Widmet Partenstein ihm demnächst einen „Michl-Müller-Platz“? Was sind die drei F der „fränggischen Kultur“? Michl Müller bleibt am Sonntagabend in der Turnhalle Partenstein 700 Besuchern keine Antwort schuldig und provoziert Lachanfälle im Minutentakt.
„In Partenstein schlummert tief in der Seele ein christlicher Taliban“, spielt Pfarrer Michael Nachtrab auf die abgelehnte Namensgebung „Martin-Luther-Platz“ in der Dorfmitte an. Dass die Partensteiner im Grunde ein friedliches und liebenswertes Völkchen seien, wisse aber auch Michl Müller ganz genau: „Denn er ist heute bereits zum vierten Mal hier.“
Schockbilder-Idee
Sogleich eilt der „Dreggsagg“ aus Garitz am Fuße der Rhön auf die Bühne und präsentiert sich als Namensgeber für den „Michl-Müller-Platz“. Schließlich habe Franz Josef Strauß einen eigenen Airport. Für Horst Seehofer bleibe da nur noch die Bushaltestelle in Frammersbach. Trotz Schilderdiebstahl heißt sein Programm noch immer „Ausfahrt freihalten“, weil ihm ein tiefer gelegter BMW den Weg blockiert. Müllers Sprachwitz, Wortgewalt und irres Pointentempo hat so gar nichts vom bedächtigen Franken („da guck mer mal, da wart mer mal, dann fange mer von vorn an“).
Obwohl sein Versuch, Protestlieder zu schreiben und zu singen wie Xavier Naidoo kläglich gescheitert ist, behauptet er: „Es ist unsere Pflicht, dass wir uns aufregen“. Und was bringt den 44-Jährigen auf die Palme? Lächerlich seien die Schockbilder auf der Zigarettenschachtel: „Da gehören Merkel, Seehofer und Gabriel drauf.“ „Altweibersommer“ dürfe man nicht mehr sagen, sondern „Frauen mit Menstruationshintergrund“. Auf 180 bringen ihn die Flut der Kürbisse („Möpse des Gemüses“), militante Rentner, die in Kanälen wohnen und die „Flexitarierin“, die nur Fleisch von angefahrenen Tieren konsumiert. „Die fährt nachts Richtung Frammersbach und wartet, bis ihr ein Karnickel vor den Grill läuft.“ Er singt aus vollem Herzen „Ich bin ein Rock'n'Rhöner“ und bedauert frei nach Andrea Berg: „Ich werde nie ein Schmetterling“.
Auch das Innenleben Müllers wird vertont: „Es brodelt ein Vulkan in mir“ verrät er und erntet großes Gelächter für den fränkischen Brodest-Reggae „Zwiefelplootz un Federweißer“. Wenn letzteres im Körper aufeinander treffe, gleiche dies „Men's Health“. Kopfzerbrechen bereite ihm die Auseinandersetzung mit den „drei großen F“ der fränggischen Kultur: Frühschoppen, Federweißer, Fronleichnam. Man glaubt ihm seine Stammtischtreffs im „Latte & Mehr“ mit Frank und Holger aufs Wort und auch den Vergleich der Flüchtlingswelle mit den Ossis. „Die haben wenigstens ausgeschaut und geredet wie wir. Oder doch nicht? Jedenfalls sei der auf der Urlaubsinsel La Gomera gestrandete Afrikaner Tomtom – übrigens der erste Flüchtling im Dreggsagg-T-Shirt – gut in Garitz integriert.
Zugaben verlangt
Lachen pur war die Reaktion des Publikums auf Bushido-Anhänger mit Hosen auf Halbmast, auf Frauen, die vom sexuellen Abenteuer im fremden Land träumen oder die „versexte Gesellschaft“ mit Dessous-Dildo-Treffs statt Tupper-Party. Nicht minder boshaft widmet sich Michl Müller dem Grundjammern der saufenden Hausärzte und nennt die Polizeipräsenz auf dem Oktoberfest „betreutes Saufen“.
Restlos begeistert erhebt sich die Menge zu rhythmischem Applaus und Zugaberufen. Derer sind es nach Müllers legendärem „Hau nei“ fünf im Musik-Medley. Die Essenz nach dreieinhalb Stunden: Michl Müller begeistert seine Fans, umso mehr, als er in der Ballade „Einmal nur“ den Lebenssinn hinterfragt: „Was ist nur los? Es ist Krieg und ich steh? da in der Ünnerhos.“ Am 15. und 16. Dezember gastiert Michl Müller mit dem gleichen Programm in der Stadthalle Lohr. Beide Termine sind ausverkauft.