Sie haben stramme Waden, hartes Sitzfleisch und jede Menge Kondition gebraucht: Sieben Sportler vom RV Viktoria Wombach (RVV) haben in der vorigen Woche Deutschland von Nord nach Süd auf dem Rennrad durchquert. Dabei absolvierte die Gruppe aus dem Lohrer Stadtteil Wombach in vier Tagen von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen insgesamt 1032 Kilometer und 7200 Höhenmeter.
"Ich bin froh, dass wir alle heil angekommen sind. Es gab keinen einzigen Defekt und keinen Sturz", berichtet Uwe Hofmann. Der Wombacher war in jungen Jahren Elite-Radamateur und hat sich mit seinen Kollegen gewissenhaft auf die Herausforderung auf zwei Rädern vorbereitet. Zwischen 3500 und 12000 Kilometer hatte jeder im Vorfeld auf dem Rad trainiert. Im Schnitt einmal pro Woche fuhren sie gemeinsam aus. Zudem hatte jeder individuell im Süden ein Trainingslager absolviert.
"Unvergessliches Erlebnis"
"Das war ein unvergessliches Erlebnis. Wir hatten wahnsinniges Glück mit dem Wetter und sind immer trocken geblieben", erzählt Hofmann. Seinen Angaben nach hat die Gruppe "klasse harmoniert" und sich an der Spitze gut abgelöst. Im Windschatten des Vordermanns fährt es sich nämlich bei einer Kraftersparnis von bis zu 30 Prozent viel leichter. Trotzdem war der Energieverschleiß pro Tagesabschnitt immens. Nach Hofmanns Schätzung verbrannte jeder der Teilnehmer pro Etappe zwischen 4000 und 5000 Kilokalorien.
Dass die Gruppenzusammensetzung passte, hatte sich schon zehn Tage vor dem Start gezeigt. Da absolvierten die sieben Athleten gemeinsam eine 200 Kilometer lange Rhön-Tour und wussten nach dem letzten Test: "Wir sind in Form."
Wie das Training, hatten die Teilnehmer auch die Deutschland-Tour selbst organisiert. Enrico Riegel war Streckenchef und hat nach Hofmanns Meinung super gearbeitet: "Der Kurs war tadellos vorbereitet. Wir sind zum großen Teil auf Nebenwegen mit wenig Verkehr gefahren, ohne dass wir Umwege machen mussten." Auch die Betreuung durch Gerhard Schreier, Jochen Walter und Peter Wiegand war perfekt. "Wir mussten uns nur aufs Radfahren konzentrieren. Das sagt alles", betont Hofmann.
Zunächst fuhr Schreier das Begleitfahrzeug, das der RVV kostenlos inklusive Benzin zur Verfügung gestellt hatte. Als die Radler am Freitag auf der dritten Etappe von Schwalmstadt (Hessen) nach Herrieden (Mittelfranken) in die Heimat kamen und am Mittag Gemünden passierten, übergab Schreier die Betreuung an Jochen Walter, der die Kollegen bis ins Tagesziel unterstützte. Dort übernahm Peter Wiegandt bis ins Tourenziel nach Garmisch-Partenkirchen.

"Gerhard hat auf einem brutal hohen Niveau angefangen und uns jeden Wunsch von den Lippen abgelesen. Die anderen zwei haben da einfach weiter gemacht", hebt Hofmann das Engagement der Betreuer hervor. So bauten sie zum Beispiel die Verpflegungsstellen auf, besorgten die Hotelschlüssel und erfüllten Sonderwünsche bei der Verpflegung. Denn irgendwann konnten die Radler nach unzähligen Energieriegeln, kohlenhydratreichen Getränken und Energie-Gels das Süße nicht mehr sehen und sehnten sich nach deftigeren Sachen.
Besonders schwer war laut Hofmann am zweiten Tag die 278 Kilometer lange Königsetappe von Bad Fallingbostel (Niedersachsen) nach Schwalmstadt. Denn zu der Distanz kam noch heftiger Gegenwind: "Da waren wir am Abend ganz schön zermürbt." Am Vortag war ihnen in Hamburg dagegen der Schreck in die Glieder gefahren, als sie den Nord-Ostsee-Kanal queren mussten. In der Euphorie der ersten Etappe glaubten sie nämlich, dass sie die Brücke über die Wasserstraße verpasst hätten. Erst nach einiger Zeit begriffen sie, dass sie nicht über den Kanal, sondern unten durch mussten – mittels Aufzug und Rolltreppe ging es in den Tunnel.
Mit Sitzcreme eingeschmiert
Obwohl die Radler ihre Hosen mit Sitzcreme eingeschmiert hatten, tat ihnen auf den letzten beiden Etappen immer wieder der Hintern weh. "Da sind wir vermehrt aus dem Sattel gegangen", flachst Hofmann. Zum Glück handelte es sich nur um Druckstellen, die Haut ging nicht auf.
Die Wiederholung einer solchen Tour will Hofmann nicht ausschließen. Er erklärt, dass Fernfahrten beim RVV eine lange Tradition haben und schon seit vielen Jahren regelmäßig praktiziert werden. Neu war deshalb nicht die Gesamtstrecke, sondern die Länge der einzelnen Etappen, die ohne Ruhetag alle über 240 Kilometer gingen und deshalb besonders herausfordernd für Körper und Geist waren.
Zahlen und Fakten zur Nord-Süd-DurchquerungTeilnehmer: Uwe Hofmann, Enrico Riegel (beide Wombach), Günter Badersbach (Steinfeld), Steffen Tamaski (Frammersbach), Jürgen Dugas (Pflochsbach), Uwe Brönner (Lohr), Patrick Gumpp (Sackenbach)Betreuer: Gerhard Schreier (Steinbach), Peter Wiegandt, Jochen Walter (beide Lohr).Etappen von Mittwoch, 29. Mai, bis Samstag, 1. Juni: 1. Tag Flensburg (Schleswig Holstein) bis Bad Fallingbostel (Niedersachsen): 250 Kilometer. – 2. Tag Bad Fallingbostel bis Schwalmstadt (Hessen): 278 Kilometer. – 3. Tag Schwalmstadt bis Herrieden (Mittelfranken): 256 Kilometer. – 4. Tag Herrieden bis Garmisch-Partenkirchen (Oberbayern): 248 Kilometer.Fahrzeit: 36 Stunden, 50 MinutenDurchschnittstempo: 27,9 StundenkilometerKosten pro Person: 400 Euro (MEkw)