Und für die Gestaltung gibt es viel Freiraum, wie verschiedene Vorzeigestücke im Anbau der Werkstatt belegen. Manche Kunden hätten konkrete Vorstellungen, wie beispielsweise das Hoftor aussehen soll, aber viele bilden sich erst nach den genauen Erläuterungen in Bezug auf Haltbarkeit oder Preis eine endgültige Meinung. Ideal sei, wenn am Schluss Kunde und Handwerker zufrieden seien und sich gleichermaßen über das Ergebnis freuten.
Seniorchef denkt noch nicht an den Ruhestand
Trotz der geregelten Nachfolge denkt der 54-jährige Chef noch lange nicht an einen, wie auch immer gearteten Ruhestand, weswegen das Angeln in der Saale nach wie vor etwas zu kurz kommt. Schließlich habe man gerade erst in eine neue Halle investiert, auch um die Arbeitsbereiche Metall und Edelstahl zu trennen.
Die Kaafs blicken nach vorne und würden gerne einen jungen Menschen ausbilden, aber leider hat das Handwerk allgemein Probleme, die erforderlichen Ausbildungsplätze zu besetzen. Dabei halten Volker und Johannes Kaaf eine Lehre für einen guten Start ins Berufsleben. Wenn jemand fleißig sei, könne er im Handwerk viel erreichen und sei immer noch sein eigener Herr.