Neue Töne sollen in absehbarer Zeit aus der Orgel in der Auferstehungskirche in Lohr erklingen. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde hat Ideen entwickelt, die dafür nötigen 40 000 Euro aufzutreiben. Dekanatskantor Mark Genzel, Kirchenvorsteherin Carolin Esgen und Dekan Till Roth stellten sie in einem Pressegespräch vor.
Die Orgel wurde 1982 eingebaut und stammt von der Firma Hey aus der Rhön. Ihr Klang entspreche dem Musikgeschmack dieser Zeit mit hellen, scharfen Klangfarben ohne gefühlsbetonte Elemente, erläuterte Genzel. Doch der Geschmack habe sich geändert, daher solle das Instrument modifiziert und erweitert werden. Roth machte klar, dass es dabei nicht nur um die Begleitung des Gesangs in Gottesdiensten geht. Genzel habe in 25 Jahren als Dekanatskantor eine "sehr beachtliche Konzertarbeit aufgebaut, die sich kirchenmusikalisch sehen lassen kann".
Kultureller Aspekt
Die Modifikation solle nicht nur technischer Natur sein, "sie soll im Klang hörbar werden", unterstrich der Dekan. Das Projekt hat nach Roths Worten einen "kulturellen Aspekt weit über das Leben der Kirchengemeinde hinaus".
Genzel ist etwas traurig darüber, dass die Orgel in der Öffentlichkeit vor allem mit "alter Musik" verbunden wird. Dabei habe sie das Potenzial zu einem universalen Instrument. Der Wunsch, die Lohrer Orgel zu vertretbaren Kosten zu modifizieren, sei schon lange vorhanden. Dass das Projekt jetzt angepackt wird, hat nach Angaben des Dekanatskantors zwei Gründe. Als Orgelsachverständiger der Landeskirche sei er in ganz Bayern unterwegs und habe gute Vorbilder für den Lohrer Orgelumbau gesehen. Dazu komme der "Glücksfall", dass mit Erik Schwarz ein IT-Fachmann zur Kirchengemeinde gehöre, der mit Orgelelektronik Erfahrungen habe.
Ziel sei es, die Orgel musikalisch vielfältiger zu machen, für alle Spielrichtungen auszustatten und das Gemeindesingen zu fördern. Dazu sollten einige Register – Reihen von Pfeifen gleicher Klangfarbe – ersetzt werden beziehungsweise neue hinzukommen. Für zwei weitere Register sei Platz geschaffen worden, berichtete Genzel. Ausführen soll die Arbeiten Edgar Töpfer (Albertshofen).
Drei-Stufen-Plan erarbeitet
Der Kirchenvorstand hat laut Esgen zu der Sache eine Grundsatzentscheidung unter der Maßgabe getroffen, dass keine Schulden gemacht werden. Es sei ein Drei-Stufen-Plan erarbeitet worden. Die erste Stufe für 13 500 Euro betreffe den Registeraustausch. Bei der zweiten (10 000 Euro) gehe es um die Elektronik, bei der dritten (15 000) um die neuen Register auf dem neu erschlossenen Platz. Die drei Stufen können laut Esgen zeitlich entkoppelt werden, so dass man keinen Orgeltorso habe, sollte zwischendurch das Geld ausgehen. Auch mit nur zwei Stufen "hat man etwas sehr Schönes, aber wir sind optimistisch, dass es relativ zügig geht".
Dazu sollen Spender und Sponsoren beitragen, die noch gesucht werden. Es können Patenschaften für Orgelpfeifen übernommen werden. Die Kirchengemeinde bietet Patenschaften für Tonfolgen etwa als Geburtstagsgeschenk und für Variationen eines Kirchenlieds an und verkauft eine CD Genzels mit Orgelmusik. Zudem können Spendenwillige dem Förderverein für Kirchenmusik beitreten. Wert lege der Kirchenvorstand auf Nachhaltigkeit, so Esgen. Deshalb würden teilweise gebrauchte Teile eingebaut.
Einen Schub erhofft sich die Gemeinde dadurch, dass die Orgel zum "Instrument des Jahres 2021" ernannt wurde. Es habe bereits positive Rückmeldungen gegeben, die Summe für die erste Stufe sei bald erreicht, sagte Roth.