Werke von Hermann Amrhein sind im Stadtbild allgegenwärtig: Der Samariter vor dem alten Spital, das Kriegerdenkmal gegenüber, der Märchenbrunnen vor dem alten Rathaus, das Brünnchen vor dem Freibad - sie alle stammen von dem 1901 in Lohr geborenen und 1980 dort auch gestorbenen Bildhauer. Weniger bekannt ist, dass es seit 25 Jahren eine Hermann-Amrhein-Stiftung gibt.
Am 7. Februar 1994 hat der Stadtrat einstimmig die Errichtung der Stiftung zugunsten der Stadt durch die Tochter Monika Amrhein befürwortet. Sie überließ im Rahmen dieser Stiftung der Stadt verschiedene Kunstwerke. In die Stiftung eingebracht wurden »Mütterliche Nacht«, »Drachentöter« und »Weltenwort«.

Die Stadt verpflichtete sich, die Stiftung »gewissenhaft und fachmännisch zu pflegen und zu verwalten«. Der damalige Bürgermeister Siegfried Selinger freute sich darüber, dass die Kunstwerke auf diese Weise Lohr erhalten blieben. Nach Angaben von Rathaussprecher Dieter Daus wurde über die fiduziarische (nicht rechtsfähige) Stiftung am 17. Februar 1994 ein Treuhandvertrag abgeschlossen. Die Stadt sei Eigentümerin des Stiftungsvermögens.
Leihgabe ans Krankenhaus
Im August 1994 sei die Skulptur »Mütterliche Nacht« aus der Stiftung als Dauerleihgabe an das Lohrer Kreiskrankenhaus übergeben worden. Sie steht dort in der Kapelle. Durch die Stiftung sei der »Drachentöter« (1935, Eiche) ins neue Rathaus gelangt, zu sehen für jedermann im Foyer des 2. Stockwerkes. Bereits ab 1986 habe die Stadt erste Werke von Hermann Amrhein übernommen, teils als Leihgabe, Kauf oder Schenkung.

So hänge im großen Sitzungssaal das Kruzifix aus Lindenholz (1933, gekauft durch die Stadt für 18.000 Mark 1986). Die Stadt verfügt nach Angaben des geschäftsleitenden Beamten auch über eine Reihe von Holzschnitt-Druckstöcken, die im Stadtarchiv verwahren würden. Weiterhin gebe es eine Reihe von Gipsmodellen wie beispielsweise einen 1,50 Meter großen Gips-Frauenakt, der in der Kellereischeune platziert worden sei.
Laut Daus hat die Stadt den »Drachentöter« und »Maria Magdalena« 1997 auf eigene Kosten restaurieren lassen, der Kreis habe die Restaurierung der »Mütterlichen Nacht« bezahlt.
Hermann Amrhein war ein waschechter Lohrer. 1901 im heutigen Betty-Friedel-Haus an der Hauptstraße geboren, sollte er eigentlich die Bäckerei des Vaters übernehmen, aber er wollte Bildhauer werden. In der Sackenbacher Kunstschreinerei von Johann Fleckenstein absolvierte er 1915 bis 1919 seine erste Berufsausbildung.
Es folgten ein Besuch der Bauhütte des Schweizer Bildhauers Paul Bay in Stuttgart ab 1922 und der Kunstakademie in Berlin ab 1928. Dazwischen lag eine mehrjährige Rückkehr nach Lohr, wo Amrhein in einem Haus an der Lohrtorstraße, wo sich auch sein Atelier befand (heute Queue-Café), ein Kaffeehaus eröffnen wollte, das eine Begegnungsstätte für Künstler und Kunstinteressierte werden sollte.
Die Behörden versagten die Genehmigung mit der Begründung, in Lohr gebe es bereits genügend andere Wirtschaften. Enttäuscht ging Amrhein nach Berlin, kehrte aber schon 1929 nach Lohr zurück und wandelte das Gebäude an der Lohrtorstraße in ein Kino um. Amrhein war nicht nur Bildhauer, er entwarf auch Möbel, Lampen und Schatullen und schrieb Gedichte und Romane.
Prozessionsfigur geschaffen
Beeindruckend ist die Produktivität Amrheins. Im öffentlichen Raum in Lohr sind von ihm auch noch die Maria Magdalena in der Stadtbücherei, diverse Werke in den Kirchen am Kirchplatz, die Leidensstation Ecce Homo der Karfreitagsprozession und die Pietà in der Aussegnungshalle auf dem Lohrer Friedhof zu sehen. Auch das Spessartmuseum im Lohrer Schloss kann mit einer Reihe von Werken aufwarten.