Im ehemaligen Möbelhaus Rüttger in Eußenheim tut sich etwas. Das alte Mobiliar ist herausgeräumt, neue Regale, Stellagen, Gitterkörbe und Kleiderständer haben Einzug gehalten. Ein großer Teil ist bereits bestückt. Richard Diel hat die Räume seit Jahresbeginn gemietet und richtet dort ein neues Geschäft ein: Ab Samstag, 13. März, möchte er den Kunden auf 2000 Quadratmetern ein ständig wechselndes Sortiment aus Insolvenzware und Restposten bieten.
Vor zehn Jahren schloss das Traditions-Möbelhaus Rüttger seine Pforten. Unzählige Versuche wurden unternommen, für das Gebäude auf Dauer wieder ein Unternehmen zu gewinnen. Sie sind aber letztendlich gescheitert, erinnert sich Eu-ßenheims Altbürgermeister Herbert Schneider. „Das war ein großes Sorgenkind.“ Er würde sich riesig freuen, wenn sich dort etwas Neues etablieren könnte.
Aufwertung für die Gemeinde
„Wir können es nur begrüßen, wenn dort wieder Leben hineinkommt“, erklärt Schneiders Nachfolger Dieter Schneider. Das sei eine Aufwertung für die Gemeinde Eußenheim. Das Möbelhaus Rüttger habe einen guten Namen gehabt. „Höchsten Respekt“ zollt der Eußenheimer Bürgermeister dem unternehmerischen Engagement von Richard Diel, der dieses Risiko in der heutigen Zeit eingehe.
An Unternehmergeist fehlt es Diel nicht. 15 Jahre lang hat der Himmelstadter mit seiner Frau Alice den Biergarten in Laudenbach betrieben. Als die Ersten in der hiesigen Freilandgastronomie am Main machten die Eheleute Diel das beliebte Ausflugsziel nicht zuletzt durch den Bau einer Minigolfanlage zu einer Attraktion.
Nun ist der Biergarten unterverpachtet. „Ich hätte gerne weitergemacht. Der Betrieb ist gut gelaufen“, sagt Diel. Aber der Gesundheit seiner Frau zuliebe hat sich Diel umorientiert, die Firma „R. Diel Konkurs & Insolvenzware Import-Export“ gegründet und für fünf Jahre die Rüttger-Räume gemietet. „Wir sind noch zu jung, um ganz aufzuhören“, erklärt der 52-Jährige.
Idee von Fernsehbeiträgen
Auf die Idee, ein Geschäft mit Insolvenzware zu eröffnen, haben ihn Beiträge im Fernsehen gebracht. Die Überlegung, dass es von Würzburg bis nach Lohr kein Angebot dieser Art gibt, bestärkte ihn in seinem Vorhaben. Er knüpfte Kontakte zu Insolvenzverwaltern, die ihm jetzt Waren aus pleitegegangenen Geschäften anbieten. „Aber wir sind kein Ein-Euro-Shop“, betont er.
Richard und Alice Diel wollen keinen „Ramsch“ verkaufen, sie legen Wert auf Qualität. „Wir nehmen nicht alles, was uns angeboten wird. Nicht jede Konkursmasse landet hier“, sagt Diel. Die Produkte stammen aus völlig unterschiedlichen Bereichen. Haushaltswaren, Werkzeug, Schuhe, Kleidung, Deko, Schreibwaren, Gartenzubehör, Saisonartikel und sogar Gastronomiebedarf findet der Kunde in dem neuen Geschäft.
„Darunter ist Marken- und Boutiquenware“, ergänzt Alice Diel, die die Büroarbeiten übernehmen wird, während ihr Mann für den Einkauf verantwortlich ist. Drei oder vier Arbeitskräfte will Diel auf 400-Euro-Basis beschäftigen. Die Artikel werden stark reduziert angeboten, erklärt Diel. Die Masse soll es machen. Welche Produkte der Kunde dann tatsächlich schätzt, werde sich im Lauf der Zeit herauskristallisieren. „Für uns ist das noch alles Neuland, aber wir fühlen uns gut vorbereitet“, sagt Richard Diel und verweist auf 30 Jahre Arbeit und Erfahrung als Selbstständiger.
3000 Quadratmeter umfasst die Fläche in dem ehemaligen Möbelhaus. Ein Drittel davon hat Diel an die Firma Steinmetz Büro- und Objekteinrichtungen weitervermietet, die dort ein Lager unterhält und einen Lagerverkauf von Büro- und Wohnmöbeln starten will. Das Unternehmen mit Sitz in Würzburg hat eine Filiale in Schweinfurt und möchte mit Ausstellungsstücken, Musterteilen, 1-b-Ware und gebrauchten Möbel auch den „dritten Weg“ gehen, erklärt Inhaber Horst Steinmetz.
Eröffnung für 13. März geplant
Die Eröffnung ist für Samstag, 13. März, geplant. Bis dahin stehen auch die genauen Öffnungszeiten fest. Die beiden ersten Wochen wollen Alice und Richard Diel durchgehend von Montag bis Samstag öffnen, danach eventuell nur noch von Mittwoch bis Samstag, damit Diel Luft für den Einkauf hat.