Der Musikkabarettist Bode Wartke hat in seinem vierten Klavier-Kabarettprogramm in der Lohrer Stadthalle Probleme wie Deutschlands moderne Architektur oder die Katalogisierung von U- und E-Musik reflektiert. 500 Gäste ließen den Sonntag mit Unterhaltung auf hohem Niveau ausklingen. Der gebürtige Hamburger Künstler füllte den Bühnenraum mit Energie und einer intelligenten Mischung aus Poesie, Wortwitz und Musik.
"Klaviersdelikte" hat der preisgekrönte Wahl-Berliner sein aktuelles Soloprogramm überschrieben. Satirisch-musikalisch prall gefüllt, entstand ein Projekt von hohem Unterhaltungswert, das Publikum und Gesellschaft den Spiegel vorhält, das von Beobachtungsgabe und Hintersinn lebt.
Von Klassik bis Kinderlied
Virtuoses Klavier- , Ukulele-, Cajón- und Mundharmonikaspiel waren das passende Pendant zur Sprachkunst, aber auch zur gefühlsbetonten Ballade. Das Repertoire reichte von Klassik und Rap über Blues und Funk bis hin zum Volks- und Kinderlied. Ausgestattet mit reichen Talenten, agierte der 44-Jährige als Musikkabarettist und Liedermacher, Conferencier und Schauspieler. Und er schöpfte aus dem Vollen, bietet doch das tägliche Leben für den aufmerksamen Beobachter genügend Stoff für ein abendfüllendes Programm.
Sozialismus in der Architektur
Thematisiert wurde die moderne deutsche Architektur, der man viel verdanke, "auch diese Stadthalle". "Die Architektur in Deutschland ist so schön praktisch und so pragmatisch, jeder Bau groß und grau und quadratisch", beschrieb Wartke. "Der Sozialismus mag gescheitert sein, in die Architektur fließt er heiter weiter ein." Der Entertainer am Flügel machte die Mozart-Sonate tanzbar, mit Zahnschiene und Boxhandschuh schickte er Unterhaltungsmusik ins ernste Genre. Denn die Katalogisierung von Musik in E- und U-Beiträge durch die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) ist ihm ein Dorn im Auge.
In "Schweigen der Spammer" rechnete Wartke ab mit TV- und Radiowerbung auf dem Niveau der "Bild-Zeitung in bewegten Bildern". Seine helle Freude hatte das "Drei-Generationen-Publikum" am erotischen Frühlingslied.
Unterhaltsam und jugendfrei
Höchst unterhaltsam und definitiv jugendfrei verpackte Wartke das Finale in drei Freigabestufen. Von tiefen Emotionen geprägt ist die Ballade "Christine". Die Eigenkomposition widmet der studierte Musiker seiner Schwester, die im Säuglingsalter verstarb.
Nach einem Moment der Stille forderte das Publikum mit rhythmischem Applaus Zugabe um Zugabe. Auf der Wunschliste ganz oben stand der Klassiker "Ja, Schatz". Darin droht ein Ehemann ein Ende mit seiner Frau zu machen, die unentwegt an seinen Nerven sägt und mit spitzer Zunge piesackt: "Ich gehe in das Bauhaus und suche mit Bedacht eine Axt für meine Frau aus und warte auf die Nacht." Doch es kommt nicht zur Bluttat, stattdessen arbeitet der Mann seine Wut anders ab: "Na ja, was soll's? Hack' ich halt Holz."