Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

GEMÜNDEN: Mit Fehlern richtig umgehen lernen

GEMÜNDEN

Mit Fehlern richtig umgehen lernen

    • |
    • |
    Ihr Vortrag war eine Wucht: Schwester Teresa Zukic, aus dem Fernsehen als Skateboard fahrende Nonne bekannt, sprach in Gemünden vor rund 500 Teilnehmerinnen über den befreienden Umgang mit Fehlern.
    Ihr Vortrag war eine Wucht: Schwester Teresa Zukic, aus dem Fernsehen als Skateboard fahrende Nonne bekannt, sprach in Gemünden vor rund 500 Teilnehmerinnen über den befreienden Umgang mit Fehlern. Foto: Foto: H. Hausmann

    Einen Volltreffer haben die Landfrauen aus dem Landkreis Main-Spessart mit der Rednerauswahl für ihren Landfrauentag in der Gemündener Scherenberghalle getroffen. Schwester Teresa Zukic, bekannt als Skateboard fahrende Nonne aus verschiedenen Fernsehsendungen und durch zahlreiche Vorträge in ganz Deutschland, sprach vor rund 500 Teilnehmerinnen „Vom befreienden Umgang mit Fehlern“ und begeisterte die Besucherinnen.

    „Wer nicht dabei war, hat etwas versäumt“, bilanzierte Kreisbäuerin Maria Hoßmann (Eußenheim) in ihrer Zusammenfassung des Landfrauentages des Bayerischen Bauernverbandes. Sie betonte, dass es den Landfrauen wichtig sei, bei ihren Zusammenkünften auch sozialpolitische Themen aufzugreifen. Mit der „Powerfrau Schwester Teresa“ habe man da wohl die richtige Referentin gefunden. „Wer aufhört Fehler zu machen, der hört auf zu lernen, zu wachsen, zu leben“, ist eine der Thesen von Teresa Zukic.

    Niemand ist perfekt

    „Fehler sind dafür da, dass wir gestärkt aus ihnen hervorgehen“, betonte Schwester Teresa einführend in ihren Vortrag, den sie in die drei Teile „Umgang mit eigenen Fehlern“, „Umgang mit den Fehlern anderer“ und „Umgang mit Fehlern in der Gemeinschaft“ gegliedert hatte. Nur wer mit Fehlern richtig umgehen kann, kommt gestärkt aus ihnen hervor, so ihre Ansicht. Dabei ist es falsch, keine Fehler zu machen und immer nur dastehen zu wollen, als 150-Prozent-Perfektionist. Die Referentin stellte klar: „Richtige Entscheidungen trifft man nur, wenn man zuvor Fehler gemacht und daraus gelernt hat.“

    Zum Erwachsensein gehöre es einfach dazu, Fehler zu machen. „Es gibt seit ein paar Jahren in Deutschland keine Fehlerkultur mehr“, bedauerte die Klosterfrau. Als positives Beispiel nannte sie die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann, die zu ihren Fehlern gestanden habe. Im Gegensatz dazu gebe es Politiker, die ihre Fehler nicht eingestehen und andere dafür verantwortlich machen. „Fehler und Sünden sind keine Kavaliersdelikte“, sagte Zukic unter dem Beifall der Zuhörerinnen.

    Pfarrer Holmer als Beispiel

    Beim Thema Umgang mit den Fehlern anderer, wartete die durch ihre spirituellen Impulse in ganz Deutschland bekannte Ordensfrau mit einem Beispiel aus der jüngeren deutschen Geschichte auf. Sie beschrieb den evangelischen Pfarrer Uwe Holmer. Wegen seiner Aktivitäten musste er einige seiner Ämter in der DDR abgeben, seine Kinder durften keine weiterführende Schule besuchen.

    Als die Mauer fiel, gewährte er Margot und Erich Honecker in seinem Haus über drei Monate Asyl. „Wenn man sich an Vergebung gewöhnt hat“, fällt das nicht schwer, so die Begründung des Geistlichen, der seinen Gegnern die Fehler verziehen hat.

    Kein Patentrezept für Vergebung

    „Es gibt kein Patentrezept dafür, wie man vergibt“, so Teresa Zukic. Hilfreich könne aber die Einstellung sein: „Ich liebe dich trotzdem“. Dabei müssen kleinere oder größere Hürden übersprungen werden. Eine ließ sie gleich in der voll besetzten Halle nehmen, indem jede den jeweiligen Nachbarn zur Linken und Rechten umarmen sollte. Rund 500 Menschen lagen sich anschließend in den Armen. Menschen für ein aufregendes, lebendiges Christsein begeistern, das gelingt Schwester Teresa in ihren rund 28 Vorträgen jeden Monat.

    In Gemünden gab sie den Menschen zwei Hausaufgaben mit auf den Weg: „Wenn Sie nach Hause kommen, umarmen Sie ihren Partner und grüßen ihn von mir. Auf dem Heimweg lächeln Sie wildfremde Menschen einfach an“, warb sie für eine besser Umgangskultur.

    Häufiger die Mitmenschen loben

    „Bevor Sie einmal kritisieren, loben Sie neun Mal“, lautete ihr Tipp für den Umgang mit Fehlern in der Gemeinschaft. In ihrem Schlusswort wünschte sie allen Anwesenden „Mut und Kraft, anderen ihre Fehler zu vergeben“.

    Multitalent und Powerfrau: Schwester Teresa Zukic

    Geboren wurde Teresa Zukic 1964 im kroatischen Brod. Ihr Vater, ein begnadeter Fußballer, wurde entdeckt und kam mit der Familie nach Deutschland. Aufgewachsen ist sie in Weinheim an der Bergstrasse (1971 bis 1982), besuchte die Grundschule, Realschule und das Wirtschaftsgymnasium. Der Sport bestimmte auch das Leben der jungen Frau. So war sie Hessische Meisterin am Schwebebalken und Badische Meisterin im Mehrkampf. Von 1982-1984 besuchte sie das Sportinternat Bad Soden Allendorf, das sie mit dem Abitur abschloss. Von 1985 bis 1994 war Teresa Zukic Ordensschwester bei den Vinzentinerinnen in Fulda, arbeitete im Kinderdorf Maberzell, in Altenheimen in Fulda und Marburg, in Krankenhäusern in Kassel, Hünfeld und Hanau und im Behindertheim in Fulda.

    Die Altenpflegehelferin studierte schließlich Religionspädagogik in Mainz. Dieses schloss sie als Diplom-Religionspädagogin (FH) ab. Für das Fernsehen wurde sie entdeckt von Margarete Schreinemakers. Weitere Auftritte folgten, so bei Jörg Pilawa. TEXT: HN

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden