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ASCHAFFENBURG/MESPELBRUNN: Mord im Spessart: Renz schweigt im Prozess eisern

ASCHAFFENBURG/MESPELBRUNN

Mord im Spessart: Renz schweigt im Prozess eisern

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    Das 32-jährige Opfer soll an jenem Morgen des 28. Juli 2008 gellend geschrien haben. Als ihre Chefin und ein Koch des Hotels zu Hilfe kamen, war es aber schon zu spät. "Sie starb in meinen Armen", erzählte die Zeugin.

    Schnell richtete sich der Tatverdacht auf Renz, der zuvor die Nähe der jungen Frau gesucht hatte. Nach Zeugenaussagen lebte das Opfer zum Zeitpunkt, als sie Renz näher kennenlernte, zwar getrennt von ihrem Ehemann. Sie ging mit Renz wandern und auf ein Konzert. Er schrieb ihr ein Gedicht und suchte auch Kontakt zum jüngsten ihrer Kinder.

    Seine Annäherung jedoch wies sie eindeutig zurück, wie Zeugen jetzt am dritten Verhandlungstag des Mordprozesses in Aschaffenburg bekundeten. Die Mutter des Mordopfers will von ihrer Tochter gehört haben, dass Renz ihre Tochter bedrängte.

    Deshalb sei die 32-Jährige sogar zu ihrer Chefin gegangen und habe gesagt: "Wenn der nicht aufhört, kündige ich." An diesen Vorfall konnte sich die Chefin im Zeugenstand aber nicht erinnern.

    Der als eigenbrötlerisch beschriebene Renz ist laut Anklageschrift verheiratet. Doch wer die Ehefrau ist und welches Verhältnis er mit ihr pflegte, darüber konnte kein Zeuge nähere Angaben machen. "Heirat?" fragte eine Verwandte im Zeugenstand. "Ich weiß nur, dass eine stattgefunden haben soll. Es gab keine Feier, und ich habe die Frau nie kennengelernt."

    Selbst enge Verwandte wissen auch nichts von Frauenbekanntschaften außer der einen, die den 37-Jährigen als jungen Mann vor 15 Jahren schon einmal vor Gericht gebracht hatte. Damals entführte er eine junge Studentin nach Spanien, als sie die Beziehung mit ihm nicht weiterführen wollte.

    Renz wurde dafür zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt. Auch in jenem Prozess soll er eisern geschwiegen haben. Eine Zeugin sagte vor Gericht, Carmen S., die im Juli 2008 auf dem Parkplatz vor dem Schlosshotel ermordet wurde, sei vom Erscheinungsbild dieser jungen Frau ähnlich gewesen.

    Auf der fast einjährigen Flucht kehrte Renz nach acht Monaten mitten in der Nacht...

    ...zum Tatort zurück. Er soll - so ein weiterer Vorwurf der Anklage - in der Nacht zum 30. März 2009 seine Verwandten überfallen haben, die das Schlosshotel führten. Diese erzählten vor Gericht: Er habe Geld und EC-Karten erpresst, um seine Flucht fortsetzen zu können – und entkam viel knapper, als bisher bekannt war.

    Renz war nach Angaben seiner Verwandten in jener Nacht schwarz gekleidet und mit einer Sturmhaube maskiert, als er mit einem Messer in der Hand bei ihnen auftauchte, Geld und EC-Karten verlangte und die Herausgabe der Geheimnummern erpresste. "Wenn die nicht stimmen, komme ich zurück. Dann fließt Blut" habe er gedroht.

    Dann habe er seine zwei weiblichen Verwandten sowie den Lebensgefährten der einen gefesselt im Keller zurückgelassen. Was Renz da nicht wusste: Bei seinem Einbruch war offenbar ein stiller Alarm ausgelöst worden.

    Der Sohn der Hotelbesitzerin wurde von der Sicherheitsfirma informiert, dachte zunächst aber an einen Brand. Er sah eine schwarz gekleidete Person nachts durch die Räume des Hotels huschen, vor dem zuvor der Mord an der Angestelten passiert war. Er alarmierte die Polizei. Doch während eine erste Streife noch den Vordereingang absicherte und auf Verstärkung wartete, sei Renz wohl durch den Hintereingang entkommen, schilderte der Sohn der Hotelchefin.

    Er sah noch, wie auf einem Parkplatz in der Nähe mitten in der Nacht ein Auto losfuhr. Renz muss den weiteren Streifenwagen direkt vor der Nase davongefahren sein.

    Ein halbes Dutzend Polizisten wachten jetzt im Sitzungssaal über den inzwischen vollbärtigen Renz, der mit Handschellen und Fußketten aus der Untersuchungshaft in Würzburg vorgeführt wurde. Die Richter würdigte er ebenso keines Blickes wie die rund 50 Zuschauer und Pressevertreter, die dem Prozess folgen.

    Er starrte aus dem Fenster, als ginge ihn die ganze Veranstaltung nichts an. Nur gelegentlich, wenn seine Verwandten darüber berichten, wie sie die verblutende Carmen S. fanden oder darüber, wie er sich im Vorfeld des Mordes verhielt, schielte er aus den Augenwinkeln leise hinüber in den Zeugenstand.

    Die einzigen, die er gelegentlich eines Wortes würdigte, waren seine Verteidiger. Dann neigte er ihnen langsam den Kopf zu. Er wirkte zeitweise, als sei er gedanklich in einer anderen Welt und müsse sich erst mühsam zurück in die Realität des Gerichtssaales finden.

    Da er auf alle offiziellen Fragen des Gerichts und der Anklage schweigt, ist das Gericht darauf angewiesen, das Tatgeschehen und die Vorgeschichte mit vielen Zeugen mühsam zu erarbeiten.

    Derzeit sind zehn Verhandlungstage bis in den Juni hinein vorgesehen. 

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