(ler) Gusti Kirchhoff wohnt neben der Alten Schule, die sie als Schülerin auch besuchte. Sie war zum bundesdeutschen Vorlesetag in ihre alte Schule eingeladen und las den Kindern des 1. und 2. Schuljahres aus ihrem Buch „Deutsche Mädel tragen Zöpfe“ vor.
Gusti Kirchhoff begann mit einem Buchabschnitt, in dem vom Winter die Rede war, wie zur damaligen Zeit die Kinder ihn erlebten – mit Schlittenfahrten, Schneeballschlachten und Schneemännern. Die Zuhörer erfuhren auch, dass manchmal der Main zugefroren war, im Jahre 1947 sogar so stark, dass sogar Fuhrwerke auf dem Eis fahren konnten.
Interessiert entdeckten die Kinder auf dem Tischchen bei Gusti Kirchhoff eine Schale mit getrockneten Apfelscheiben und Zwetschgen. Dies waren damals die einzigen Leckereien gewesen. In der Pause waren sie bald vertilgt.
Die Autorin beschrieb auch den gefürchteten Nikolaustag, an dem sie große Angst vor „Knecht Ruprecht“ hatte und die Adventszeit, als man im Krieg keinen Christbaumschmuck kaufen konnte und Tannenzapfen bemalte. Als das Plätzchenbacken an der Reihe war, wollten viele Zuhörer selbst ihre eigenen Aktivitäten erzählen.
Nicht begreifen konnten sie, als Gusti Kirchhoff berichtete, was für eine Angst sie vor ihrer Lehrerin hatte, die mit „Heil Hitler!“ das Klassenzimmer betrat und forderte, dass ein deutsches Mädel Zöpfe zu tragen habe. Dies war bei ihrem Kraushaar aber nicht möglich. Ihr Unglück sei gewesen, dass sie Linkshänderin war, aber die Lehrerin sie zwang, mit der rechten Hand zu schreiben und ihr auf die Finger schlug.