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EMMERICHSTHAL: Neues Vogelschutzgebiet bietet Unterschlupf für Schwarzstorch und Co.

EMMERICHSTHAL

Neues Vogelschutzgebiet bietet Unterschlupf für Schwarzstorch und Co.

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    Ortstermin im Wald für den Vogelschutz: Der Managementplan für das Vogelschutzgebiet (SPA) Nördlicher Forst Aura tritt in Kraft. Er sieht vor, dass in einem 1843 Hektar großen Gebiet geeignete Maßnahmen zum Schutz von Specht- und Kauzarten sowie von Waldschnepfe, Trauerschnäpper und Schwarzstorch eingehalten werden. Forstfachleute, Naturschutzvertreter und Holzrechtler machten sich ein Bild vom Zustand der Habitate. Das Bild zeigt unter anderem Klaus Bernhart, Leiter des AELF Karlstadt (links im Vordergund) und Christian Fischer, den Verfasser des Managementplanes (dahinter leicht verdeckt).
    Ortstermin im Wald für den Vogelschutz: Der Managementplan für das Vogelschutzgebiet (SPA) Nördlicher Forst Aura tritt in Kraft. Er sieht vor, dass in einem 1843 Hektar großen Gebiet geeignete Maßnahmen zum Schutz von Specht- und Kauzarten sowie von Waldschnepfe, Trauerschnäpper und Schwarzstorch eingehalten werden. Forstfachleute, Naturschutzvertreter und Holzrechtler machten sich ein Bild vom Zustand der Habitate. Das Bild zeigt unter anderem Klaus Bernhart, Leiter des AELF Karlstadt (links im Vordergund) und Christian Fischer, den Verfasser des Managementplanes (dahinter leicht verdeckt). Foto: Foto: Roland Bauernschubert

    „Das Ziel muss sein, den Schutz und die Nutzung der Natur unter einen Hut zu bringen.“ Klaus Bernhart, Leitender Forstdirektor vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Karlstadt sieht in dieser Maxime eine Kernaufgabe des Managementplanes für ein Vogelschutzgebiet (SPA) „Nördlicher Forst Aura“. Beim Runden Tisch in Emmerichsthal stellten Bernhart und Forstrat Michael Unger vom AELF vor Forstfachleuten, Naturschutzvertretern und Holzrechtlern den Managementplan für das Natura-2000-Projekt vor.

    Das „SPA Nördlicher Forst Aura“ ist ein 1843 Hektar großes Waldgebiet inmitten der Gemeinden Aura, Mittelsinn, Obersinn, Jossa, Marjoß, Mernes, Burgjoß und Oberndorf gelegen. Bis auf 3,9 Hektar ist das gesamte Gebiet Staatswald und damit unter der Verwaltung der Bayerischen Staatsforsten (BaySF). Es repräsentiert, mit teilweise altem Laub- und Laubmischwald und teilweise jüngeren Beständen mit viel Nadelholz, einen charakteristischen Waldausschnitt im nördlichen Spessart.

    Kritik vom Forstbetriebsleiter

    Das Ziel von Natura 2000, für bestimmte Vogelarten einen günstigen Erhaltungszustand zu gewährleisten, bezieht sich im konkreten Fall auf die Arten Grau-, Mittel- und Schwarzspecht, Sperlings- und Raufußkauz, Trauerschnäpper, Waldschnepfe und Schwarzstorch. Das ist teilweise nicht nachvollziehbar für Alfred Herr, Leiter des Forstbetriebes Hammelburg der BaySF. Warum, so sein Einwand, werden hier im Spessart Maßnahmen zum Schutz von Vogelarten wie dem Sperlingskauz unternommen, der eigentlich im Nordosten Europas bis hinauf nach Sibirien heimisch ist. „Wir tragen für den Erhalt dieser Arten hier im Spessart nicht die Verantwortung“, kritisierte Herr und regte an, die Schutzbemühungen eher auf regionale Arten zu richten.

    Gleichzeitig sicherte Herr jedoch weitgehende Kooperation in der Umsetzung der Vogelschutzvorgaben zu. Diese bestehen darin, totholz- und bitopbaumreiche Bestände zu erhalten und zu erhöhen, sowie lichte Altholzbestände innerhalb der natürlichen Dynamik zu bewahren.

    700 Hektar erfasst

    Christian Fischer, Vogelexperte und Verfasser des Managementplanes, zählte nötige und wünschenswerte Aspekte auf, die zum Erhalt der Vogelhabitate umgesetzt werden sollten. Im Jahr 2010 hatte Fischer drei Begehungen vorgenommen und in insgesamt 150 Stunden exemplarisch ein 700 Hektar großes Waldgebiet erfasst. Er hielt dabei Ausschau nach Bruthöhlen und geeigneten Nahrungsquellen für die zu erfassenden Vogelarten, und er streifte mit der Klangattrappe durch das Unterholz. Mit künstlich erzeugten Balzrufen sollten die Vögel zur Antwort animiert und so deren Anwesenheit nachgewiesen werden. Der Nachweis, so Fischer, gelang teils problemlos, teils gar nicht.

    Dies sei zwar kein Beweis für die Nicht-Existenz, erklärte Fischer, aber gerade beim kritisierten Sperlingskauz konnte kein Brutpaar im Schutzgebiet nachgewiesen werden. Dagegen finden sich alle Spechtarten, die in Deutschland vorkommen, auch im SPA-Gebiet wieder. Als einzigartige Besonderheit entdeckte Fischer auf seinen Streifzügen Dohlen, die in Schwarzspechthöhlen nisteten.

    Aktuell konnte Fischer für fast alle Vogelarten einen mittelmäßigen Erhaltungszustand attestieren, der sich aus den Kriterien „vorhandene Population“, „Habitatqualität“ und „Beeinträchtigungen“ ergibt. Aussagen über Verbesserungen oder Verschlechterungen der Lebensbedingungen seien aber kaum möglich, weil es keine Vergleichsdaten aus früheren Erfassungen gebe.

    Zwei Areale werden im Managementplan mit besonderen Schutzmaßnahmen hervorgehoben. Die vom Vogelkundler als für den Schwarzstorch geeignet eingestuften Gebiete am Großen Goldberg und in den Mohrenbachswiesen sollen diesen ausgesprochen scheuen Vogel künftig einladen.

    Managementplan

    In allen Mitgliedsstaaten der EU wird unter der Bezeichnung „Natura 2000“ ein europaweites Schutzgebietsnetz für besonders wertvolle Lebensraumtypen eingerichtet. Die dafür nötigen Maßnahmen werden in Managementplänen formuliert und dann in die Tat umgesetzt. Ein Managementplan ist die Leitlinie des staatlichen Handelns und soll Klarheit und Planungssicherheit bringen, für private Grundeigentümer begründet er jedoch keine unmittelbaren Verpflichtungen. Am Runden Tisch werden alle Beteiligten in die Managementplanung einbezogen und gegensätzliche Interessen von Behörden und Eigentümern sollen frühzeitig identifiziert und gelöst werden.

    Die Handlungsfreiheit der Grundeigentümer wird grundsätzlich nicht von einem Managementplan beschränkt. Es gilt jedoch das Verschlechterungsverbot, das alle Maßnahmen untersagt, die zu einer erheblichen Verschlechterung des Gebietes führen können.

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