Fast 20 Jahre hat Michel Schultze das Bistro „Chez Michel“ in der Karlstadter Hauptstraße geführt. Seine Kochkünste sind bekannt und beliebt, bei Einheimischen genau wie bei Touristen. Ab dem Herbst will Schultze jedoch beruflich kürzer treten. Deshalb wird er sein Lokal am 30. Oktober in neue Hände übergeben. Die Nachfolge übernimmt das Team vom schräg gegenüber liegenden Ristorante „Da Franco“.
Michel Schultze lebt seit 1983 in Karlstadt. Der gelernte Hotelkaufmann bekam seinerzeit von der Distelhäuser Brauerei das Angebot, das Restaurant „Fehmelbauer“ zu übernehmen, das sich auch in der Hauptstraße befindet. Elf Jahre war er dort Pächter und bekochte die Kundschaft. 1994 kaufte Schultze das nahe gelegene Haus an der Ecke Hauptstraße/Schulgasse, riss es ab und baute neu. Dort eröffnete er dann im Parterre sein Bistro.
Die Eigentumswohnungen in den oberen Stockwerken des Gebäudes waren schnell verkauft. Die Räumlichkeiten, in denen sich das Bistro befindet, gehörten Schultze – bis vor viereinhalb Jahren. Dann entschloss er sich, sie zu veräußern. Neuer Eigentümer ist seither Frank Pröstler (Retzbach). Mit ihm wurde ein Pachtvertrag geschlossen, der eine Laufzeit von fünf Jahren hat. Pächterin wurde Schultzes Lebensgefährtin Birgit Spies, eine gebürtige Karlstadterin. Somit konnte das Geschäft auch nach dem Verkauf des Erdgeschosses weitergehen.
Pachtvertrag läuft aus
Im Oktober läuft dieser Vertrag nun aus. Dann feiert Michel Schultze auch seinen 60. Geburtstag. Für ihn sind das die zwei Hauptgründe, warum er sich von seinem Bistro trennen wird. Ganz aus dem Gastgewerbe ausscheiden möchten er und seine Lebensgefährtin jedoch nicht. „Wir halten Ausschau nach einem Hotel garni“, sagen sie, also nach einer Herberge, in der die Gäste übernachten und ein Frühstück oder kleinere Speisen bekommen können.
Ideal für die beiden wäre es, wenn sie ein passendes Haus in der näheren Umgebung finden würden. „Wir fühlen uns hier schließlich sehr wohl“, sagt Schultze. Sicher ist: In den nächsten eineinhalb Jahren werden sie Karlstadt nicht den Rücken kehren. Denn erst mal soll ihr Sohn, der jetzt 16 Jahre alt ist, in Würzburg seinen Schulabschluss machen.
Sollte es die Familie danach tatsächlich woandershin verschlagen, würde das allen natürlich nicht leicht fallen. Auch wenn es Michel Schultze nicht fremd ist, seinen Wohnsitz zu wechseln. Geboren und aufgewachsen ist er in der Nähe der kleinen französischen Hafenstadt Dunkerque, im deutschen Sprachgebrauch besser bekannt als Dünkirchen. Als er acht Jahre alt war, zog er mit seiner Mutter und den zwei größeren Brüdern nach Garmisch-Partenkirchen, seine Schwester blieb in Frankreich. In Garmisch führte seine Tante ein Diätkurheim, wo Michel Schultzes Mutter dann auch mitarbeitete. Seine beiden älteren Brüder waren später auch in der Gastronomie tätig, sodass der Weg für den jüngsten Spross der Familie praktisch vorgezeichnet war.
Änderungen auf der Speisekarte
Selbst wenn Michel Schultze Karlstadt verlassen sollte – in Vergessenheit geraten wird er hier ganz bestimmt nicht. Das Team vom Ristorante „Da Franco“, das Ende Oktober das Bistro übernimmt, wird den Namen „Chez Michel“ nicht ändern. Zwar wird in der Küche dann nicht mehr der „echte Michel“ am Herd stehen und Birgit Spies wird auch nicht mehr bedienen – die gesamte übrige Mannschaft wird aber übernommen. Dazu gehören drei Küchenhelfer und drei Servicekräfte.
„Der Charakter des Bistros wird sich nicht verändern“, verspricht Franco Zedda, der aus Italien stammende Wirt des Ristorante „Da Franco“. Nur auf der Speisekarte werde es die eine oder andere Veränderung geben. Zedda möchte etwas weniger fränkische Speisen anbieten und dafür mehr Wert auf die mediterrane und vegetarische Küche legen.
Das Ristorante „Da Franco“ wird trotz der Übernahme weiterlaufen wie bisher. Die vier Mitarbeiter in der Küche und zwei Bedienungen bleiben an Bord. Im Jahr 2008 hat Zedda das italienische Lokal übernommen, das schon seit 1995 „Da Franco“ heißt. Namensgeber war das Pächterehepaar Franco und Sabine Viglione, die heute die Pizzeria „mondo mio“ in Arnstein betreiben. Weil er wie sein Vorgänger Franco heißt, musste Zedda den Namen des Karlstadter Lokals nicht ändern. Pächterin ist Petra Weißhaar, die aus Karlstadt stammt.