Hermann Joha hält nicht viel von Geburtstagsfeiern. Am Montag, seinem 60. Geburtstag, stand daher für den aus Lohr stammenden Filmproduzenten keine große Party auf dem Plan, sondern eine Betriebsversammlung im Hotel Franziskushöhe. Das Thema war klar: Joha hat sein Hotel vor wenigen Tagen verkauft an Ido Michel (52), Inhaber und Geschäftsführer der Hotelkette Michel.
Gemeinsam informierten Michel und Joha die rund 30 Mitarbeiter über die Veränderungen. Wie beide hernach im Gespräch mit der Redaktion erklärten, soll es davon jedoch zunächst kaum welche geben. Die Franziskushöhe laufe im Kern unverändert weiter – bis auf den Namen. Wie der neue Eigentümer ankündigt, wird das Hotel künftig "Michel & Friends Hotel Lohr – Auf der Franziskushöhe" heißen.
Offizieller Übergabetermin ist laut Joha der 1. März. Bei der Betriebsversammlung am Montag sei es nicht zuletzt darum gegangen, den Mitarbeitern die Angst vor Umbrüchen oder gar Stellenabbau zu nehmen. Es gebe "keine Intention, Arbeitsplätze zu gefährden", sagt Joha.
Die Franziskushöhe zählte seinen Wortern zufolge zuletzt gut 11000 Übernachtungen pro Jahr. Michel sagt, diese Zahl steigern zu wollen: "Wir wollen mehr Geschäft und viel mehr Tagungen reinbringen."
Ziel: Mehr Gäste und Tagungen
Der Hotelier ist optimistisch, dass ihm das gelingt. Er habe über seine Hotelkette mit aktuell 13 Häusern und guten Kontakten zu großen Unternehmen ganz andere Möglichkeiten der Vermarktung als der "Einzelkämpfer" Joha, sagt Michel. Bei Privatkunden wolle man verstärkt den Großraum Frankfurt in den Blick nehmen. Daneben hat Michel das Ziel, mehr Gäste aus der Region in das Restaurant der Franziskushöhe zu locken. "Unser Kunde ist der bodenständige Deutsche", so Michel.
Der 52-Jährige ist selbst Deutscher, geboren jedoch in der israelischen Hafenstadt Haifa und aufgewachsen im Ausland. Nach einem Ökonomie-Studium arbeitete Michel unter anderem als Unternehmensberater in New York. Später habe er seine eigene Firma gegründet, die auf Software für den Parkhausbetrieb spezialisiert gewesen sei.

Im Jahr 2000 verkaufte Michel das Unternehmen. Seither betätigt sich der verheiratete Vater von fünf Söhnen als Investor. Zunächst lag der Schwerpunkt auf Einkaufsmärkten. 2007 dann habe er das erste Hotel gekauft. Womöglich liegt es auch an Michels Frau, einer gelernten Hotelfachfrau, dass er an der Branche "sehr viel Spaß" gefunden hat.
Mittlerweile hat Michel eigenen Worten zufolge über 100 Millionen Euro investiert in den Aufbau seiner Hotelkette mit Hauptsitz in Maintal zwischen Hanau und Frankfurt. Sie zählt derzeit 13 Häuser mit nach Unternehmensangaben rund 1700 Betten, 500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro. Als Ziel nennt Michel, dass die Kette auf 100 Hotels anwächst. Dies sei eine Vision, aber nicht unerreichbar. Er habe bereits weitere Hotels für einen Zukauf im Blick.
"Ich bin kein Spekulant", sagt Michel. Wenn man mit ihm spricht, nimmt man ihm die Aussage ab, dass er nicht gerne im Vordergrund stehe und "kein Party-Mann" sei. Michel sagt, dass es ihm um eine langfristige und solide Entwicklung gehe. "Wir sind hier, um gute Geschäfte mit Spaß zu machen." Sein Vorteil sei, dass er gleichzeitig Inhaber und Betreiber all seiner Hotels sei. "So kann ich immer den goldenen Weg finden."
Erweiterung im Hinterkopf
Den Weg, den er für die Franziskushöhe – laut Michel ein Hotel "in Top-Zustand" – gehen will, ist der der Konstanz. Eine Veränderung hat der Hotelier aber zumindest im Hinterkopf: einen Erweiterungsbau. Die knapp 70 Zimmer der Franziskushöhe sind aus Michels Sicht für ein Hotel in seiner Kette das Minimum. "Um erfolgreich zu sein, muss man rund 50 Zimmer mehr haben". Joha hatte daher schon vor Jahren die Planungen für einen Erweiterungsbau in dieser Größenordnung vorangetrieben. Der Stadtrat segnete die Pläne seinerzeit ab. Michel müsste sie also nur noch aus der Schublade holen. "Mal sehen, wie es damit weitergeht", sagt er.
Joha kündigt an, dem neuen Eigentümer der Franziskushöhe das Portfolio seiner Ideen für das Areal weiterzureichen, darunter auch die einer Waldbühne. Ansonsten wird Joha künftig nur noch als Gast auf der Franziskushöhe sein. Mit dem neuen Eigentümer hat er vereinbart, bei Heimatbesuchen ein Appartement im Dachgeschoss nutzen zu können.
Von den Mitarbeitern der Franziskushöhe habe er sich bei der Betriebsversammlung verabschiedet, sagt Joha. Über sein Engagement in der Hotelbranche sagt der jetzt 60-Jährige: "Ich habe es als Abenteuer gesehen. Und genau das ist es auch gewesen." Der Verkauf bedeute für ihn nun ein "Happy-End" sagt Joha, auch wenn es nach all den Investitionen über die Jahre zumindest finanziell keines gewesen sei.
Geschichte der FranziskushöheDas heutige Hotel Franziskushöhe war einst Lungenheilstätte. Das Sanatorium hatte 1901 gegen den Widerstand einer Bürgerinitiative den Betrieb aufgenommen. 1911 übernahm die Landesversicherungsanstalt Unterfranken das Luitpoldheim. Im Ersten Weltkrieg diente es als Lazarett. Ende der 1960er Jahre kauften die Dillinger Franziskanerinnen Gebäude und Grundstück. Die Schwestern planten, das in der Lohrer Innenstadt liegende Frauenkloster samt Mädchenrealschule und Internat in das Luitpoldheim zu verlegen, entschieden sich jedoch um und gestaltete das Luitpoldheim zum Familienerholungsheim um. Eröffnung war 1974.Wegen hoher Personalkosten, fehlendem Nachwuchs, geändertem Freizeitverhalten der Familien und anstehenden Renovierungsarbeiten entschlossen sich die Dillinger Franziskanerinnen 2001, die Franziskushöhe zum Verkauf anzubieten. Hermann Joha kaufte es. Der Filmproduzent ist wenige 100 Meter unterhalb des Gebäudes groß geworden.Joha plante zunächst den Umbau in ein Seniorenheim für betreutes Wohnen. Wegen der Lage am Berg fanden sich für diese Idee jedoch keine Betreiber. Joha entschied sich daher zu Umwandlung in ein Hotel mit Restaurant.Er investierte in Umbau und Renovierung und ließ das Gelände herrichten. Heute gibt es dort neben einem Badeteich auch eine Riesenrutsche und eine Grillhütte. Ärger bekam Joha 2011, weil er ohne entsprechende Genehmigung Parkplätze hatte planieren lassen, was schließlich zum Aufstellen eines Flächennutzungsplanes führte. Dieser sieht auch eine Erweiterungsmöglichkeit für das Hotel vor. ()