Wer beim Einkaufsbummel in die Schaufenster blickt, sieht Kleider. Kleider aus Stoff. Oder mal aus Leder. Das sind die Materialien, aus denen Kleidung für gewöhnlich gemacht wird. Modedesignerin Rebekka Müller allerdings wollte sich einer neuen Herausforderung stellen. Sie ist für ihr Leben gerne kreativ, in ihrer Wohnung reihen sich selbstgestaltete Möbel an beklebte Lampenschirme. In der Mitte: ihre Nähmaschine. An der hat sie zwei besondere Kleider genäht. Und zwar aus alten Main-Post-Ausgaben.
Zuletzt lebte sie berufsbedingt in Aachen, wo sie „Head of Design“ (Design-Chefin) in einer Firma war. Das Internationale Zeitungsmuseum in Aachen rief junge Designer auf, anlässlich der Wiedereröffnung des Museums Mode aus Zeitungen zu fertigen. Für Rebekka Müller war schnell klar: „Ich komm' von hier, das ist die Zeitung von hier, also nehme ich auch die Main-Post.“
Nachdem der Schnitt fertig war, setzte sich die 29-Jährige an die Nähmaschine und fertigte die Oberteile: „Die Zeitung hab ich doppellagig genommen, ansonsten bin ich wie mit normalem Stoff vorgegangen.“ Die Röcke hat sie dann mit Pappmaschee-Technik an die Oberteile geklebt.
Das Resultat? Zwei buchstabenübersähte, abendfeine Roben. Eine mit fransigem Rock, die andere mit Papierrosen bestickt.
Und die Frage nach dem Tragekomfort? „Das geht schon. Es ist zwar recht heiß darin, ja, aber man kann sich soweit bewegen. Das einzige Problem ist, dass das Zeitungspapier nicht elastisch ist und man somit aufpassen muss, dass es nicht reißt“, erklärt sie. Die zwei Modelle der selbstständigen Designerin haben auf jeden Fall großen Anklang auf der Aachener Modenschau gefunden. Schließlich beschäftigt sich eines der beiden auch mit Themen, über die die Zeitung täglich berichtet: Kriege und Umweltdebatten, symbolisiert durch aufgeklebte Flugzeuge und Bäume.
Jetzt möchte sie die Kleider am liebsten hier in der Gegend ausstellen. Denn um sie in ihren Kleiderschrank zu hängen, sind sie zu schade. Angezogen werden sie nicht. Denn schließlich trägt man die Zeitung ja auch für gewöhnlich eher unterm Arm als um die Taille.