„Mit Lidl und Aldi können und wollen wir nicht mithalten.“
Wolfgang Rüth, Sprecher Projektgruppe Dorfladen
Auf viel Interesse nicht nur in Obersfeld stieß am Samstagvormittag die offizielle Eröffnung des Dorfladens in Obersfeld.
„Es ist uns gelungen, mit dem Dorfladen die Nahversorgung in Obersfeld sicher zu stellen“, erklärte bei der Begrüßung der Sprecher der Projektgruppe Dorfladen, Wolfgang Rüth, der auch die Moderation der offiziellen Eröffnung übernommen hatte. Vor ungefähr vier Jahren wurde die Idee geboren und jetzt Wirklichkeit.
„Mit Lidl und Aldi können und wollen wir nicht mithalten“, erklärte er. „Aber mit Igros haben wir einen Partner, der uns mit beinahe allem versorgen kann.“ Vier Angestellte stehen vor Ort zur Verfügung, um die Wünsche der Kunden entgegen zu nehmen.
„Die Nahversorgung ist ganz wichtig“, erklärte die stellvertretende Landrätin Sabine Sitter. Sie sei auch verantwortlich dafür, dass die Menschen dort wohnen bleiben und ein Einkauf im Dorfladen auch für die Kinder ein Erlebnis werde.
Wichtig seien auch die regionalen Produkte und das Cafe, das auch als „Ort der Kommunikation“ dienen kann. „Sie haben auch eine wunderbare Dorfgemeinschaft, denn nur so kann man so etwas zusammen stemmen“, lobte sie die Obersfelder. Sie schloss mit den Worten: „Tante Emmas Töchter sorgen nun für Lebensqualität“.
„Die Einrichtung des Dorfladens kann nur dann erfolgreich sein, wenn ihr Obersfelder die Chance nutzt und möglichst oft in eurem Dorfladeneinkauft“, erklärte Eußenheims zweiter Bürgermeister Thomas Obert. Denn nur bei genügendem Umsatz wird der Laden wirtschaftlich funktionieren und zur Deckung der ortsnahen Grundversorgung mit Lebensmittel dienen.
„Was lange währt, wird endlich gut“, verdeutlichte Robert Stumpf vom Amt für ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken, der als Projektbetreuer den Zuwendungsbescheid in Höhe von 74 500 Euro mitbrachte und die nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen im Dorf als eines der wichtigen Ziele des Amtes untermauerte.
„Ich hätte zwischenzeitig wirklich einen zweiten Wohnsitz in Obersfeld anmelden können“, erklärte Volker Hahn vom „Institut für Nahversorgung Services“ (ifns) in Seßlach, der inzwischen seit knapp vier Jahren das Projekt betreut und die Tage und Stunden schon nicht mehr zählen kann, die er in Obersfeld verbrachte. So lange ist es inzwischen schon her, dass er von einem Obersfelder kontaktiert wurde, ob denn so ein Dorfladen hier möglich sei. Man hätte immer gesagt, bei 450 Einwohnern gehe so etwas nicht. Aber bei der Gründungsversammlung im September 2015, dem eigentlichen Startpunkt, waren über 40 000 Euro gezeichnet.
Weit über 1000 Stunden hat die Projektgruppe inzwischen in das Vorhaben investiert, die Stunden für die Umbauarbeiten noch gar nicht mitgerechnet. „Es freut mich, dass es geklappt hat“, verdeutlichte Hahn zum Schluss und hofft, dass auch in Gambach, Büchold und Binsfeld dies umgesetzt werden kann.
„Wie wäre es denn mit einem Dorfladen für Obersfeld“, war eine Anregung aus der Bevölkerung vor über drei Jahren, erklärte Bettina Weissenberger, die für die Bauplanung und Bauleitung (Projektleitung Bernd Reitz) zuständig war. „Und heute, nach nur 14 Wochen Bauzeit, sind wir stolz, euch den fertigen Dorfladen präsentieren zu können.“
Aus der alten Raiffeisenlagerhalle mit rund 100 Quadratmeter Fläche wurde ein schöner Dorfladen mit Kaffeeecke, der auch zum Pläuschchen einlädt. An die Obersfelder richtete sie den Hinweis: „Nun seid ihr dran, euer möglichstes zu tun, dass es das bleibt was es ist – euer Dorfladen“.
Viel Erfolg dem Dorfladen wünschte auch Susan Schubert von der Arnsteiner Brauerei, die hofft, dass vielleicht auch in Büchold so ein Dorfladen entstehen könnte.
Wie schon mehrfach berichtet, wurde für das Projekt im Juli 2015 die „Dorfladen Obersfeld UG“ mit einem Stammkapital von 3600 Euro gegründet, deren ehrenamtliche Geschäftsführer Wolfgang Rüth, Jeanette Biernoth und Bernd Reitz sind.
Dazu kommen 127 stille Gesellschafter mit einer Einlage von rund 42 000 Euro, die durch einen Beirat vertreten werden. Grund und Boden sowie das alte Raiffeisengebäude wurde durch die UG erworben. Das geplante Investitionsvolumen beträgt rund 130 000 Euro, wobei es vom Amt für Ländliche Entwicklung einen Zuschuss in Höhe von 74 500 Euro gibt. Der angestrebte Umsatz liegt bei 20 000 Euro im Monat, wobei 1400 verschiedene Artikel im Laden angeboten werden.
Vier Verkäuferinnen aus Obersfeld, Hundsbach, Münster und Eußenheim sind für den Verkauf zuständig, wobei die Filialleitung in den Händen von Karin Pfister aus Obersfeld liegt.
Beliefert wird der Dorfladen von der Firma Igros aus Salz bei Bad Neustadt , die auch die Dorfläden in Aura und Thüngersheim beliefert, der Bäckerei Schwab aus Hammelburg sowie zahlreichen Firmen und Selbstvermarkter aus der näheren Umgebung.
Für die musikalische Umrahmung sorgte das aus sieben Musikern bestehende „Agrar-Ensemble“ unter der Leitung von Alois Ziegler, wobei nur zwei der Musiker aus Obersfeld kommen. Seinen Segen sprach Pfarrer Nikolaus Stanek.