Lohr zu einem attraktiveren Wirtschaftsstandort machen, so lautet das Ziel der Stadt. Dafür trafen sich Gründende und Unternehmen zu einem Netzwerkfrühstück im Café Friedrich der Raiffeisenbank Main-Spessart. Bürgermeister Mario Paul und Wirtschaftsförderin Anja Güll vom Starthouse Spessart, einem digitalen Gründerzentrum für die Region, forderten zur Diskussion und zum Ideenaustausch auf. Dabei sollte insbesondere die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Lohr in den Blick genommen werden.
Es seien zunächst Ideen, betonte Paul. Jedoch mangele es oft an der Realisierbarkeit. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen sei ein Austausch zwischen Lohrer Unternehmern besonders wichtig. Drei Punkte nahmen sich der Bürgermeister und Anja Güll vor: Flächenmanagement und Leerstand, Fachkräfte sowie Digitalisierung und KI.
Fehlender Ärztenachwuchs ist ein Problem
Zu viele Leerstände, zu wenig lokale Geschäfte war eine Erkenntnis in puncto Flächenmanagement. Automaten seien der neue Trend, hieß es in einer Diskussion mit Mario Paul. Für das Stadtbild und die weiterhin bestehenden Leerstände seien die jedoch wenig hilfreich. "Wir sind attraktiv genug", motivierte der Bürgermeister die Anwesenden. In seinen Augen fehlen dennoch weiterhin Unternehmerinnen und Unternehmer, "die was können". Um die Stadt weiterhin ansprechend zu halten, brauche es frische und neue Konzepte für die Innenstadt.
Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch Herausforderungen seien bereits im Gespräch oder sogar schon in der Umsetzung. So sei beispielsweise der Umzug des Krankenhauses an den Sommerberg absehbar. Was in der stationären Gesundheitsversorgung ein großer Schritt sei, fehle jedoch in der ambulanten Versorgung. Ärzte gingen in den kommenden Jahren in den Ruhestand, doch der Nachwuchs fehle, erklärt Paul.
Dabei rücke vor allem ein deutschlandweites Problem in den Vordergrund: Der demografische Wandel spare auch Lohr nicht aus, gerade im Gegenteil, warnt der Bürgermeister. Die Altersstruktur in Lohr liege höher als der Durchschnitt im restlichen Unterfranken. Im Jahr 2036 werden zudem pro Jahr deutschlandweit 500.000 Menschen mehr aus dem Arbeitsleben ausscheiden, als wieder von unten nachrücken. "Das bedeutet das, was wir jetzt schon erleben: Arbeitskräftemangel, Fachkräftemangel", so Mario Paul.
Attraktivität für Arbeitnehmende steigern
Eine weitere Frage war, wie die Stadt für Arbeitnehmende, insbesondere Jüngere, attraktiver wird. Für Diskussion sorgte hierbei unter anderem die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs. "Kürzere Wege bessern die Lebensqualität", stimmte Wirtschaftsförderin Anja Güll zu. "Wenn ich in München 45 Minuten zur Arbeit brauche, freue ich mich. Hier sind 45 Minuten allerdings viel zu lang, da hat niemand Lust drauf." Die meisten Mitarbeitenden fahren noch immer mit dem Auto zur Arbeit, bestätigen die Unternehmer. Auszubildende im ersten Lehrjahr hingegen besitzen meist noch keinen Führerschein und sind somit auf die oftmals nur suboptimal funktionierenden Öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen.

Ebenfalls diskutiert wurde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oft scheitere es vor allem an Kitaplätzen, merkten die Anwesenden an. So kam das Gespräch über Betriebskindergärten auf. Der Vorschlag: Betriebe könnten sich zusammenschließen für eine gemeinsame, kostenfreie Betreuung. Eine solche Lösung in der Stadt könne einen Wettbewerbsvorteil bieten, so die allgemeine Zustimmung in der Runde.
Angst vor KI nehmen
Bei Diskussionen um die Zukunft dürfen Fragen zur Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz nicht fehlen. Hier sind sich alle einig: Den Menschen müsse die Angst vor der digitalen Welt genommen werden. Dazu brauche es vor allem Aufklärung, stimmt Karina Koberstein vom Starthouse Spessart zu.
Bei diesen Themen soll es aber auch nach Abschluss des Netzwerkfrühstücks in Lohr nicht bleiben. Wer weitere Anregungen oder Fragen hatte, wurde aufgefordert, auf Bierdeckeln seine Ideen zu schreiben. Diese werden laut Anja Güll beim nächsten Zusammentreffen im Frühjahr besprochen.