Am 14. Oktober 1967 wurde die Karlstadter Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ geweiht, also vor 50 Jahren. Das ist für die Pfarrei aber diesmal nicht der Anlass für einen großen Rückblick. Vielmehr geht es am Mittwoch, 18. Oktober, um 19 Uhr im Pfarrsaal beim Gemeindeforum um die Zukunft.
Der große Rückblick hatte schon 2015 stattgefunden – unter anderem mit einer Ausstellung und einem Konzert der Regensburger Domspatzen. Denn da war es wiederum 50 Jahre her, dass die Pfarrei gegründet wurde. Am 21. November 1965 wurde der Grundstein für die neue Pfarrkirche gelegt.
Rechtzeitig zum 50. Geburtstag erhielt die Pfarrei im Juni 2015 die Nachricht: „Ein Abriss der Kirche ,Zur Heiligen Familie' ist auf absehbare Zeit nicht vorgesehen.“
Pfarrer Simon Mayer, der im Januar 2015 als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St. Georg antrat, stellte klar, dass die Pfarrkirche „Zur Heiligen Familie“ wegen ihrer Lage und ihrer Größe für 500 Personen als Zentrum der Pfarreigemeinschaft St. Georg unverzichtbar ist.
So segnete er am Kirchweihsonntag vor zwei Jahren mit den Kindern im hinteren Bereich der Kirche eine Kinderecke. Beeindruckend war die musikalisch spirituelle Lichtshow „Made in Heaven“, organisiert und durchgeführt von der Band „Zone 30“ und Freunden.
Und nach einem längeren Entscheidungsprozess steht seit heuer fest, dass der Kindergarten mit Kinderkrippe wesentlich erweitert wird. Dieses Vorhaben wird eines der Themen beim Gemeindeforum sein. Die Entscheidung war nicht leicht, hatten doch Eltern gerade erst den Freispielbereich mit großem Aufwand neu gestaltet. Und von diesem Grundstück wird nun ein Teil für den neuen Anbau benötigt.
Vor rund 50 Jahren nahm der Diözesanbischof und Ehrenbürger Karlstadts, Josef Stangl, die Weihe der Kirche vor. An diesem Tag wurden auch die zwei größten Glocken eingeweiht, die Anna und Otto Herold stifteten. Die Festmesse, die Pater Norbert mit seinem Kirchenchor und anderen Gruppen gestaltete, ist sogar auf einer Schallplatte verewigt.
Den damals mit Sichtbeton erbaute kreuzförmig angelegten Kirchenbau mit 500 Sitzplätzen planten Dombaumeister Hans Schädel und Architekt Friedrich Ebert. Der Einzug der Kapuziner, allen voran Pater Caspar Ballestrem, in den Konventbau erfolgte am 2. Juni 1969. Ihn unterstützten die Kapläne Pater Alto Blank und Pater Christian Häfele.
Ein reges Gemeindeleben entwickelte sich. Pater Norbert Weber gründete einen Jugendchor, den Bruno Maroscheck 1968 übernahm, als Pater Norbert Musikdirektor in Passau wurde. Die Bläsergruppe führte Josef Dotzauer weiter. Den Kirchenchor leitete Ernst Schmelz, bis ihn 1972 ebenfalls Bruno Maroscheck ablöste. Organisten waren zunächst Rainer Münzel und Roland Büchner, ab 1974 dann Felix Schmitt. Nikolaus Münzel übernahm die Schola. Pater Matthias Doll gründete 1970 den „Club Omega 70“, dem bis zu 70 Mitglieder angehörten.
Der Ordensbruder Pater Martin Geißelreiter übernahm 1971 die Pfarrei. Unter seiner Führung gründeten sich zwei Gruppen, die bis heute existieren: der Seniorenclub, der sich später mit dem Donnerstagstreff erweiterte, und der Frauenkreis, geprägt durch den langjährigen Einsatz von Wiltrud Biehle.
Pater Martin nahm 1976 Abschied von der „Heiligen Familie“. Mit ihm zog sich zugleich nach 330 Jahren der gesamte Kapuzinerkonvent zurück. 1976 kam Pfarrer Bernhard Haaf. Seinem energischen Sammel-Einsatz ist zu verdanken, dass 1979 eine neue Orgel eingeweiht werden konnte. Der 1983 gegründete Familienkreis begann mit seinen „Frühschichten für Erwachsene“ in der Fastenzeit. 1985 wechselte Haaf nach Bürgstadt.
Seine Nachfolge trat 1986 Pfarrer Rudolf Benz an, ein gebürtiger Retzbacher. Es entstanden neue Kreise, der Donnerstagstreff und ein Familiengottesdienstteam. Besonders die Ministranten lagen ihm am Herzen. Musikalisch neu belebt wurden die Bläser, Jugendchor und Kinderschola. Junge Künstler wurden zu Konzerten eingeladen. Benz engagierte sich für die Renovierung des Pfarrzentrums. Die Pfadfindergruppe DPSG, die 1990 noch 90 Mitglieder hatte, ist mittlerweile aufgelöst.
Da der Nachwuchs beim Frauenkreis fehlte, gründete 1991 Barbara Wolf den Frauenzirkel. 1992 gab es nach einem Aufruf von Lehrer Gustav Eichler in der Pfarrei auch Ministrantinnen. Die Gemeindereferenten Michael Metz, Gemeindeassistent Uwe Breitenbach und Pastoralreferenten Albert und Beatrice Otto und Heinz Weigand unterstützten erfolgreich die Gruppenarbeit.
1996/97 übernahm Pfarrer Benz trotz gesundheitlicher Probleme zusätzlich die vakante Pfarrei St. Andreas. Nach seinem Weggang übernahm 1999 Stadtpfarrer Klaus Beißwenger auch die Siedlungspfarrei. Kaplan Apollinaire Makambu Mulopo kam von 2001 bis 2007 zur Unterstützung. Seit 2002 ist Diakon Hans-Josef Klein für die Pfarrgemeinde und als Leiter der Sozialstation sowie als Krankenhausseelsorger bis heute tätig.
Der drohende Abriss des Pfarrzentrums seit November 2002 hatte fatale Auswirkungen. Das Konzept von Domkapitular Jürgen Lenssen und seinen Kollegen sah ein Pfarrzentrum mit Kapelle vor. Der Abriss wurde für 2005 angekündigt. Das Pfarreileben in der Gemeinde war wie gelähmt.
Mit einem Kooperationsvertrag gelang es Pfarrer Klaus Beißwenger 2006, die Pfarreigemeinschaft St. Georg auf den Weg zu bringen, der zunächst St. Andreas und die „Heilige Familie“ angehörten. Unter Beißwengers Nachfolger Marius Falk, der 2007 nach Karlstadt kam, folgten 2010 die Gemeinden Gambach, Mühlbach, Laudenbach und Stadelhofen als weitere Mitglieder der Pfarreigemeinschaft.