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LOHR: Mundstuhl in der Stadthalle: Fachbegriffe und Schwindeleien

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Mundstuhl in der Stadthalle: Fachbegriffe und Schwindeleien

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    „Dragan und Alder“ sind die Paraderollöen des Duos „Mundstuhl“.
    „Dragan und Alder“ sind die Paraderollöen des Duos „Mundstuhl“.

    Das Frankfurter Comedy-Duo Mundstuhl, bestehend aus Lars Niedereichholz und Ande Werner, begeisterte am Freitagabend in der Stadthalle rund 350 Besucher mit seinem Programm „Mütze-Glatze! Simply the Pest“. Dass dabei hin und wieder Fachbegriffe wie „Eier“, „Sack“ und „Arschloch“ zu hören waren, gehört zum Humor-Konzept von Mundstuhl.

    „50 Jahre Mundstuhl“ ist auf der Bühnenleinwand zu lesen. 50 Jahre? Niedereichholz ist Jahrgang 1968, Werner 1969. Und als „Mundstuhl“ sind die beiden einer breiteren Öffentlichkeit erst seit 20 Jahren bekannt. Was soll das also mit den 50 Jahren?

    50 klingt besser

    Nun ja. Verkürzt dargestellt läuft's darauf hinaus, dass 50 besser klingt als 20. Als Niedereichholz dann seinem von Anfang an gut gelaunten Publikum mitteilt, dass es nun das Beste aus den letzten 20 Jahren erwarten könne, schiebt er nach einer kurzen Pause nach: „Also sind wir in vier Minuten fertig.“ Daraus sollten dann aber fast zwei Stunden werden.

    Zum Aufwärmen streiten sich die beiden Hessischbabbler erst einmal ausgiebig und wortgewaltig darüber, wer von den vielen Superhelden der beste sei. Zwar verläuft die Sache ergebnislos, aber es heißt ja immer, der Weg sei das Ziel. Und da die beiden Männer auf der Bühne sichtbar Freude an ihrem Tun haben, befinden sie sich auf einem guten Weg.

    Im Gegensatz zu den beiden jungen Müttern Peggy und Sandy, die sich in einem Milieu bewegen, in dem gar nichts super ist. Peggys Sohn, Justin, er ist erst zwölf, hat sich tätowieren lassen. Den Namen der Band KISS – „I was made for lovin' you“ – habe er sich stechen lassen, erzählt die Mutter. „Also K und I hat er noch nicht.“

    Justins Vater Mario war 19, als er starb. Er hatte sich aus Kartoffeln Schnaps gebrannt, von dem er blind wurde, und weil er nichts sah, wurde er von einer Straßenbahn überfahren. Hat er sich jetzt totgesoffen oder war das ein Verkehrsunfall?

    Als Peggy ihrer Freundin erzählt, dass sie wieder schwanger sei, kommt Lokalkolorit in die Mundstuhl-Show. „Hoffentlich sieht's am Schluss nicht aus wie Schneewittchen“, meint Sandy.

    Der Vater des Kindes ist laut Peggy "ein Neger, der seit zwei Wochen hier ist". Mit ihm sei es schon was anderes als mit ihrem Ex-Mann Mario und „seinem deutschen Standardpenis“. Sie hoffe, sagt Peggy, dass sich ihr neuer Freund mit Justin (der mit der Tätowierung) und dessen Kumpels gut verstehen werde.

    Paradarollen

    Ja, und dann stehen auch schon Dragan und Alder auf der Bühne, die beiden Kanak-Sprak-Figuren, denen das Comedy-Duo Mundstuhl seinen Erfolg am meisten zu verdanken hat. Konkret krass. Alder hat sich einen Oldtimer besorgt. Einen BMW 315, Baujahr 1982, mit Original-Winterreifen. Dragan: „Haste ja kein Profil mehr.“ Alder, der eine Ausbildung zur „Groß- und Einzelhandelskauffrau oder wie das heißt“ macht und schon seit 30 Jahren die Berufsschule besucht, zuckt nur mit den Schultern: „Muss isch nicht tieferlegen.“

    Ganz anders drauf sind die soften Friedensaktivisten der Band „No Pressure“, Torben und Malte, die ein Integrationslied anstimmen. Erst habe es geheißen, „Refugees welcome“ und dann wolle keiner was mit ihnen zu tun haben, beklagen sie – das habe man ja voriges Silvester gesehen.

    Weniger zart besaitet ist Andi, der brüllend, zischend und fluchend von seiner Freundin erzählt, der „fetten Sau“. Schließlich plaudern die beiden Mundstuhl-Männer ein bisschen aus dem Nähkästchen, lassen das Publikum Einblick nehmen, in ihre traurige Kindheit, in der Oma und Opa Geschwister waren und die Armut groß.

    „Wir waren so arm, ich hab' nicht mal eigene Augen gehabt“, erzählt Werner. Erst mit fünf Jahren habe er endlich Holzaugen bekommen; zuvor seien seine Augenhöhlen als Eierbecher missbraucht worden.

    Armut gehe oft mit Behinderung einher, und so ist es für Mundstuhl nur logisch, dass das Abschlusslied den Titel „Wir werden mit dem Bus geholt“ trägt. Dass dabei alle Zuschauer aufstehen und mitsingen, hängt damit zusammen, dass Niedereichholz und Werner gedroht haben, andernfalls nochmal komplett von vorne mit dem Programm zu beginnen.

    Aber eine Zugabe, die muss dann doch noch sein. Nachdem sie ihre Produkte angepriesen haben, verabschieden sich die Mundstuhl-Männer unter lautstarkem Applaus mit dem Song „Ode an die Fans“.

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