„Ein großer Tag für die Pfarrei St. Josef“ – so lautete vor 40 Jahren die Zeitungsüberschrift, als am 20. März 1971 das neue Gotteshaus in Sendelbach geweiht wurde. Auf den Tag genau 40 Jahre später feiern die Sendelbacher den „Geburtstag“ ihrer Kirche am Sonntag mit einem um 10.15 Uhr beginnenden Festgottesdienst. Konzelebrieren wird dabei Johannes Markert, der von 1963 bis 1983, also auch zum Zeitpunkt der Kirchenweihe, Pfarrer von Sendelbach war. Nach dem Gottesdienst folgt ein Stehempfang im Pfarrheim.
Die heutige Kirche St. Josef ersetzte die alte, 1872 erbaute Pfarrkirche gleichen Names. Diese war Ende der 1960er Jahre als zu klein empfunden worden für den Lohrer Stadtteil. Hatte dieser zur Zeit des Baus der alten Kirche rund 500 Einwohner, wohnten dort Ende der 1960er Jahre bereits rund 2000 Menschen, Tendenz steigend. Die „schmalbrüstige“ alte Kirche sei zu klein geworden, schrieb damals die Main-Post.
Der Altar der neuen Kirche steht fast auf den Zentimeter genau an der Stelle, an der er auch in der alten Kirche zu finden war. Ansonsten freilich blieb damals kaum etwas so, wie es zuvor war. Die Eigenart in der Grundform des nach Plänen des Würzburger Architekten Walter Schilling erbauten Gotteshauses ist ein Rechteck mit darüberliegender Raute. Die so entstehenden vier Nischen wurden den Bereichen Taufe, Buße, Orgel und Chor zugedacht. Der 26 Meter hohe Kirchturm steht etwas abseits des Gotteshauses. Die Kirche selbst mit ihrem Flachdach ist wesentlich kürzer als die alte, bietet aber mit rund 480 Plätzen deutlich mehr Raum. Eine Neuerung war auch die „Unterkirche“, eine rund 90 Gläubigen Platz bietende Kapelle im Untergeschoss.
Bau kostete 800 000 Euro
Der Bau der Kirche kostete damals ohne Einrichtung 800 000 Mark. Zusammen mit dem einige Jahre zuvor errichteten Pfarrheim wurden 1,6 Millionen Mark investiert. Die Einweihung von St. Josef übernahm am 20. März 1971 Weihbischof Alfons Kempf. Unter den Gästen waren Geistliche aus den benachbarten Pfarreien ebenso wie die in Sendelbach geborenen oder früher dort tätigen Pfarrer.
Den Beschluss, in Sendelbach ein neues Gotteshaus zu bauen, hatte der Stadtrat im Januar 1969 gefasst. Zwischendurch war gar ein neuer Standort an der „Äußeren Bahn“ im Gespräch. Bei einer Pfarrversammlung wurde 1967 jedoch beschlossen, die Kirche im Dorf zu lassen. Das neue Gotteshaus werde „modern, aber nicht hypermodern“, hieß es damals im Zeitungsbericht über die Planung. Die Architektur der Kirche erscheine „geschmackvoller und ansprechender als mancher derartiger Bau der letzten Jahre“.
Im Juli 1969 fand der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt. Gleich danach begann der Abriss. Ende August 1969 wurde der alte Kirchturm gesprengt. „Vor allem die jüngere Generation“ sei dabei „nur unter größten Schwierigkeiten zur Einhaltung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen zu bewegen gewesen“, heißt es in dem Zeitungsartikel. Das gesamte Schauspiel habe sich zu einer Art Volksfest entwickelt.
Wegen der nahen Bebauung musste die Sprengladung zurückhaltend dosiert werden. Ein Teil der etwa 80 Zentimeter dicken Turmmauer stand daher noch, als sich die Staubwolke verzogen hatte. Die Feuerwehr rückte mit der Drehleiter an, um ein Stahlseil am Turmrest zu befestigen. Eine Planierraupe zog die Mauer schließlich unter größerer Anstrengung um.
Der Grundstein für den Neubau wurde am 12. April 1970 gelegt und in Vertretung des Bischofs durch den Lohrer Dekan Karl Haller gesegnet. Neben Zeitungen, einem Stadtplan und Postkarten von Lohr wurde auch ein Brief einer Rentnerin eingemauert, die ihre erste Rente für den Kirchenbau gespendet hatte. Während der Bauzeit diente das bereits Weihnachten 1968 übergebene Pfarrheim als Ersatz.
Nach der Weihe der neuen Kirche blieb der Glockenturm von St. Josef noch einige Monate stumm. Die vier zwischen 800 und 250 Kilo schweren Glocken wurden erst im September in Passau gegossen und Ende Oktober in Position gebracht und geweiht. In den Tonlagen fis, gis, h und cis schlagen sie bis heute.


