Während des Rathaussturms der Interessengemeinschaft Retzstadt (IFR) bemerkte der „1. Gesellschafts- und Sitzungspräsident“ Florian Leistner plötzlich, dass er schon zu den Alten im Faschingsteam gehört. So schnell kann es gehen, besonders wenn man wie in Retzstadt gleich mit zwei jungen Nachwuchstalenten im Rathaussturm-Team aufwarten kann.
Mia Pfister und Anna Krieger brachten frischen Wind in die traditionelle Veranstaltung, bei der der Elferrat mit Unterstützung der IFR-Garden, des Musikvereins und der DJK-Showtanzgruppe die Macht im Rathaus übernahm. Das teilt die IFR in einem Pressebericht mit.
Die Truppe stürmte das Rathaus und nahm Gemeinderäte und Bürgermeister Karl Gerhard gefangen. Nach Beschlagnahmung der Gemeindekasse, bei der es sich um eine kleine Spende für den Faschingsverein handelte, wurde vor dem Rathaus und unter den Augen von rund 200 Zuschauern mit dem Gemeinderat abgerechnet. Verpackt in kurzweilige Texte und Lieder mussten sich Bürgermeister und Räte einiges anhören. Zum Beispiel, dass die zunehmende Verkehrsbelastung auch in den anderen Ortsteilen ein Riesenpotenzial berge, meinte Alexander May, 2. Gesellschaftspräsident. Für die künftige Versorgung der Durchreisenden könne sich Retzstadt mit neuen Angeboten rüsten.
Angefangen von Lama-Burgern bei den „Retztal Lamas“ über eine Bio-Diesel-Lkw-Tankstelle bis hin zu Biker Store „No Angels“ in der ehemaligen Bäckerei Engel reichten die Vorschläge. Unterlegt wurden die Ideen mit dem eigens kreierten Truckerlied „Der wilde, wilde Westen fängt gleich hinter Retzstadt an“, in dem die mit 70 km/h durch die Ortschaft rasenden Lastwagen besungen wurden.
Große Sorge bereitet den Rathausstürmern die Retzstadter Top-Weinlage. Zugmarschall Marco Semmler bezichtigte den örtlichen VDP-Winzer Rudolf May des „Langenberg-Diebstahls“. Dieser hatte seinen Weinberg mit offiziellem Segen zum „Himmelspfad“ umbenannt. Eine Entscheidung, die dramatische Auswirkungen nach sich ziehe. Unter anderem müsste sich die ortsbekannte Gemeinschaft „Fußball-Freunde-Langenberg (FFL)“ einen neuen Namen suchen. Nachdem auch diverse Vereine ihr Fett abbekommen hatten, verabschiedeten sich die Faschingsfreunde mit dem „Retzstadt-Lied“ in den Ratskeller.