Eigentlich beginnt die Firmengeschichte des Reise- und Omnibusunternehmens bereits 1947. Damals nämlich begann Hermann Hock als Omnibusfahrer bei einer Frankfurter Firma zu arbeiten, weil er in seiner unterfränkischen Heimat keine Stelle gefunden hatte und auch die elterliche Landwirtschaft nicht genügend Arbeit bot.
1949 wechselte der damals 28-Jährige als Busfahrer zur Firma Karl-Jakob Goldstein in Zellingen. Dort baute er weitgehend eigenverantwortlich den Linien- und Reiseverkehr des Unternehmens auf. 1950 baute Hock am heutigen Betriebssitz in Hausen ein Wohnhaus mit zwei Omnibusgaragen, die er an seinen damaligen Arbeitgeber vermietete.
1956 geriet die Firma Goldstein, die ihren Schwerpunkt in der Baubranche und im Baustoffhandel hatte, in finanzielle Schwierigkeiten und wurde zerschlagen. Zum 1. Januar 1957 übernahm Hermann Hock den Busbereich dieser Firma für 108 000 Mark und nannte die neue Firma „Main-Spessart-Reisen, Omnibusunternehmen Hermann Hock“.
Der Kaufpreis war für die damalige Zeit eine stolze Summe. So viel Geld hatte Hock natürlich nicht auf der hohen Kante liegen. Als Busfahrer verdiente er um die 40 Mark pro Woche und seine Ersparnisse betrugen gerade mal 1000 Mark. Somit konnte der Kauf nur über einen Kredit abgewickelt werden, für den Hermann Hocks Eltern und Schwiegereltern mit ihrem gesamten landwirtschaftlichen Eigentum bürgten.
Für Hermann Hock und seine Ehefrau Irene waren die ersten Jahre nach der Firmengründung entbehrungsreich, 16- bis 19-Stunden-Tage die Regel. Das wichtigste Firmenstandbein war bereits im Gründungsjahr die Linie Lohr – Karlstadt – Würzburg. Allerdings gab es auch schon ein Reiseprogramm – wenn auch ein bescheidenes im Vergleich zu heute, wo Reisen vom Nordkap bis Gibraltar, von St. Petersburg bis zur Algarve angeboten werden.
Erste Ausflugsfahrt ging nach Lohr
Gefragte Reiseziele waren damals das Allgäu, das Berchtesgadener Land oder der Bayerische Wald. Die erste Ausflugsfahrt fand übrigens am 6. Januar 1957 statt und führte von Hausen und Steinfeld nach Lohr zum Kinobesuch. Die Fahrt kostete 50 Pfennig pro Person, der Bus war voll besetzt.
Das Unternehmen entwickelte sich gut. Zu den drei Bussen, die Hermann Hock von der Firma Goldstein übernommen hatte, kam 1960 ein vierter hinzu: ein für damalige Zeiten hochmoderner Setra-Reisebus mit 39 Schlafsesselsitzen und Panoramascheiben, der „Michele“ genannt wurde. 80 000 Mark hatte der Bus gekostet. Bereits 1962 wurde ein weiterer Setra-Bus angeschafft.
Von da an ging alles Schlag auf Schlag mit dem Ausbau des Betriebes. Anfang der 70er Jahre waren bereits sechs Busse im Einsatz, immer mehr Reiseziele standen im Programm, der Betriebshof wurde kontinuierlich erweitert.
1972 stieg Rudolf, der älteste Sohn, in den elterlichen Betrieb ein. Dem gelernten Kaufmann folgte ein Jahr später Sohn Herbert, ein Kraftfahrzeugmechaniker, der 1977 seinen Meister machte. Seit ihrem Einstieg in die Firma sind die beiden Brüder dort für unterschiedliche Bereiche verantwortlich: Herbert Hock für den technischen Bereich des Unternehmens, Rudolf Hock für die Weiterentwicklung in Sachen Touristik und Linienverkehr.
1981 wurde das Einzelunternehmen Hermann Hock in eine GmbH umgewandelt. Zusammen mit dem Firmengründer wurden Rudolf und Herbert Hock Gesellschafter zu gleichen Teilen und übernahmen gemeinsam die Geschäftsführung.
1987 übernahmen die Main-Spessart-Reisen das Frammersbacher Omnibusunternehmen Karl mit drei Bussen und 1990 die Firma Reichert, Zellingen, mit ebenfalls drei Bussen. Beide Unternehmen werden bis heute als selbstständige Tochterunternehmen der Firma Hock geführt. 1991 wurde die Firma Thüringer Land Reisen, Hermann Hock GmbH mit Sitz in Suhl (Thüringen) gegründet, 1994 wurden Teile der Firma Scheb in die Hermann Hock GmbH eingegliedert.
1996 schied Firmengründer Hermann Hock im Alter von 75 Jahren sowohl als Geschäftsführer als auch als Gesellschafter aus. Bis dahin war er allerdings noch fast täglich als Busfahrer auf kurzen Linienfahrten unterwegs. Das bedeutet, dass er insgesamt 50 Jahre hinterm Steuer saß und damit wohl einer der dienstältesten Omnibusfahrer Deutschlands war. Hermann Hock starb im Jahr 2004 im Alter von 83 Jahren.
•Bei ihrer Abschlussfahrt ins Burgenland ehrte die Main-Spessart-Reisen, Hermann Hock GmbH langjährige Mitarbeiter für ihre Treue. Mehr dazu auf Seite 25.