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KARBACH/URSPRINGEN: Müllsammlung mit Missverständnis

KARBACH/URSPRINGEN

Müllsammlung mit Missverständnis

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    Ganze Arbeit geleistet: Natalie Melchior und mehrere Kinder aus Karbach, Urspringen und Marienbrunn sammelten im Wald Müll ein, den Unbekannte achtlos weggeschmissen hatten.
    Ganze Arbeit geleistet: Natalie Melchior und mehrere Kinder aus Karbach, Urspringen und Marienbrunn sammelten im Wald Müll ein, den Unbekannte achtlos weggeschmissen hatten. Foto: Foto: Melchior

    Als der dreijährige Lyn kürzlich mit seinem Papa einen Spaziergang im Karbacher Wald in Richtung Urspringen machte, waren die beiden entsetzt. Mitten in der Natur lag jede Menge Müll herum, der offenbar von Unbekannten weggeworfen worden war.

    „Lyn hat sich darüber fürchterlich aufgeregt und hatte schließlich die Idee, den Müll aufzusammeln“, erzählt die Urspringerin Natalie Melchior, eine Bekannte von Lyns Vater, der in Karbach lebt.

    Bei ihren beiden Söhnen, dem neunjährigen Samuel und dem vierjährigen Tamino, stieß der Vorschlag, den Müll gemeinsam aufzuklauben, sofort auf Zustimmung. Zwei Freunde von Samuel, Alex und Leon aus Marienbrunn waren ebenfalls prompt von der Sache überzeugt. „Ich habe den Kindern erklärt, dass durch den vielen Müll der Wald stirbt – und schließlich auch wir Menschen“, sagt Natalie Melchior.

    Und so packten die fünf Kinder zusammen mit den beiden Erwachsenen an und sammelten den Müll ein. „Wir haben zahlreiche Flaschen, extrem viele Plastiktüten, Eimer und sogar einen Auspuff eingesammelt“, berichtet Melchior über die zweistündige Aktion der jungen Umweltschützer. Weil sie den ganzen Unrat nicht in ihr Auto laden konnten, stellten sie ihn auf einer freien Fläche am Rande der Ortsverbindungsstraße zwischen Karbach und Urspringen ab. „Wir wollten eine Info an die Gemeinde geben, damit diese den Müll dort abholen kann“, erklärt die Urspringerin ihre Absicht.

    Doch dann kam alles anders: Kurz nachdem die fleißigen Sammler von dannen gezogen waren, entdeckte Jagdpächter Dieter Beuschlein den Müll. Weil er nicht wusste, welch ehrbares Ansinnen dahintersteckte, war seine Verärgerung groß. Beuschlein dachte, dass hier ein Unbekannter seinen Dreck abgeladen hatte – so wie schon mehrere Male vorher. Deshalb erstattete er Anzeige bei der Polizei.

    Unterdessen betätigten sich Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofes als Detektive. Sie durchsuchten den Müll nach eventuell verwertbaren „Spuren“. Im vergangenen Jahr hatten sie so in einem vergleichbaren Fall Erfolg: Sie fanden ein Handy samt Speicherkarte, das der Besitzer weggeschmissen hatte. So war es damals ein Leichtes, den Umweltsünder ausfindig zu machen. Diesmal entdeckten sie jedoch nichts Brauchbares, weshalb die kompletten Hinterlassenschaften schließlich in einem Container landeten.

    Karbachs Bürgermeister Kurt Kneipp ging wie Jagdpächter Beuschlein zunächst davon aus, dass jemand illegal seinen Abfall loswerden wollte. „Das ist leider schon sehr oft vorgekommen. Die Straße zwischen Karbach und Urspringen ist eine Durchgangsstrecke für wilde Müllentsorgung“, sagt Kneipp. Er ließ deshalb auf die Schnelle im gemeindlichen „Amtsblatt“ eine Information für die Bürger abdrucken. Darin wurde unter anderem um Hinweise an die Polizeiinspektion Marktheidenfeld oder an die Gemeinde Karbach gebeten. Auch in der Main-Post stand ein Zeugenaufruf. Auf diesen Artikel wurden dann die Müllsammler aufmerksam, die die Gemeinde bislang noch nicht über ihre gut gemeinte Aktion informiert hatten. Wenn sie das gleich getan hätten, wäre die ganze Wahrheit schneller ans Licht gekommen, sagt Bürgermeister Kneipp. Oder, besser noch: „Sie hätten gleich vorher kommen sollen, dann hätte auch der Jagdpächter Bescheid gewusst.“

    Als Kneipp davon erfuhr, dass hier keine Umweltsünder, sondern Naturfreunde am Werk waren, ging er persönlich zur Polizei und nahm die Anzeige zurück. Trotz der Irritationen ist der Bürgermeister froh, dass es in Karbach und anderenorts Menschen gibt, die etwas Gutes für die Allgemeinheit tun wollen. „Ihnen gebührt großer Dank, denn so eine Sammelaktion kann auch einen psychologischen Effekt haben und zum Vorbild für andere dienen“, sagt er. Kneipp möchte sich bei nächster Gelegenheit bei den Freiwilligen erkenntlich zeigen.

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