Ein unvergessliches Konzert bot am Sonntagnachmittag Professor Christian Elsas im Alten Rathaussaal. Mühelos zog er in seinen Bann und in den der Komponisten Franz Liszt und Robert Schumann. Aber auf eine ganz eigene und andere Art und Weise.
Natürlich steht bei einem Klavierkonzert naturgemäß die musikalische Darbietung im Vordergrund. Darüber hinaus ließ Elsas die Zuhörer die Musik durch Erzähltes und Erklärendes auch verstehen. Ein wenig war es manchmal während des zweistündigen Konzertes sogar wie beim Musikunterricht in der Schule; aber mit einem exzellenten Lehrer.
Sympathisch, ruhig und extrovertiert erklärte der Pianist die berühmte Komposition „Carnaval“ von Schumann (1810 – 1856), die durch häufige Bildwechsel bekannt ist für ihre schwere Verständlichkeit. Charmant und mit eigenen Worten schilderte er jedes einzelne „Bild“ im Vorfeld; danach spielte er virtuos das Stück.
Der Schwerpunkt des Abends galt aber dem Tastenmagier Franz Liszt (1811 – 1886). Die beiden Komponisten haben sich gut gekannt und auch geschätzt, konnte man von Professor Elsas erfahren; deshalb auch das Konzert gerade mit diesen beiden gemeinsam. Die Kompositionen seien fast im gleichen Zeitraum entstanden und trotzdem erwarte uns bei Liszt ein „unglaublich modernerer Klang“. Selbst Schumann habe einmal gesagt: „Manche Kompositionen von Liszt verstehe ich nicht.“
Elsas hingegen machte ihn verständlich. Zunächst den religiösen Liszt mit der „Bénédiction de Dieu dans la solitude“, die eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt und Glockengeläut veranschaulicht. Dann den virtuosen Salonlöwen Liszt, der mit der Komposition „Apres une lecture de Dante. Fantasia quasi Sonata“ unglaubliche Bilder einer musikalischen Reise durch „Himmel und Hölle“ heraufbeschwor. Genauso bei „Funérailles“ – ein mitreißendes Plädoyer gegen den Krieg und für den Frieden.
„Musik trifft deutlicher und tiefer als ein Wort es kann“ so formulierte es der Virtuose Elsas. Dessen Spiel zeichnete sich besonders durch gefühlvolles „Experimentieren“ mit den Tönen aus – gleichermaßen ruhig und sicher wie auch lebendig und kraftvoll. Ein Tastenmagier wie Liszt.
Die Gespräche mit dem Publikum gerieten informativ und nachdenklich, aber auch lustig und humorvoll. Zum Beispiel als er die Wichtigkeit des Pedalklangs erklärte: „Liszt sollte man nicht zu trocken spielen.“ Das Pedal sei „die Seele des Klaviers“ oder mit Liszts Worten gesprochen: „Das Klavier ohne Pedal ist für mich ein Hackbrett.“
Leider hatten nur rund 30 Zuhörer am Muttertag den Weg ins Alte Rathaus gefunden. Diese zeigten sich aber umso begeisterter und dankbarer für ein wunderschönes Erlebnis.